Astro-Bild der Woche: Nebelstrukturen im Grenzgebiet von Sagittarius und Corona Australis

WISE-Aufnahme eines Gebietes zwischen den Sternbildern Schütze und Südliche Krone, wo zahlreiche neue Sterne entstehen. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
WISE-Aufnahme eines Gebietes zwischen den Sternbildern Schütze und Südliche Krone, wo zahlreiche neue Sterne entstehen. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Das Astro-Bild der Woche zeigt ausgedehnte Nebelstrukturen, die sich im Grenzgebiet der beiden Sternbilder Sagittarius (Schütze) und Corona Australis (Südliche Krone) befinden. Die abgebildete Region umfasst am Himmel eine Fläche von zwölf Vollmonden. Aber wenn das dargestellte Gebiet tatsächlich so groß ist und diese eindrucksvollen Nebelwolken enthält, wieso erkennt man die Strukturen nicht, wenn man nachts zum Himmel blickt?

Mit bloßem Auge sehen wir nur das Dunkel des Nachthimmels, einige (oder viele) Sterne und wenige nebelähnliche Objekte. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass unser Auge nicht für Langzeitbelichtungen konzipiert ist – es kann Licht höchstens ein paar Sekunden lang sammeln. Lichtschwache Objekte können daher kaum erkannt werden. Ein schönes Beispiel dafür ist die Andromeda-Galaxie M31, die am Himmel etwa mit dem sechsfachen Vollmonddurchmesser erscheint. Mit dem bloßem Auge können wir aber lediglich ihren hellen Kernbereich ausmachen, und auch das nur unter guten Beobachtungsbedingungen. Ihre Randbereiche emittieren nicht genug Licht, um von unserem Auge wahrgenommen zu werden. Erst Langzeitbelichtungen und die entsprechenden Bildbearbeitungstechniken bringen die wahre Größe der Galaxie am Himmel zum Vorschein.

Ein anderer Grund hängt ebenfalls mit dem emittierten Licht zusammen, genauer gesagt mit dessen Wellenlänge. Ausgedehnte Gas- und Staubwolken geben ihr Licht auch in Wellenlängen ab, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Das obenstehende Bild basiert auf Daten, die das Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums gesammelt hat. Es zeigt also die (geringe) Wärmeabstrahlung der Gas- und Staubwolken und nicht das sichtbare Licht.

In dem fraglichen Gebiet, einer aktiven Sternentstehungsregion, sind mehrere Nebel verzeichnet, die das sichtbare Licht naher Sterne durch dichten Staub abschwächen oder reflektieren, beispielsweise NGC 6726, NGC 6727, NGC 6729 und IC 4812. Der Infrarotblick von WISE dringt dagegen tief in die Gas- und Staubwolken ein und lässt oben rechts junge Sterne erkennen, die sich in den ersten Stadien ihrer Entwicklung befinden, hier dargestellt in blau und cyan. Es handelt sich um einen offenen Sternhaufen, der den Namen Coronet Cluster trägt. Der rund zehn Lichtjahre große Sternhaufen besteht aus ein paar Dutzend Sternen, von denen die meisten nur wenige Millionen Jahre alt sind. Seine Entfernung zu unserem Sonnensystem wird mit 420 Lichtjahren angegeben.

Eine ganz andere Art Sternhaufen ist links von der Bildmitte zu sehen. NGC 6723, so seine Katalogbezeichnung, ist ein Kugelsternhaufen, der ungefähr 29.000 Lichtjahre entfernt liegt. Er enthält mehrere hunderttausend Sterne in einem relativ kleinen Volumen: Sein Durchmesser beträgt rund 65 Lichtjahre. Das entspricht etwa dem 6,5-fachen Durchmesser des oben genannten offenen Sternhaufens, aber aufgrund der wesentlich höheren Anzahl von Sternen ergibt sich ein ganz anderer visueller Eindruck. Die Gravitation seiner zahlreichen Sterne zwingt ihn in eine annähernd kugelförmige Gestalt, die man gut von offenen Sternhaufen unterscheiden kann.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13064.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Junge Sterne im Sternbild Vulpecula
Bild 3: Der offene Sternhaufen NGC 7380
Bild 4: Ein Ausschnitt von Saturns größtem Staubring in Infrarot

(THK)

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