Astro-Bild der Woche: Der Komet P/Shoemaker-Levy 9 auf dem Weg in sein Verderben

Der Komet P/Shoemaker-Levy 9 vor seiner Kollision mit Jupiter (NASA, ESA, and H. Weaver and E. Smith (STScI))
Der Komet P/Shoemaker-Levy 9 vor seiner Kollision mit Jupiter (NASA, ESA, and H. Weaver and E. Smith (STScI))

Zuallererst ein kurzer Hinweis in eigener Sache: Wie ich auf der Votingseite schon angekündigt habe, werde ich ab jetzt im Falle eines Stimmengleichstands Artikel über jedes Kandidatenbild schreiben und das Los (eine Münze) entscheiden lassen, mit welchem Bild ich beginne. Dieses Mal hat sich die Münze für Bild 4 entschieden, was bedeutet, dass sich die Leser, die für Bild 2 abgestimmt haben, in einer Woche auf die “Vorstellung” ihres Favoriten freuen können.

Das Astro-Bild der Woche zeigt einen Kometen, genauer gesagt die zahlreichen Fragmente des Kometen P/Shoemaker-Levy 9, der Mitte der 1990er Jahre für helle Aufregung in der astronomischen Gemeinschaft sorgte. Nachdem er im Frühjahr 1993 von Carolyn und Eugene Shoemaker sowie David H. Levy entdeckt wurde, stellte sich heraus, dass er sich auf Kollisionskurs mit dem Gasriesen Jupiter befand. Offenbar hatte er zuvor schon eine nahe Begegnung mit dem größten Planeten des Sonnensystems erfahren und war dabei von dessen Gravitationskraft in mehrere Stücke zerrissen worden, die sich fortan – aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur – durch das Sonnensystem bewegten.

Berechnungen seiner Umlaufbahn bestätigten, dass die 21 Fragmente (benannt mit den alphabetischen Buchstaben A bis W) des Kometen Mitte Juli 1994 mit dem Jupiter kollidieren würden. Es war eine einmalige Gelegenheit, den Einschlag eines Kometen live beobachten zu können und so richteten sich in der fraglichen Zeit viele leistungsfähige Instrumente auf den Jupiter, darunter auch einige Großteleskope und das Weltraumteleskop Hubble sowie die Raumsonde Galileo. Der Einschlag eines Kometen in die wasserstoffreiche Atmosphäre eines Gasriesen war wissenschaftliches Neuland und wurde mit Spannung erwartet. Man entwickelte sogar die Theorie, dass die Einschläge zu einer Kettenreaktion mit dem vorhandenen Wasserstoff führen und die gesamte Atmosphäre des Jupiters wegbrennen könnten. Das war allerdings recht weit hergeholt, allein schon aufgrund der Tatsache, dass Jupiter seine Atmosphäre immer noch besitzt, obwohl er im Laufe seiner Milliarden Jahre dauernden Existenz wahrscheinlich schon unzählige Kometeneinschläge erleiden musste.

Am 16. Juli 1994 war es schließlich soweit: das erste Fragment stürzte in die Jupiteratmosphäre. Unglücklicherweise befand sich der Einschlagort auf der Nachtseite des Planeten, weswegen man diesen Einschlag (und auch die nachfolgenden Einschläge) nicht direkt sehen konnte. Dennoch konnte die NASA-Raumsonde Galileo sehr helle Lichtblitze und Feuerbälle auf der im Schatten liegenden Seite des Planeten beobachten. Durch die sehr schnelle Rotationsgeschwindigkeit Jupiters kamen die Narben der Einschläge kurze Zeit später in Sicht und ließen die Wissenschaftler erstarren. Die Feuerbälle und Narben übertrafen teilweise die Größe unserer Erde (ja, richtig gelesen!). Das war sehr überraschend, weil die Kometenfragmente selbst eigentlich recht klein waren. Ihre Durchmesser lagen zwischen 50 und 1.000 Metern – verschwindend klein gegenüber dem Gasriesen Jupiter mit seinen fast 143.000 Kilometern Durchmesser.

Die Narben waren mehrere Monate lang zu erkennen, bevor sie langsam blasser wurden und verschwanden. Abschließend kann man sagen, dass dieses Ereignis ein Glücksfall für die Astronomen war, weil man auf diese Weise viele neue Erkenntnisse über die physikalischen und chemischen Prozesse und die Dynamik der Jupiteratmosphäre erhalten hat. Durch sein flammendes Ende hat P/Shoemaker-Levy 9 der Wissenschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen.

Einschlag des Fragments W. Die vier Aufnahmen machte die Raumsonde Galileo in einer Zeitspanne von sieben Sekunden (NASA / JPL)
Einschlag des Fragments W. Die vier Aufnahmen machte die Raumsonde Galileo in einer Zeitspanne von sieben Sekunden (NASA / JPL)
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Video-Link: https://youtu.be/pE06fBg_QJg

Animation der Einschläge von Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter, basierend auf den gesammelten Daten. (ESA / Hubble (M. Kornmesser & L. L. Christensen))

(THK)

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