Neu entdecktes “Marsgesicht” könnte Debatte um frühere Marszivilisation wieder anheizen

Der Mars, aufgenommen von Viking 1 (NASA)
Der Mars, aufgenommen von Viking 1 (NASA)

Seit seiner prähistorischen Entdeckung fasziniert der rot leuchtende Mars die Menschen auf der Erde. Mit dem Aufkommen der ersten Fernrohre und Teleskope zu Zeiten Galileo Galileis rückte unser roter Nachbarplanet immer näher an uns heran und gewann zusehends an Aufmerksamkeit. So richtete auch der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli über 300 nach Galileis Geburt seine Instrumente auf den Mars, der im Jahre 1877 der Erde besonders nahe stand. Er sah ein Netzwerk aus geraden Linien, von denen er glaubte, dass sie natürliche Senken darstellten, in denen flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche fließen konnte. Der daraus entstandene Mythos der so genannten “Marskanäle” entstammt einem groben Übersetzungsfehler: Statt dem korrekten Begriff “channel” (Flussbett) wurde der Begriff “canal” (Kanal) verwendet. Das war die Geburtsstunde vieler Mysterien um möglicherweise künstlich errichtete Bauwerke auf dem Mars.

Nahrung erhielten die Theorien über eine ausgestorbene hochentwickelte Zivilisation auf dem Mars durch Fotos, die von der Mars-Sonde Viking 1 am 25.7.1976 aufgenommen wurden. Sie zeigen offenbar ein riesiges menschliches Antlitz, das in den Marshimmel schaut. Die Entdecker der etwa zwei Kilometer großen Struktur, die NASA-Ingenieure Vincent DiPietro und Gregory Molenaar, glaubten nach Anwendung verschiedener Bildverarbeitungstechniken sogar, Pupillen in den Augenhöhlen des Marsgesichts erkennen zu können. Über 20 Jahre beflügelten das Marsgesicht und weitere angeblich künstlich errichtete Bauwerke (die Marspyramiden) die Phantasie von interessierten Laien, aber auch von Wissenschaftlern. Die Marssonden der neuen Generation (Mars Global Surveyor, Mars Reconnaissance Orbiter, Mars Express) konnten die fragliche Region vor geraumer Zeit allerdings in deutlich besserer Auflösung abbilden und das Mysterium entzaubern: Auf den neuen Fotos ist kein Marsgesicht zu erkennen, sondern lediglich ein stark erodierter Tafelberg. Der Eindruck eines menschlichen Gesichts entstand demnach durch das Wechselspiel von Licht und Schatten und den psychologischen Effekt der so genannten Pareidolie. Das ist der Fachbegriff für das Phänomen, wenn unser Gehirn uns Gesichter oder Tiere in eigentlich chaotischen Strukturen sehen lässt, beispielsweise in Wolken oder eben Felsformationen.

Das Marsgesicht, aufgenommen vom Mars Reconnaissance Orbiter (NASA), unten links das Bild von Viking 1 (NASA)
Das Marsgesicht, aufgenommen vom Mars Reconnaissance Orbiter (NASA), unten rechts das Bild von Viking 1 (NASA)
Das neue Marsgesicht bei Google Maps, aufgenommen von der Sonde Mars Express (ESA/DLR/FU Berlin, G. Neukum), unten links das Bild von Viking 1 (NASA)
Das neue Marsgesicht bei Google Maps, aufgenommen von der Sonde Mars Express (ESA/DLR/FU Berlin, G. Neukum)

Das neue Marsgesicht bei Google Maps, aufgenommen von der Sonde Mars Express (ESA/DLR/FU Berlin, G. Neukum), unten links das Bild von Viking 1 (NASA)
Jetzt könnte eine kürzlich gemachte Entdeckung des 46-jährigen Italieners Matteo Ianneo die Debatten um künstliche Strukturen auf dem Mars erneut anheizen. Während er die Marsoberfläche in Google Maps betrachtete, fiel ihm eine Formation auf, die an das Profil eines menschlichen Gesichts erinnert. Die Koordinaten der Struktur lauten 33°12’29.82″ nördliche Breite und 12° 55’51.21″ westliche Länge. Ianneo selbst ist nicht sicher, ob es sich dabei tatsächlich um eine reale Felsformation mit dem Erscheinungsbild eines menschlichen Profils handelt, oder ob es nur eine optische Illusion ist. Hochauflösende Aufnahmen werden das neue Marsgesicht wahrscheinlich ebenfalls als eine optische Fehlinterpretation des Gehirns enttarnen.

(THK)

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