
Das Motiv dieser Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble ist die Heimatgalaxie einer Supernova, ungefähr 600 Millionen Lichtjahren entfernt in Richtung des Sternbildes Gemini (Zwillinge). Dieses Bild wurde etwa zwei Monate nach der Entdeckung einer Supernova mit der Katalogbezeichnung SN 2022aajn in dieser Galaxie aufgenommen. Die Supernova ist als blauer Punkt in der Mitte des Bildes zu erkennen, der die diffuse Galaxie selbst aufhellt.
Abgesehen von der Bekanntgabe ihrer Entdeckung im November 2022 war SN 2022aajn noch nie Gegenstand einer veröffentlichten Forschungsarbeit. Warum also sollte Hubble diese Supernova beobachten? SN 2022aajn ist eine so genannte Supernova des Typs Ia, welcher durch die Explosion eines toten stellaren Kerns entsteht, eines sogenannten Weißen Zwergs. Supernovae dieses Typs helfen den Astronomen, die Entfernung zu weit entfernten Galaxien zu messen. Dies ist möglich, weil man davon ausgeht, dass Supernovae des Typs Ia die gleiche intrinsische Leuchtkraft aufweisen – unabhängig davon, wie hell sie von der Erde aus erscheinen, geben sie die gleiche Lichtmenge ab wie andere Supernovae des Typs Ia. Durch den Vergleich der beobachteten Helligkeit mit der erwarteten Helligkeit können die Forscher daher die Entfernung der Supernova und ihrer Heimatgalaxie berechnen.
Diese scheinbar einfache Messmethode wird durch kosmischen Staub erschwert. Je weiter eine Supernova entfernt ist, desto schwächer und rötlicher erscheint sie – aber auch intergalaktischer Staub kann eine Supernova schwächer und rötlicher aussehen lassen. Um diese Komplikation zu verstehen, werden die Forscher mit Hubble insgesamt 100 Supernovae vom Typ Ia in sieben Wellenlängenbereichen vom Ultraviolett bis zum nahen Infrarot untersuchen.
Dieses Bild kombiniert Daten, die in vier Infrarot-Wellenlängenbereichen aufgenommen wurden. Infrarotlicht durchdringt Staub leichter als sichtbares oder ultraviolettes Licht. Durch den Vergleich der Helligkeit der untersuchten Supernovae in verschiedenen Wellenlängenbereichen können die Forscher die Auswirkungen von Staub und Entfernung entschlüsseln und so die Messungen von Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxien und sogar der Expansion unseres Universums verbessern.
(Anm. d. Red.: Das Weltraumteleskop Hubble ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der National Aeronautics and Space Administration (NASA) und der European Space Agency (ESA).)
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
https://cdn.esahubble.org/archives/images/large/potw2504a.jpg
(THK)
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