Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion RCW 108 im Sternbild Altar

Kompositbild der Sternentstehungsregion RCW 108, basierend auf Daten der Weltraumteleskope Chandra und Spitzer. (NASA / JPL-Caltech / CXO / CfA)
Kompositbild der Sternentstehungsregion RCW 108, basierend auf Daten der Weltraumteleskope Chandra und Spitzer. (NASA / JPL-Caltech / CXO / CfA)

Auf diesem Bild ist ein sehr interessantes Gebiet im südlichen Sternbild Ara (Altar) zu sehen: die Sternentstehungsregion RCW 108. Das mehrere Lichtjahre große Gebiet befindet sich rund 4.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt – das entspricht ungefähr der dreifachen Distanz des berühmten Orionnebels.

Für professionelle Astronomen ist diese Sternentstehungsregion vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie dort die komplexen Wechselwirkungen zwischen den ausgedehnten Gaswolken und den nahen, jungen Sternen beobachten können. Die Region enthält mehrere junge Sternhaufen, von denen einer sehr tief in eine riesige Wolke aus molekularem Wasserstoff eingebettet ist. Die Position dieses Sternhaufens erscheint auf dem Bild als das auffällige, gelb-orangefarbene Objekt etwas links von der Bildmitte.

Die gelben und rötlichen Farbtöne repräsentieren Beobachtungsdaten des Weltraumteleskops Spitzer, das den Himmel im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums betrachtet. Weil sehr junge Sterne oft hinter dichten Gas- und Staubwolken verborgen liegen, können sie nur schwer in sichtbaren Wellenlängen untersucht werden. Infrarotbeobachtungen mit Spitzer und anderen darauf spezialisierten Instrumenten umgehen dieses Problem, indem längerwelliges Licht registriert wird, das die Materiewolken durchdringen kann. So können die Astronomen trotzdem verfolgen, was tief im Innern der stellaren “Geburtskokons” geschieht.

Weitere Details steuerte das Weltraumteleskop Chandra bei. Chandra ist genau wie Spitzer ein hochspezialisiertes Beobachtungsinstrument, das einen bestimmten Wellenlängenbereich abdeckt. In Chandras Fall ist es aber keine Infrarotstrahlung, sondern energiereiche Röntgenstrahlung.

Die Chandra-Daten sind in bläulichen Farbtönen wiedergegeben. Sie zeigen zahlreiche Röntgenquellen, die in dem Gebiet verstreut sind. Dort wo die Gas- und Staubwolken zu sehen sind, scheint es einen Mangel an derartigen Röntgenquellen zu geben. Das scheinbare Fehlen der Röntgenquellen in diesem Gebiet ist darauf zurückzuführen, dass die Gas- und Staubwolken nicht nur sichtbares Licht blockieren, sondern auch die Röntgenemissionen der jungen Sterne.

Links sind außerdem einige Sterne eines anderen Sternhaufens namens NGC 6193 zu erkennen. Die jungen, massereichen Sterne in diesem Sternhaufen emittieren große Mengen ultravioletter Strahlung und erzeugen gewaltige Sternwinde – viel gewaltiger als der uns bekannte Sonnenwind. Die Sternwinde und die energiereiche Strahlung erodieren die nahen Gas- und Staubwolken recht schnell (in kosmischen Maßstäben betrachtet). Einerseits können die Sterne dadurch die Entstehung neuer Sterngenerationen verhindern, indem sie die dafür notwendige Grundlage – gasförmige Materie – zerstören. Andererseits kann aber auch das Gegenteil passieren: Die starken Sternwinde können lokale Gasvorkommen komprimieren, woraufhin sie zu kollabieren beginnen, um einige tausend Jahre später einen jungen Protostern zu bilden.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA11226.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Gasjet eines jungen Sterns
Bild 3: Ein Materiering um den Magnetar SGR 1900+14
Bild 4: Der Supernova-Überrest Cassiopeia A

(THK)

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