Das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg ITV 2024

Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)

Und da war es wieder soweit: Das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg – oder kurz ITV – 2024 stand vor der Tür. Die Wetteraussichten waren zwar nicht gut, aber das ITV ist auch bei schlechtem Wetter immer ein Highlight des Jahres, allein schon wegen des fachlichen Austauschs mit der Community. Der offizielle Beginn des ITV war am 8. Mai, allerdings gibt es einige Astro-Enthusiasten, die schon früher anreisen und ihre Zelte aufschlagen (so wie wir auch) beziehungsweise ihre Wohnmobile parken. Die drei Tage vor dem offiziellen Beginn waren bestenfalls bescheiden, was das Wetter angeht. Regen, Regen und noch mehr Regen. So viel Regen, dass sich die unteren Zeltwiesen in einen Sumpf verwandelten und unbewohnbar wurden, was sich im späteren Verlauf noch als Problem entpuppen sollte.

Zum Glück ist es in der Community aber so, dass man auch bei schlechtem Wetter Spaß haben kann: Man sitzt in geselligen Grüppchen zusammen, führt Fachgespräche über alle möglichen Themen von sinnvollen Filtern bis hin zu den passenden Kameraeinstellungen. Oder man nutzt die Zeit zum Basteln oder für Verbesserungen und Korrekturen des mitgebrachten Equipments. In unserem Fall musste der Polsucher neu justiert werden. Eine kleine Wolkenlücke bot sich an, um kurz die Justierung zu prüfen. Erfolgreich.

Zu Beginn des Teleskoptreffens füllten sich die Zeltwiesen langsam. Da ein großer Teil der unteren Wiesen versumpft und unpassierbar war, wurde der Platz auf den oberen Wiesen umso knapper. Sogar hier war gelegentlich Muskelkraft von Nöten, um die Wohnmobile und Wohnwagen auf dem nassen Boden an den gewünschten Standort zu schieben.

Aber dann ging es los. Das Wetter besserte sich von Tag zu Tag. Die Luft und der Boden waren zwar noch sehr nass, was die Beobachtungen und Fotografie erschwerte, aber man konnte tatsächlich irgendetwas Produktives machen.

Zum Beispiel ein kurzes Zeitraffervideo der Bewegung von C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS), einem Kometen, der im kommenden Oktober möglicherweise mit dem bloßen Auge zu sehen sein wird.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=le8BhC8Kflc

Oder ein paar Deepsky-Objekte: Dieses Bild des Ringnebels entstand in der Nacht auf den 9. Mai. Mit ca. 450 Millimetern physischer Brennweite erscheint er zwar recht klein, aber M57 ist immer ein klassisches Standardobjekt für Beobachtungen und als Fotomotiv. Wissenschaftlich betrachtet ist der Ringnebel ein planetarischer Nebel und stellt somit das Endstadium im Leben eines sonnenähnlichen Sterns dar. Der Stern stieß seine äußeren Atmosphärenschichten ab, die nun durch die intensive Strahlung seines Kerns, einem sogenannten Weißen Zwerg, zum Leuchten angeregt werden.

Der Ringnebel. (Credits: astropage.eu)
Der Ringnebel. (Credits: astropage.eu)

Am Himmel unweit von M57 befindet sich ein weiterer bekannter planetarischer Nebel, der Hantelnebel mit der Katalogbezeichnung M27. Dieser Nebel ist gut dreimal größer als der Ringnebel und liegt auch deutlich näher an der Erde, daher erscheint er größer und strukturierter, obwohl er mit demselben Equipment abgelichtet wurde. Planetarische Nebel gibt es in zahllosen verschiedenen Formen und Farben, da viele Faktoren ihr Erscheinungsbild beeinflussen können, beispielsweise die Eigenschaften wie Masse und Größe des Sterns oder ob er Teil eines Mehrfachsternsystems ist.

Der Hantelnebel. (Credits: astropage.eu)
Der Hantelnebel. (Credits: astropage.eu)

In der folgenden Nacht wurde ein anderes Motiv anvisiert: Der Herznebel im Sternbild Cassiopeia ist ein Emissionsnebel, was bedeutet, dass er durch die Strahlung mehrerer Sterne in seinem Innern zum Leuchten angeregt wird. Der ionisierte Wasserstoff emittiert viel Licht in einer charakteristischen Wellenlänge, die als H-alpha bezeichnet wird. Seine namensgebende Form ist trotz der relativ kurzen Gesamtbelichtungszeit von drei Stunden auf dem Bild schon erkennbar. Zusammen mit dem Seelennebel (nicht im Bild zu sehen) bildet er einen riesigen Komplex, der von Astrofotografen oft als Motiv für Weitfeldbilder genutzt wird.

Der Herznebel. (Credits: astropage.eu)
Der Herznebel. (Credits: astropage.eu)

Das absolute Highlight waren aber zweifellos die hellen Polarlichter am Abend des 10. Mai und in der folgenden Nacht. Kurz vorher fand eine heftige Sonneneruption statt, die solare Materie in Form energiereicher Teilchen in Richtung Erde katapultierte. Hier angekommen, wurden die geladenen Teilchen vom Erdmagnetfeld in die polnahen Regionen gelenkt, wo sie mit Atomen und Molekülen der Erdatmosphäre kollidierten und Licht emittierten: Polarlichter. In diesem Fall war die Sonneneruption so stark, dass die Teilchen nicht nur in den hohen nördlichen Breiten in die Atmosphäre gelenkt wurden, sondern auch in den mittleren Breiten über Deutschland und sogar noch weiter südlich bis in die Alpen und Österreich. Visuell waren die Polarlichter teilweise so hell, dass sie einen Schatten auf dem Boden warfen. Hier sind ein paar einzelne Schnappschüsse und ein längeres Zeitraffervideo dieses bemerkenswerten Ereignisses.

Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)
Polarlichter auf dem ITV 2024. (Credit: astropage.eu)

 

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=VLvQtIxuCs8

Polarlichter zu unserem kleinen zehnjährigen ITV-Jubiläum – da hat die Natur wahrlich keine Kosten und Mühen gescheut. Die Polarlichter waren bis in die frühen Morgenstunden sichtbar, was vielleicht auch zum Teil erklärt, warum bei der Prämierung der Selbstbauten tags darauf um die Mittagszeit längst nicht alle der insgesamt rund 450 angemeldeten ITV‘ler anwesend waren. Irgendwann fordert die unerwartete Schönwetterkatastrophe ihren Tribut in Form von Schlaf. ;)

Prämierung der Selbstbauten. (Credit: astropage.eu)
Prämierung der Selbstbauten. (Credit: astropage.eu)

Den Abschluss des Astro-Urlaubs bildeten ein paar erste Tests eines neuen Teleskops für Mond- und Planetenbeobachtungen (Mak 127/1500) und zwei Überflüge der Internationalen Raumstation ISS.

Der Mond am Abend des 12. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Der Mond am Abend des 12. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Der Mond am Abend des 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Der Mond am Abend des 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 13. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 13. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation ISS am 14. Mai 2024. (Credits: astropage.eu)

 

Fazit: Es war ein durchaus produktives und definitiv unvergessliches ITV, das allen Anwesenden in Erinnerung bleiben wird. Wir freuen uns auf das ITV 2025 – hoffentlich mit weniger Sumpf und noch mehr Polarlichtern. ;)

 

Gruß und Dank an
Mutter Natur für die Polarlichter
Jochen, Ramona, Daniel und Heinfried für die Gespräche und die geselligen Runden
nochmal Daniel speziell für den Mak
das MASH für die groooße Salatschüssel
Norbert & Rosel (die zwar nicht da waren, aber vermisst werden)
das ITV-Organisationsteam

(THK)

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