Erster Fund einer Pilzmückenlarve in Südamerika

Ein ausgewachsenes Weibchen der Pilzmückenart Neoempheria puncticoxa. (Pensoft / Oliveira S. et al. / CC BY 4.0)
Ein ausgewachsenes Weibchen der Pilzmückenart Neoempheria puncticoxa. (Pensoft / Oliveira S. et al. / CC BY 4.0)

Ein Forschungsteam aus Brasilien und Kanada hat ein südamerikanisches Beispiel für Wechselwirkungen zwischen einer Gruppe Fliegen und den Pilzen gefunden, von denen sie sich als Larven ernähren. Obwohl diese Fliegengruppe mehr als 1.100 bekannte Spezies aus Süd- und Zentralamerika umfasst, ist dies der erste Bericht über eine Spezies aus der Gruppe, die mit einem Wirtspilz in Südamerika in Verbindung steht. Die Studie wurde im Open-Access-Journal Biodiversity Data Journal veröffentlicht.

Sogar trotz der großen Anzahl kürzlicher Studien über die biologische Vielfalt in Südamerika gibt es noch immer große Fachbereiche, die unerforscht sind. Die Naturgeschichte und biologische Vielfalt der sich von Pilzen ernährenden Fauna (sogenannte Fungivoren) in der Region fallen in diese Kategorie.

“Im Gegensatz zu Regionen wie Europa gibt es nur sehr wenig Forschung über die Pilze bewohnenden Tiere Südamerikas”, sagte Chris Borkent, Postdoktorand an der California State Collection of Arthropods in Sacramento (Kalifornien).

Pilze und andere Pilzformen repräsentieren ein kurzlebiges und sich veränderndes Habitat, das von den Organismen, die es nutzen, schnell gefunden und erschlossen werden muss. Wir besitzen allerdings nur sehr wenige Kenntnisse über die Vielfalt dieser Miniatur-Ökosysteme und darüber, wie diese Tiere die Pilze finden und nutzen.

Eine wichtige Tierfamilie, die sich von Pilzen ernährt, sind die Pilzmücken – eine Gruppe aus circa 4.500 Arten kleiner Fliegen, deren Larven sich von Pilzen auf der ganzen Welt ernähren. Diese Larven wiederum dienen als Beute für verschiedene andere Tiere, sowie als Wirte für eine Reihe Parasiten und Parasitoiden.

“Wir konnten erfolgreich eine Pilzmückenspezies auf zwei verschiedenen Pilzarten in Brasilien großziehen”, sagte Sarah Oliveira, Professorin am Departamento de Ecologia an der Universidade Federal de Goiás in Goiâna (Brasilien). Das ermöglichte auch die Untersuchung der unterschiedlichen Lebensstadien, was Einblicke in das Ernährungsverhalten der Spezies und in den Ablauf ihrer Metamorphose lieferte.

“Aufgrund dieser vielversprechenden ersten Ergebnisse sammeln wir aktiv andere Pilze und lassen die Larven darin heranwachsen”, sagte Oliveira. “Wir haben bereits mehrere Aufzeichnungen verschiedener Spezies gemacht und planen, diesen Ansatz weiterzuverfolgen, um Verbindungen zwischen unterschiedlichen Pilzmückengruppen und Pilzen aufzuzeigen.”

Die Dynamik moderner Wälder hängt stark vom Leben und der Aktivität der Pilze und der mit ihnen zusammenhängenden Ökosysteme ab.

“Auf lange Sicht”, so sagte Dalton de Souza Amorim, Senior Professor am Departamento de Biologia der Universidade de São Paulo (Ribeirão Preto, Brasilien), hilft uns das Wissen über die Entwicklung der Beziehungen zwischen Pilzmücken (und anderen Fungivoren) und den Pilzen selbst dabei, die Entwicklung gemäßigter und tropischer Wälder während der vergangenen 145 Millionen Jahre zu verstehen.”

Die Zukunft der Untersuchung von Pilz-Ökosystemen in Südamerika ist angebrochen.

Abhandlung: “First record of Neoempheria Osten Sacken (Diptera, Mycetophilidae) biology in the Neotropical region, with associations between its larvae and fungi” von Oliveira S, Albertoni F, Borkent C, Amorim D (2015), Biodiversity Data Journal 3: e5073. doi: 10.3897/BDJ.3.e5073

Quelle: http://www.pensoft.net/news.php?n=493

(THK)

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