Blitze fotografieren

Gewitter vom 10. Juni 2018. (Credit: astropage.eu)
Gewitter vom 10. Juni 2018. (Credit: astropage.eu)

Gewitter gehören mit zu den spektakulärsten Naturschauspielen. Da sie besonders in den Sommermonaten vermehrt auftreten, häufen sich in der Zeit auch die Anfragen zu Tipps und Tricks, wie man Gewitter beziehungsweise Blitze fotografieren kann. Dieses kurze Tutorial soll einen Überblick geben, was es alles zu beachten gilt und mit welchen Einstellungen man an die Sache rangehen kann. Die verschiedenen Aspekte werden nach und nach angesprochen und (hoffentlich) verständlich erklärt, so dass man auf diesen Tipps aufbauen kann, um seine eigene Vorgehensweise zu verfeinern.

Sicherheit
Der wichtigste Tipp zuerst (und noch dazu in Rot): Nicht in Lebensgefahr begeben, nur um ein spektakuläres Foto zu schießen!
Das Fotografieren von Unwettern, Gewitterstürmen und Blitzen ist immer mit einem Risiko verbunden, da diese Naturphänomene völlig unberechenbar sind. Blitze können beispielsweise auch viele Kilometer entfernt vom Gewitterzentrum einschlagen. Um das Restrisiko zu minimieren, sollte man von möglichst sicheren Orten aus fotografieren, zum Beispiel aus dem Innern von geschlossenen Gebäuden oder Autos.

Klar kann man jetzt den Einwand bringen, dass das die Suche nach schönen Motiven (Landschaft, etc) erheblich einschränkt. Das ist richtig, aber in diesem Abschnitt geht es um die Sicherheit. An dieser Stelle muss man an den gesunden Menschenverstand appellieren und nochmals darauf hinweisen, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben. Tut man es doch, etwa um ein bildgewaltiges Motiv mit Gewittersturm in freier Landschaft abzulichten, ist man selbst für seine Entscheidungen verantwortlich. Das mag für den einen oder anderen Leser vielleicht etwas spießig oder ängstlich klingen, aber im Grunde genommen ist kein Bild es wert, sein Leben dafür zu riskieren. Übrigens ist das auch ein Grund dafür, warum hier im Tutorial bislang nur relativ unspektakuläre Vordergrundmotive wie Wohngebiete auf den Bildern zu sehen sind. Die Bilder entstanden aus einem Fenster heraus mit Blick auf ein Wohngebiet. Natürlich können die Tipps auch auf spektakulärere Motive angewandt werden.

“Outdoor” sollte man unbedingt darauf achten, dass die Kamera geschützt ist und nicht nass wird. Es gelten die üblichen Sicherheitshinweise zum Verhalten bei Gewittern in freier Natur, wenn kein geeigneter Schutz vorhanden ist. Nicht unter Bäumen etc Schutz suchen, geduckte Kauerstellung mit den Füßen dicht nebeneinander, um wenig Angriffsfläche zu bieten.

Gewitter am 22. Juni 2017. (Credit: astropage.eu)
Gewitter am 22. Juni 2017. (Credit: astropage.eu)

Equipment: Kamera und Objektiv
Das Fotografieren von Blitzen hat ein paar Ähnlichkeiten mit dem Fotografieren von der Milchstraße oder Sternen. Am einfachsten kommt man zu vorzeigbaren Ergebnissen, wenn man Langzeitbelichtungen macht. Jede gängige digitale Spiegelreflexkamera verfügt über entsprechende Belichtungsmodi. Das Objektiv sollte möglichst weitwinklig sein, um einen großen Bildausschnitt und damit auch viele Blitze zu erfassen. Aber auch das berüchtigte 18-55mm Standardobjektv bringt für den Einstieg schon ordentliche Ergebnisse. Das Ganze sollte auf einem stabilen Stativ sitzen und idealerweise mit einem Fernauslöser automatisch gesteuert werden.

Fokussieren
Hier gibt es einen Unterschied zur Astrofotografie. Während in der Astrofotografie der Fokus im Unendlichen liegt, ist das bei Gewittern und Blitzen nicht zwangsläufig der Fall. Ist das Gewitter sehr weit entfernt, kann man auch hier mit dem Fokus Unendlich arbeiten, am besten manuell per Liveview an einem fernen, markanten Objekt eingestellt. Wenn das Gewitter deutlich näher ist, muss man dagegen einen geeigneten Fokuspunkt abschätzen. Dazu nimmt man beispielsweise Straßenlaternen oder andere Lichtquellen, die in der passenden Entfernung stehen. Das Abblenden um ein paar Blendenstufen vergrößert die Schärfentiefe zusätzlich.

Einstellungen
Das Auswählen der richtigen Einstellungen ist wieder so ähnlich wie bei der Astrofotografie – man muss sich nämlich immer an die passenden Einstellungen herantasten. Man kann zum Beispiel mit 15s, ISO 400 und f/8 beginnen und auf den Testaufnahmen schauen, ob das Bild allgemein zu hell oder zu dunkel wird. Davon ausgehend werden die Einstellungen angepasst. Längere Belichtungszeiten und kleinere ISO-Werte sind nicht unüblich.

Allerdings braucht man auch etwas Glück: Wie oben bereits erwähnt, sind Blitze inklusive ihrer Bahnen am Himmel, ihrer Entfernung und ihrer Helligkeit nicht vorhersehbar. Es kann daher passieren, dass ein sehr naher Blitz für eine starke Überbelichtung des Sensors sorgt , auch wenn das Bild sonst tendenziell eher dunkel ist (siehe ein paar Einzelaufnahmen im unten eingebundenen Zeitraffer-Video). Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass keine direkt sichtbaren Blitze auf dem Sensor landen, weil während der Aufnahmedauer nur Blitze innerhalb der Wolken zucken, die nur die Wolken erhellen, ohne selbst erkennbar zu sein. Fotos von derart unberechenbaren Naturphänomenen brauchen immer eine gewisse Portion Geduld und Glück.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=TGnKVfffUvA

 

Vorausgesetzt, die angesprochene Geduld und das Glück sind vorhanden, wird dieses Tutorial bei Gelegenheit um weitere Bilder ergänzt. Viel Spaß beim Ausprobieren.

(THK)

 

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