Neue Beobachtungen lösen Rätsel um fließende Obsidian-Lava

Dieser Obsidian-Lavastrom des Vulkans Puyehue-Cordon Caulle in Chile dampft, nachdem Regen auf ihn fiel. (Image courtesy of Dr. Hugh Tuffen / Lancaster University)
Dieser Obsidian-Lavastrom des Vulkans Puyehue-Cordon Caulle in Chile dampft, nachdem Regen auf ihn fiel. (Image courtesy of Dr. Hugh Tuffen / Lancaster University)

Forscher haben die ersten Beobachtungen davon gemacht, wie ein seltener Lavatyp sich auch fast ein Jahr nach einem Vulkanausbruch weiter fortbewegt. Die Wissenschaftler besuchten im Januar dieses Jahres den Vulkan Puyehue-Cordón Caulle in Chile und stellten fest, dass sich der Obsidian-Lavastrom noch immer vorwärts bewegte, obwohl der Vulkan seine Aktivitäten bereits seit April 2012 eingestellt hatte. Die Arbeit eines internationalen Forschungsteams unter Leitung von Dr. Hugh Tuffen und Dr. Mike James vom Environment Centre der Lancaster University wird im Journal Nature Communications veröffentlicht.

Obsidian-Lava ist sehr zäh und kann so gerade eben fließen, wobei sie sich mehr wie ein Gletscher fortbewegt. Dieser Lavatyp, reich an Silikaten, bildet ein natürliches Glas namens Obsidian, wenn er abkühlt und sich verfestigt. Das vulkanische Glas schiebt sich als dicke, brüchige Kruste aus schwarzem Gestein zentimeterweise voran und bedeckt die darin quellende Lava.

Dr. Tuffen sagte: “Wir stellten fest, dass die Lava nach fast einem Jahr immer noch herausquoll und sich zwischen einem und drei Metern pro Tag vorwärts schiebt. Obwohl sie sich langsam bewegt, könnte sie beschleunigen oder zusammenfallen, wenn sie einen steilen Hang erreichen würde, und Gase in ihrem Innern können plötzlich explodieren – sie ist wie Lava mit einer Magenverstimmung.”

Das Team mit Professor Jon Castro von der Universität Mainz und Dr. Ian Schipper von der Victoria University in Wellington machte außerdem neue Entdeckungen darüber, wie die Obsidian-Lava fließt. Das weist den Weg in Richtung eines neuen Modells über das Voranschieben von Laven.

“Sie sieht aus wie ein bis zu 40 Meter dickes, festes Kliff aus zerbröckelndem Gestein – das ist so dick wie zehn Doppeldeckerbusse. Aber wir fanden heraus, dass sich versteckt unter dieser Kruste eine heiße (bis zu 900 Grad Celsius), langsam fließende Lava befindet, die an den Rändern des Lavastroms herausbrechen kann und ihm hilft, sich vorwärts zu schieben. Bislang vermutete man, dass dies nur in roter, heißer, fließender Lava – basaltischer Lava – auftritt, aber wir haben gezeigt, dass zähe Obsidian-Lava ihren fließenden Cousins recht ähnlich ist.”

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Video-Link: https://youtu.be/ruaDO_IgH7Y

Kurze Beschreibung der aktuellen Forschungsergebnisse. (Volcano footage is courtesy of Professor Jonathan Castro / Lancaster University)

Obwohl selten beobachtet, kann Obsidian-Lava in der Endphase von einigen der größten und explosivsten Ausbrüche auf der Erde ausgeworfen werden, darunter jenen von Supervulkanen wie dem Yellowstone-Vulkan und der größten Eruption des 20. Jahrhunderts am Katmai in Alaska. Die jüngsten Gelegenheiten, fließende Obsidian-Lava zu sehen, waren jedoch die letzten drei Ausbrüche des Puyehue-Cordón Caulle in Chile in den Jahren 2011, 1960 und 1921.

Obsidian von Lavaströmen findet man in vielen archäologischen Stätten auf der ganzen Welt, weil es lange Zeit ein kostbares und reich gehandeltes Material für Messer, Pfeilspitzen und Schneidwerkzeuge war. Aufgrund seiner bemerkenswert scharfen Ränder findet es noch heute Anwendungen in der Chirurgie.

Dr. Tuffen wird von der Royal Society gefördert.

Quelle: http://www.lancaster.ac.uk/news/articles/2013/unique-sighting-of-lava-solves-mystery/

(THK)

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