Astropage.eu on Tour: “Ideen von der Zukunft – Science.Fiction.Future” im Südsauerlandmuseum Attendorn

Darth Vader aus der Star-Wars-Saga, eine der symbolträchtigsten Figuren des Science-Fiction-Genres. (astropage.eu)
Darth Vader aus der Star-Wars-Saga, eine der symbolträchtigsten Figuren des Science-Fiction-Genres. (astropage.eu)

“Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen.” – Diese beiden Sätze werden die Herzen zahlloser Science-Fiction-Fans höher schlagen lassen und sie in ihre Kindheit oder Jugend zurückversetzen. Aber in der Ausstellung unter dem Motto “Ideen von der Zukunft – Science.Fiction.Future” kommen nicht nur Fans der Kultserie “Raumpatrouille” auf ihre Kosten. Noch bis zum 1. September 2013 kann jeder an Wissenschaft und Utopie interessierte Besucher die mehr als 250 Exponate im Attendorner Südsauerlandmuseum bewundern.

Der Ursprung des Science-Fiction-Genres

Schon der englische Begriff “Science-Fiction” (Science = Wissenschaft, Fiction = Fiktion) demonstriert, dass Wissenschaft und Utopie in diesem Literatur- und Filmgenre untrennbar miteinander verwoben sind. Obwohl sich die Menschen schon immer Gedanken über die Zukunft gemacht haben, konnte die Science-Fiction im eigentlichen Sinne erst mit dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt Gestalt annehmen. Ein bedeutender Meilenstein dafür war sicherlich die Erfindung des Fernrohrs zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Mond und die damals bekannten Planeten wurden als große, eigenständige Himmelskörper erkannt, im Jahr 1610 entdeckte Galileo Galilei die vier nach ihm benannten Galileischen Monde des Jupiter: Io, Europa, Ganymed und Kallisto.

Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse führten dazu, dass sich die Menschen ihrer Zeit vermehrt fragten, wie es auf den fremden Himmelskörpern aussehen mag und ob man sie eines Tages würde erreichen können. Einige Autoren und Gelehrte dieser Zeit brachten ihre utopisch anmutenden Gedanken bereits wenige Jahre später zu Papier. Aber es sollten mehr als 100 Jahre vergehen, bis Schriftsteller wie Jules Verne und H. G. Wells dieses Genre ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts perfektionierten und die Geburt der Science-Fiction-Literatur einleiteten.

Die Ausstellung: Science-Fiction im Wandel der (Raum-)Zeit

So ist es nicht verwunderlich, dass in der Ausstellung mehrere Exponate gezeigt werden, die dem Betrachter das bahnbrechende Werk dieser Persönlichkeiten nahebringen. Zu bestaunen ist beispielsweise ein Miniatur-Modell des Unterseebootes Nautilus, basierend auf der sehr bekannten Verfilmung des Romans “20.000 Meilen unter dem Meer” von den Disney-Studios aus dem Jahr 1954.

Kinowerbeplakate für mehrere Science-Fiction-Filme aus den 50er Jahren. (astropage.eu)
Kinowerbeplakate für mehrere Science-Fiction-Filme aus den 50er Jahren. (astropage.eu)

In den 1950er und 1960er Jahren kam es zu merklichen Veränderungen der Science-Fiction in Literatur und Film. Das Unbekannte, das im endlosen Weltraum und auch in den unerforschten Tiefen der Weltmeere auf seine Entdeckung wartet, wurde zunehmend als Bedrohung dargestellt. Die Geschichten in Romanen und auf den Leinwänden handelten in dieser Zeit oft von bösartigen, außerirdischen Invasoren oder grässlichen und todbringenden Monstern aus dem All. Eine besondere Erwähnung verdienen an dieser Stelle natürlich die weltberühmte Science-Fiction-Serie “Raumschiff Enterprise” (“Star Trek”) aus der Feder Gene Roddenberrys und die vor allem im deutschsprachigen Raum bekannte Serie “Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion”, in der die Charaktere allerlei Bedrohungen bekämpfen, um die Erde zu schützen.

Beide Serien waren ihrer Zeit sprichwörtlich weit voraus. Sie beeinflussten nicht nur das Science-Fiction-Genre selbst, sondern auch das Alltagsleben der Menschen. In mehreren Bereichen des täglichen Lebens wurden neue, teils frische, teils radikale Designmöglichkeiten umgesetzt, zum Beispiel was die Kleidung oder das Möbeldesign angeht. Von dem unkonventionellen Möbel- und Instrumentendesign der Serie Raumpatrouille kann sich der Besucher der Ausstellung selbst überzeugen: Eine der sieben Folgen läuft auf einem Bildschirm in einer futuristisch beleuchteten Ecke eines Ausstellungsraums, eingerahmt von Texttafeln mit weiteren Informationen über die “Raumpatrouille” und ihren gesellschaftlichen Hintergrund.

Ein beliebtes Thema waren auch irdische Kreaturen, die sich durch den fahrlässigen Umgang der Menschen mit ihren neu erworbenen technischen Möglichkeiten zu gigantischen Monstren entwickelten. Viele dieser Geschichten und Filme sind als Mahnung an die Menschheit zu verstehen, sich der großen Verantwortung bewusst zu sein, die mit der Verwendung neuer Technologien einhergeht.

Wenn von Kultserien wie Raumschiff Enterprise oder Raumpatrouille die Rede ist, darf eine weitere, äußerst populäre Saga nicht fehlen: Star Wars. Diese Saga entstand einige Jahre nach Star Trek und zeigte schon einen ganz anderen Stil auf der Leinwand. Im Gegensatz zu den fast steril wirkenden Gesellschaftsformen in Star Trek oder Raumpatrouille war das Star-Wars-Universum geradezu schmutzig, verwegen, hinterhältig. Dieser völlig andere Stil war mit ein Grund für die unglaubliche Popularität, die seit den frühen 80er Jahren auch nicht nachgelassen hat.

Eher im Gegenteil. Star-Wars-Artikel erfreuen sich großer Beliebtheit, sowohl bei Sammlern der begehrten Originalmodelle als auch bei Kindern, die den immerwährenden Kampf Gut gegen Böse, Jedi gegen Sithlord, mit vielen Lego-Bausätzen nachspielen können. In der Ausstellung werden mehrere Lego-Modelle und einige der originalen Action-Spielsets aus den 80er Jahren präsentiert. Manch einer, der die Ausstellung mit seinem Nachwuchs besucht, wird sich an die Schlachten im eigenen Kinderzimmer erinnert fühlen.

Ein weiterer Ausstellungsraum mit interessanten Exponaten. Rechts im Hintergrund ist ein Originalkostüm aus dem Science-Fiction-Horrorfilm Alien von 1979 zu sehen. (astropage.eu)
Ein weiterer Ausstellungsraum mit interessanten Exponaten. Rechts im Hintergrund ist ein Originalkostüm aus dem Science-Fiction-Horrorfilm Alien von 1979 zu sehen. (astropage.eu)

Quo vadis Science-Fiction?

Die Ausstellung geht auch auf einen Trend ein, der sich seit Ende der 1990er Jahre abzeichnet. Paradoxerweise scheint sich der technische Fortschritt im Bereich der Kameratechnik und der computergenerierten Spezialeffekte nachteilig auszuwirken. Er führt dazu, dass die Regisseure zunehmend auf Letztere setzen und die Story selbst vernachlässigen. Aktuelle Science-Fiction-Filme sind oft mehrere hundert Millionen Dollar teure Materialschlachten, können aber trotzdem keine Spannung, keine dichte Atmosphäre aufbauen.

Ein Beispiel aus neuerer Zeit ist der Film Avatar von James Cameron, der im Rahmen der Ausstellung auf einer kleinen Leinwand präsentiert wird und angeschaut werden kann. Fans loben den Film wegen der zweifellos beeindruckenden Spezialeffekte, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Kritiker bezeichnen ihn aufgrund der offensichtlichen Parallelen dagegen als eine Art “Pocahontas im Weltraum” ohne eigene Ideen.

Blick in einen Ausstellungsraum. Vorne rechts steht das Modell eines außerirdischen Kampfschiffs aus dem Film Independence Day. (astropage.eu)
Blick in einen Ausstellungsraum. Vorne rechts steht das Modell eines außerirdischen Kampfschiffs aus dem Film Independence Day. (astropage.eu)

Wohin wird sich das Science-Fiction-Genre entwickeln? Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Zumindest im Filmgeschäft hängt es größtenteils vom Konsumenten ab. Wenn die Zuschauer weiterhin Materialschlachten à la Avatar oder Transformers sehen wollen und massenhaft in die Kinos strömen, wird der Trend so weitergehen. Wenn Filme dieser Machart in Zukunft öfter floppen und nicht die erwarteten Zuschauerzahlen bringen (und damit nicht den erwarteten Profit einspielen), müssen sich die Drehbuchautoren und Regisseure etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht hat eine fesselnde Geschichte ohne ständige Explosionen dann wieder einen höheren Stellenwert.

Auch diese Ausstellung kann nicht in die Zukunft sehen und den Werdegang vorhersagen, aber sie vermittelt dem Besucher viele spannende Eindrücke von der bisherigen Geschichte des Science-Fiction-Genres und dessen Einfluss auf die Literatur, den Film und die Gesellschaft.

(THK)

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