Astro-Bild der Woche: Herbig-Haro 34 – Die Schönheit einer Sterngeburt

Das Herbig-Haro-Objekt HH-34 und seine Umgebung, aufgenommen vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)
Das Herbig-Haro-Objekt HH-34 und seine Umgebung, aufgenommen vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)

Das Astro-Bild der Woche demonstriert die Schönheit, die mit dem chaotischen Prozess der Sternentstehung einhergeht: Ein junger, wachsender Protostern interagiert mit seiner Umgebung. Das Objekt mit der Bezeichnung Herbig-Haro-34 (HH-34) liegt rund 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt in der Nähe des berühmten Orionnebels, einer der produktivsten Sternentstehungsregionen in unserer Milchstraßen-Galaxie.

Der Protostern im Innern dieser ausgedehnten Gasstrukturen sammelt Materie aus einer ihn umkreisenden Gas- und Staubscheibe – Astronomen nennen diesen Prozess Akkretion. Als Folge der Wechselwirkungen von der einfallenden Materie mit den starken Magnetfeldern des Protosterns können sogenannte Herbig-Haro-Objekte entstehen. Aufgrund dieser Interaktionen stößt der Protostern in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Materie entlang seiner Rotationsachse in die Umgebung ab. Das Gas wird dabei auf sehr hohe Geschwindigkeiten von bis zu mehreren hundert Kilometern pro Sekunde beschleunigt und trifft auf Gas- und Staubwolken des interstellaren Mediums in der näheren Umgebung des Sterns. Im Kollisionsbereich bilden sich dann die Herbig-Haro-Objekte, benannt nach den beiden Astronomen George Herbig und Guillermo Haro, die sie zuerst genauer untersuchten.

Auf der obigen Aufnahme des Very Large Telescope (VLT), einem Hochleistungsteleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile, sind die Objekte als kleine aber auffällige, bogenförmige Strukturen oberhalb und unterhalb der Bildmitte zu sehen. Sie liegen einander direkt gegenüber, weil der Protostern das Gas entlang seiner Rotationsachse in entgegengesetzte Richtungen abgestoßen hat. Dort, wo das abgestoßene Gas auf die umgebende gasförmige Materie trifft, kommt es zu einer erhöhten Hitzeentwicklung, was zur Ausbildung der charakteristischen, bogenförmigen Strukturen führt. Im Gegensatz dazu ist der Ursprung des besonders auffälligen, wasserfallartigen Gebildes im linken Teil der Aufnahme noch nicht geklärt. Nachfolgende Studien werden sich näher damit beschäftigen.

Herbig-Haro-Objekte wie die hier abgebildeten sind extrem dynamisch und besitzen eine vergleichsweise geringe Lebensdauer von höchstens ein paar tausend Jahren, meistens jedoch deutlich weniger. Sie interagieren stark mit dem interstellaren Medium und können sich recht schnell verflüchtigen. Genau so schnell können sie allerdings auch praktisch wie aus dem Nichts auftauchen und das Erscheinungsbild einer begrenzten Himmelsregion binnen weniger Jahrzehnte maßgeblich verändern.

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Video-Link: https://youtu.be/ftujtQW5e2E

Diese Animation zeigt die zeitliche Entwicklung des Herbig-Haro-Objekts HH-34 basierend auf Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble aus den Jahren 1994, 1998 und 2007. (NASA, ESA, P. Hartigan (Rice University), G. Bacon (STScI))

Die langfristige Beobachtung von Herbig-Haro-Objekten erlaubt Rückschlüsse auf zahlreiche Vorgänge, die bei der weiteren Entwicklung der jeweiligen Protosterne eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören beispielsweise die Häufigkeit und die Geschwindigkeit, mit der die Materie abgestoßen wird oder auch die Masse der abgestoßenen Materie. Astronomen benutzen die gesammelten Beobachtungsdaten, um ihre Modelle des sehr komplexen Sternentstehungsprozesses anzupassen. Neben ihrer Bedeutung für die stellare Entwicklung zeigen sie aber auch einmal mehr, wie schön das Universum sein kann, wenn man bereit ist, genauer hinzuschauen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso9948b.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der “kosmische Drache” NGC 5189
Bild 2: Gas- und Staubwolken im Sternbild Schlange
Bild 3: Die Spiralgalaxie Messier 66

(THK)

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