Neue Studie wirft Licht auf den Ursprung der Bartenwale

"Alfred", der versteinerte Walschädel. (Image: Ben Healley)
"Alfred", der versteinerte Walschädel. (Image: Ben Healley)

Wissenschaftler der Monash University haben eine Schlüsselrolle beim Aufdecken des Ursprungs der Ernährungsweise von Bartenwalen gespielt, den größten Tieren, die jemals existiert haben. Die Entdeckung wird in einer Abhandlung beschrieben, die zusammen mit internationalen Forschern und Paläontologen des Museum Victoria verfasst wurde. “Alfred”, der 25 Millionen Jahre alte versteinerte Walschädel, wurde am 30. November 2016 in dem Museum präsentiert.

“Alfred zeigt, wie urzeitliche Bartenwale den evolutionären Schalter vom Beißen der Beute mit Zähnen hin zu einem Filtrierungsmechanismus mittels Barten umgelegt haben”, sagte der Seniorwissenschaftler Dr. Alistair Evans von der Monash University, einer der Autoren der Studie. “Sie wurden zunächst zu Saugfressern. Diese Ernährungsweise resultierte in einem geringeren Bedarf an Zähnen, daher gingen ihre Zähne im Verlauf der Zeit verloren, bevor sich die Barten entwickelten.”

Viele Rätsel drehten sich darum, wie und wann die Barten erstmals entstanden. “Aber jetzt haben wir lang gesuchte Belege dafür, wie die Entwicklung von Zähnen zum Gebrauch von haarähnlichen Barten ablief und das Erscheinen der größten Tiere auf dem Planeten ermöglichte”, sagte Dr. Evans.

Der versteinerte Schädel mit dem Spitznamen Alfred stammt von einem Exemplar einer ausgestorbenen Walgruppe namens Aetiocetidae, die zwar Zähne besaß, aber trotzdem ein früher Ast im Stammbaum der Bartenwale war. Alfreds Zähne zeigten außergewöhnlich wenig Hinweise auf ein Fressverhalten, was für ein völlig neues Evolutionsszenario spricht: Bevor sie ihre Zähne verloren und Barten entwickelten, nutzten diese Wale das Einsaugen, um Beute zu fangen.

Heutige Bartenwale – beispielsweise der Blauwal oder der Buckelwal – besitzen keine Zähne. Stattdessen haben sie die haarähnlichen Strukturen namens Barten entwickelt, die es ihnen ermöglichen, große Mengen winzigen Planktons wie Krill aus dem Meerwasser zu filtern. “Das Filtern ist der Schlüssel zum evolutionären Erfolg der Bartenwale”, sagte Dr. Erich Fitzgerald, Seniorkurator für Wirbeltierpaläontologie am Museum Victoria.

“Aber was Wissenschaftlern seit Charles Darwin wirklich Kopfzerbrechen bereitet hat, ist die Frage, wie genau die Wale den komplexen evolutionären Wandel vom Beißen der Beute hin zum Filtern von Plankton mittels Barten machten.” Diese ungewöhnliche Form der Zahnabnutzung wird nur in wenigen lebenden Meeressäugetieren wie dem Walross beobachtet, das eine Vor- und Zurückbewegung seiner Zunge nutzt, um Beute und unabsichtlich auch Material wie Sand einzusaugen.

Alfred zeigt, wie urzeitliche Bartenwale den evolutionären Schalter vom Beißen der Beute mit Zähnen hin zum Filtern mittels Barten betätigten: Sie wurden erst zu Saugfressern. Sich auf diese Weise zu ernähren führte dazu, dass die Zähne weniger gebraucht wurden – im Lauf der Zeit verloren sie ihre Zähne, bevor sie die Barten entwickelten. Das Forschungsteam untersucht jetzt den Rest von Alfreds Skelett und andere Fossilien aus Australien, die spannende Einblicke in die Entstehung der Bartenwale geben.

Die Forschungsarbeit wurde von einem Marie Sklodowska-Curie Global Postdoktorandenstipendium für Felix Marx, einem Australian Research Council Future Fellowship für Alistair Evans, einem Australian Research Council Linkage Project für Alistair Evans und Erich Fitzgerald und einem Australian Postgraduate Award für Travis Park unterstützt. Alfred wurde von J. Und G. Goedert, S. Benham und D. Reed gefunden und dem Museum Victoria gespendet. Die Studie wird im von Experten geprüften Wissenschaftsjournal Memoirs of Museums Victoria veröffentlicht und ist online verfügbar.

Quelle

(THK)

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