Chemische Hinweise zum Ursprung des Klangs von Stradivari-Violinen

Die beiden untersuchten Stradivari-Violinen San Lorenzo 1718 und der Toscano 1690. (Credits: Adapted from Analytical Chemistry 2022)
Die beiden untersuchten Stradivari-Violinen San Lorenzo 1718 und der Toscano 1690. (Credits: Adapted from Analytical Chemistry 2022)

Stradivari-Violinen erzeugen elegante Musik mit einer Klarheit, die laut einigen Musikern von modernen Instrumenten nicht erreicht wird. Und es sind die letzten Aktionen – geheimnisvolle Behandlungen von Antonio Stradivari vor mehreren Hundert Jahren – die zu ihrem einzigartigen Aussehen und Klang beitragen. In einem Schritt zur Aufklärung des Geheimnisses berichten Forscher im Journal Analytical Chemistry der American Chemical Society über Abbildungen zweier Stradivari-Violinen im Nanometerbereich. Die Bilder offenbaren eine proteinbasierte Schicht zwischen dem Holz und dem Lack.

Frühere Studien haben ergeben, dass einige von Stradivari hergestellte Saiteninstrumente eine verborgene Beschichtung unter dem glänzenden Lack besitzen. Der Zweck dieser Beschichtung wäre das Ausfüllen und Ausglätten des Holzes, was die Resonanz des Holzes und den dadurch erzeugten Klang beeinflusst. Kenntnisse über die Bestandteile dieser Beschichtung könnten der Schlüssel sein, um die historischen Instrumente in heutiger Zeit zu reproduzieren.

Lisa Vaccari, Marco Malagodi und ihre Kollegen wollten daher eine Technik finden, um die Zusammensetzung der Schicht zwischen dem Holz und dem Lack zweier wertvoller Violinen zu bestimmen: der San Lorenzo 1718 und der Toscano 1690.

Mit einer Technik, die bereits zuvor auf historische Violinen angewandt wurde (der fouriertransformierten Infrarotspektromikroskopie mittels Synchrostronstrahlung) stellte das Team fest, dass beide Proben eine Zwischenschicht besitzen, aber diese Methode konnte die Zusammensetzung der Schicht nicht von dem benachbarten Holz unterscheiden. Sie wandten sich dann einer als IR s-SNOM (IinfraRed scattering-type Scanning Near Field Microscopy) bezeichneten Technik zu, um die Proben zu analysieren. Das IRs-SNOM-Instrument enthält ein Mikroskop, das einige Nanometer breite Bilder erstellt und misst das von der Beschichtung und dem Holz gestreute Infrarotlicht, um Informationen über ihre chemische Zusammensetzung zu sammeln.

Die Ergebnisse der neuen Methode zeigten, dass die Schicht zwischen dem Holz und dem Lack bei beiden Instrumenten proteinbasierte Verbindungen enthält, die in nanometergroßen Flecken angehäuft sind. Weil IR s-SNOM ein detailliertes 3D-Bild der Substanzen auf der Oberfläche der Violine lieferte, sagen die Forscher, dass es in zukünftigen Studien genutzt werden könnte, um die Verbindungen in komplexen, mehrschichtigen Artefakten kultureller Herkunft zu identifizieren.

Die Autoren bedanken sich bei CERIC-ERIC und Elettra Sincrotrone Trieste für den Zugang zu den Einrichtungen und finanzielle Unterstützung.

Quellle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*