Astro-Bild der Woche: Weitfeldaufnahme der Sternentstehungsregion Gum 15

Diese Weitfeldansicht der Sternentstehungsregion Gum 15 stammt vom MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)
Diese Weitfeldansicht der Sternentstehungsregion Gum 15 stammt vom MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO)

Die Sternentstehungsregion Gum 15 befindet sich am Himmel der südlichen Hemisphäre und ist damit für Beobachter in Mitteleuropa leider nicht sichtbar. Sie liegt im Sternbild Vela (Segel des Schiffs) und ist rund 3.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt, das entspricht mehr als der doppelten Entfernung des berühmten Orionnebels (circa 1.350 Lichtjahre).

Gum 15 ist eine H-II-Region und gehört als solche zu den sogenannten Emissionsnebeln, die im Gegensatz zu den Reflexionsnebeln von selbst leuchten. H-II-Regionen wie Gum 15 enthalten große Mengen ionisierten, atomaren Wasserstoffs, der als Grundvoraussetzung für die lokale Entstehung von Sternen dient. Das Leuchten entsteht durch Ionisationsprozesse, bei denen die energiereiche, ultraviolette Strahlung junger, massereicher Sterne mit den umgebenden Gaswolken wechselwirkt und die Gasteilchen zum Leuchten anregt. Die Photonen des ultravioletten Lichts schlagen dabei Elektronen aus den Wasserstoffatomen heraus, wodurch Wasserstoffionen entstehen. Wenn diese Wasserstoffionen ihrerseits wieder herumirrende, freie Elektronen einfangen, emittieren sie ein Photon mit einer bestimmten Wellenlänge. Eine solche Wellenlänge – H-alpha (Hα) genannt – sorgt für das charakteristische, rötliche Leuchten dieser Regionen.

Dieselben Sterne, die für das prachtvolle Leuchten der riesigen Molekülwolken verantwortlich sind, werden sie über kurz oder lang aber auch zerstören. Die Strahlung und die enorm starken Sternwinde erodieren die Wolken langsam, so dass sie nur eine durchschnittliche Lebensdauer von wenigen Millionen Jahren haben – ein Augenblick, in kosmischen Maßstäben betrachtet. Im Fall von Gum 15 sind die Mitglieder des Sternhaufens Collinder 197 die Hauptverdächtigen für die Erosion und die langsame Zerstörung der Wolke. Im Zentrum der Aufnahme ist der hellste Stern dieses Sternhaufens zu sehen: HD 74804, so seine Katalogbezeichnung, ist ein blauer Riesenstern. Die auffallend dunklen Strukturen, die sich durch den Gasnebel ziehen, sind Dunkelwolken, die das Licht der hinter ihnen liegenden Objekte fast vollständig verschlucken.

Die Aufnahme wurde mit dem Wide Field Imager des MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskops am La Silla Observatorium der Europäischen Südsternwarte gemacht. Das Observatorium umfasst mehrere leistungsfähige Teleskope und befindet sich am Rand der chilenischen Atacama-Wüste. Die sehr trockene Luft und seine Lage auf dem rund 2.400 Meter hohen Berg La Silla ermöglichen detaillierte astronomische Untersuchungen vieler interessanter Beobachtungsobjekte. Dazu zählen Sternentstehungsregionen in unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie, aber auch weit entfernte Galaxien.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/publicationjpg/eso1420a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Eine Dunkelwolke in der H-II-Region Gum 15
Bild 2: Der Kugelsternhaufen M54
Bild 4: Die Dreiecksgalaxie M33 im Sternbild Dreieck

(THK)

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