Neue Erkenntnisse zur Magnetosphäre des O-Typ-Sterns NGC 1624-2

Schematischer Vergleich zwischen der Größe des Magnetfeldes von NGC 1624-2 und unserem Sonnensystem. (SOHO Consortium / ESA / NASA)
Schematischer Vergleich zwischen der Größe des Magnetfeldes von NGC 1624-2 und unserem Sonnensystem. (SOHO Consortium / ESA / NASA)

Beobachtungen mit dem NASA-Weltraumteleskop Chandra haben ergeben, dass die ungewöhnlich große Magnetosphäre um einen O-Typ-Stern namens NGC 1624-2 einen tobenden Sturm aus extremen Sternwinden und dichtem Plasma enthält. Das Plasma schluckt Röntgenstrahlung, bevor sie in den Weltraum entweichen kann.

Die Ergebnisse eines Forschungsteams unter Leitung der außerordentlichen Professorin Véronique Petit vom Florida Institute of Technology könnten Wissenschaftlern möglicherweise helfen, den Lebenskreislauf bestimmter massereicher Sterne besser zu verstehen, welche für die Produktion von Metallen zur Bildung weiterer Sterne und Planeten entscheidend sind. Die Ergebnisse wurden am 23. September 2015 im Journal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society der Oxford University Press veröffentlicht.

Der massereiche O-Typ-Stern – der heißeste und hellste Sterntyp im Universum – besitzt die größte bekannte Magnetosphäre in seiner Klasse. Petit stellte fest, dass das Magnetfeld von NGC 1624-2 Gas einfängt, welches von dem Stern zu entweichen versucht, und dass diese Gase ihre eigene Röntgenstrahlung absorbieren. Die starken Sternwinde des Sterns sind drei- bis fünfmal schneller und mindestens 100.000 Mal dichter als der Sonnenwind unserer Sonne. Diese Winde mühen sich mit dem Magnetfeld ab, und die gefangenen Teilchen erzeugen die gigantische Aura des Sterns aus heißem, sehr dichten Plasma.

“Das Magnetfeld lässt den Sternwind nicht entkommen, dadurch entstehen diese starken Strömungen, die zu Frontalkollisionen am magnetischen Äquator gezwungen werden, wodurch das Gas schockartig auf 10 Millionen Kelvin aufgeheizt wird und große Mengen Röntgenstrahlung freigesetzt werden”, sagte Petit. “Aber die Magnetosphäre ist so groß, dass fast 80 Prozent dieser Röntgenstrahlen absorbiert werden, bevor sie imstande sind, in den freien Weltraum zu entkommen und das Chandra-Teleskop zu erreichen.” Petit war Mitglied eines Forschungsteams, das den Stern im Jahr 2012 entdeckte.

Das Magnetfeld von NGC 1624-2 ist an der Oberfläche 20.000 Mal stärker als das solare Magnetfeld an der Sonnenoberfläche. Befände sich NGC 1624-2 im Zentrum unseres Sonnensystems, würden sich die Bögen aus dichtem, heißen Plasma fast bis an die Umlaufbahn der Venus erstrecken.

Nur einer von zehn massereichen Sternen besitzt ein Magnetfeld. Im Gegensatz zu kleineren Sternen wie unserer Sonne, die Magnetismus mittels eines inneren Dynamos erzeugen, sind die Magnetfelder von massereichen Sternen “Relikte” aus einem Ereignis in der Frühzeit ihres Lebens, möglicherweise die Kollision mit einem anderen Stern.

Petit und ihr Team, darunter die Doktorandin Rebecca MacInnis vom Florida Institute of Technology, werden im Oktober sogar noch mehr über NGC 1624-2 erfahren, wenn sie Daten des Weltraumteleskops Hubble erhalten. Das Weltraumteleskop wird die Dynamik der gefangenen Sternwinde in dem System untersuchen.

Andere Wissenschaftler, die zu der Forschungsarbeit beigetragen haben, waren: David Cohen (Swarthmore College), Gregg Wade (Royal Military College of Canada), Yael Nazé (L’Université de Liège), Stanley Owocki (University of Delaware), Jon Sundqvist (University of Delaware), Asif ud-Doula (Penn State Worthington Scranton), Alex Fullerton (Space Telescope Science Institute), Maurice Leutenegger (NASA / Goddard Space Flight Center / University of Maryland), Marc Gagné (West Chester University).

Die Abhandlung ist verfügbar unter:
http://mnras.oxfordjournals.org/content/453/3/3288

Quelle: http://newsroom.fit.edu/2015/09/22/hot-dense-magnetic-star/

(THK)

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