Mond-Mosaik erstellen

Wenn mit hohen Brennweiten gearbeitet wird, kann es vorkommen, dass das Bild des Mondes nicht komplett auf den Sensor passt. Das ist insbesondere bei Kameras mit kleinen Sensoren der Fall, etwa bei Planetenkameras. Glücklicherweise gibt es Mittel und Wege, um auch aus Teilbildern ein komplettes Mondbild zu basteln.

Dafür müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Die Bildausschnitte müssen sich gegenseitig überlappen.
    Das dient dazu, dass die unten beschriebene Software identische Orientierungspunkte hat, die auf mehreren unterschiedlichen Bildern vorhanden sind. Wenn die einander überlappenden Bereiche nicht groß genug sind, kann die Software kein vernünftiges Mosaikbild erstellen und bietet als Ergebnis eine merklich verzerrte Version an.
  • Alle Bildausschnitte zusammen müssen den gesamten Mond beinhalten.
    Der Zweck ist klar: Wenn man eine „Ecke“ des Mondes vergisst, kann auch die beste Software kein vollständiges Mosaikbild erstellen, weil die dafür notwendigen Daten schlicht und einfach nicht vorhanden sind.
  • Die Einstellungen für die Empfindlichkeit und Helligkeit sollten von einem Bild zum andern nicht verändert werden.
    Sämtliche Einzelteile müssen idealerweise mit denselben Einstellungen aufgenommen werden. Der Grund dafür liegt darin, dass sich Veränderungen der Helligkeit später auch auf dem resultierenden Mosaikbild wiederfinden würden, was die Nachbearbeitung schwieriger macht. Im Hinblick darauf sollte auch darauf geachtet werden, dass während der Aufnahme keine natürlichen Helligkeitsveränderungen auftreten, etwa durch vorbeiziehende Wolken.

Es gibt mehrere Programme, um große Panoramen oder Mosaike zu erstellen. Dieses kleine Tutorial beschreibt die Vorgehensweise mit ICE, dem Image Composite Editor von Microsoft, der kostenlos heruntergeladen werden kann. Der Einfachheit halber nehmen wir zu Demonstrationszwecken die Bilder, aus denen das letzte Mond-Mosaik entstand. Wichtig ist, dass es sich um die unbearbeiteten Teilbilder handelt, also zum Beispiel das Ergebnis eines Stackprozesses ohne anschließende Bildbearbeitung (wie hier) oder DSLR-Einzelbilder.

Schritt 1 – Image Composite Editor starten

Image Composite Editor - Screenshot 1 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 1 (astropage.eu)

Oben: Das ist das Startfenster des Image Composite Editor (64-bit Version für Windows 10).

Schritt 2 – Die einzelnen Teilbilder öffnen/laden

Image Composite Editor - Screenshot 2 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 2 (astropage.eu)

Oben: Beim Klick auf „New Panorama from Images“ öffnet sich ein Fenster, in dem man die gewünschten Teilbilder auf der Festplatte suchen und auswählen kann. Hier sind es die acht Bilder, aus denen das letzte Mond-Mosaik vom 18. Oktober 2018 zusammengesetzt ist. Man wählt alle benötigten Bilder aus und klickt auf „Öffnen“, was zu nachfolgendem Fenster führt.

Image Composite Editor - Screenshot 3 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 3 (astropage.eu)

Schritt 3 – Die Teilbilder zusammenfügen (Stitch)

Image Composite Editor - Screenshot 4 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 4 (astropage.eu)

Oben: Nachdem die Bilder geladen sind, klickt man auf „Stitch“. Das Programm versucht jetzt, die Orientierungspunkte und Bereiche zu identifizieren, die auf mehreren Teilbildern vorhanden sind und richtet sie entsprechend aus. Anschließend werden sie zusammengefügt. Wenn die überlappenden Bereiche groß genug waren, präsentiert das Programm sein Ergebnis: Ein komplettes Mondbild, bestehend aus den acht zuvor geladenen Teilbildern. Grobe Änderungen wie das Drehen des gesamten Bildes sind hier jetzt möglich, falls gewünscht.

Schritt 4 – Zuschneiden (Crop)

Image Composite Editor - Screenshot 5 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 5 (astropage.eu)

Oben: Im anschließenden Schritt „Crop“ kann man das Bild so zuschneiden, wie man es haben möchte.

Schritt 6 – Exportieren / Speichern

Image Composite Editor - Screenshot 6 (astropage.eu)
Image Composite Editor – Screenshot 6 (astropage.eu)

Oben: Der letzte Schritt ist logischerweise das Exportieren beziehungsweise Speichern des Bildes. Dazu kann man rechts ein Format auswählen. Da das Ergebnis noch gänzlich unbearbeitet ist, bietet sich natürlich ein unkomprimiertes Format wie .tif an. Nach dem Klick auf „Export to disk“ kann man einen Dateinamen auswählen und das Bild im ausgewählten Format speichern.

Die eigentliche Bildbearbeitung hinsichtlich Helligkeit, Tonwertkorrektur, Farbbalance, usw. erfolgt erst an dem gerade gespeicherten Ergebnisbild. Das fertige Mond-Mosaik aus unserem Beispiel sieht dann so aus (in voller Auflösung hier auf Flickr):

Mond Mosaik, 18.10.2018. (Credit: astropage.eu)
Mond Mosaik, 18.10.2018. (Credit: astropage.eu)

Am Mond liefert der Image Composite Editor immer recht gute Ergebnisse, wenn die Rohdaten passen und die überlappenden Bereiche groß genug sind.

Viel Spaß beim Nachmachen und Ausprobieren :)

(THK)