Archäologen finden altes Bronze-Artefakt aus Ostasien in Alaska

Bronze-Artefakt aus der Ausgrabungsstätte von Kap Espenberg (Image courtesy of University of Colorado at Boulder)
Bronze-Artefakt aus der Ausgrabungsstätte von Kap Espenberg (Image courtesy of University of Colorado at Boulder)

Ein Forschungsteam unter Leitung der University of Colorado in Boulder hat das erste prähistorische Bronze-Artefakt aus einem Guss entdeckt, das jemals in Alaska gefunden wurde. Es ist ein kleines Schnallen-artiges Objekt, das in einer alten Eskimo-Behausung gefunden wurde und wahrscheinlich aus Ostasien stammt.

Das Artefakt besteht aus zwei Teilen – einem rechtwinkligen Riegel, der mit einem anscheinend gebrochenen kreisförmigen Ring verbunden ist, sagt John Hoffecker von der CU-Boulder, der das Ausgrabungsprojekt leitet. Das Objekt, etwa fünf mal 2,5 Zentimeter groß und weniger als 2,5 Zentimeter dick, wurde im August von einem Team gefunden, das ein fast 1.000 Jahre altes Haus freilegte. Es wurde von frühen Inupiat Eskimos in ein Steilufer am Kap Espenberg auf der Seward-Halbinsel gegraben, die im Bering Land Bridge National Preserve liegt.

Beide Teile des Artefakts sind auf einer Seite abgeschrägt und auf der anderen Seite gewölbt, was darauf hindeutet, dass es in einer Form hergestellt wurde, sagte Hoffecker, ein Mitglied des Institute of Arctic and Alpine Research (INSTAAR) der University of Colorado in Boulder. Ein von dem Forschungsteam kleines Stück Leder, welches um den rechtwinkligen Riegel gewickelt war, zeigte eine Radiokarbondatierung von etwa 600 v. Chr., was nicht zwingend dem Alter des Objektes entsprechen muss, sagte er.

“Ich war völlig verblüfft”, sagte Hoffecker. “Das Objekt scheint mindestens ein paar Jahrunderte älter zu sein als das Haus, das wir freilegten.”

Hoffecker und sein Kollege Owen Mason von der CU-Boulder sagten, dass das Bronzeobjekt eine Gürtelschnalle darstellt und vor seiner Ankunft in Alaska vielleicht als Teil eines Pferdegeschirrs oder Pferdeschmuck verwendet wurde. Sie vermuteten, dass die Inupiat Eskimos das Artefakt als Schnalle für menschliche Kleidung oder vielleicht als Teil der Insignien eines Shamanen benutzt haben könnten, aber seine Funktion auf beiden Kontinenten bleibt ein Rätsel.

Weil die Bronzeverarbeitung in Alaska nicht bekannt war, wurde das Artefakt wahrscheinlich in Ostasien hergestellt und spiegelt Mason zufolge weitreichenden Handel von Produktionszentren in Korea, China, der Mandschurei oder Südsibirien wider. Es könnte durchaus aus der Steppenregion in Südsibirien gehandelt worden sein, wo die Menschen vor mehreren Tausend Jahren begannen, Bronze zu gießen, sagte Hoffecker.

Man denkt, dass einige der frühsten Inupiat Eskimos im Nordwesten Alaskas – die direkten Vorfahren der modernen Eskimos, die vor etwa 1.500 Jahren aus dem benachbarten Sibirien nach Alaska eingewandert sind – das Objekt von der anderen Seite der Beringstraße mitgebracht haben könnten. “Es war möglicherweise wertvoll genug, so dass die Menschen für Generationen an ihm hingen und es über Familien weitergaben”, sagte Mason, ein INSTAAR-Partner und Wissenschaftler bei den Ausgrabungen von Kap Espenberg.

Die Seward-Halbinsel ist eine bekannte, pfeilförmige Landmasse, die an die Beringstraße angrenzt, welche Alaska von Sibirien trennt. Die Halbinsel war Teil der Bering-Landbrücke, die Asien und Nordamerika während der letzten Eiszeit verbunden hat, als der Meeresspiegel dramatisch fiel. Sie könnte von frühen Menschen als Korridor benutzt worden sein, um vor 14.000 Jahren von Asien in die neue Welt zu migrieren.

Das Artefakt wurde im August von Jeremy Foin, einem Doktoranden an der University of California in Davis, unter einen Meter dicken Sedimentschichten in der Nähe des Eingangs zu einem Haus in Kap Espenberg gefunden. Andere Projektmitglieder waren Chris Darwent von der UC Davis, Claire Alix von der University of Paris, Nancy Bigelow von der University of Alaska in Fairbanks, Max Friesen von der University of Toronto und Gina Hernandez vom National Park Service.

“Die Form des Objekts sprang mir sofort ins Auge”, sagte Foin, der das mit Erde bedeckte Artefakt in einem archäologischen Sieb entdeckte. “Nachdem ich sah, dass es eindeutig in einer Form gegossen wurde, war mein erster Gedanke Unglaube, dicht gefolgt von der Realisierung, dass ich etwas möglicherweise sehr Wichtiges gefunden hatte.”

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Video-Link: https://youtu.be/fVLKHMtfbRI

 

Die Ausgrabungen unter Leitung der CU sind Teil eines von der National Science Foundation finanzierten Projektes, welches die menschlichen Reaktionen auf den Klimawandel in Kap Espenberg zwischen 800 und 1400 v. Chr. untersuchen soll, eine kritische Periode kulturellen Wandels in der westlichen Artkis, sagte Mason. Von besonderem Interesse sind die Temperatur und die Veränderungen der Umwelt, die mit der Mittelalterlichen Warmzeit in Zusammenhang stehen könnten, die von 1250 bis 950 v. Chr. andauerte.

“Diese besondere Zeitperiode wird von manchen als Analogon zu dem angesehen, was mit unserer Umwelt jetzt passiert, wenn die Temperaturen auf der Erde ansteigen”, sagte Mason. “Eines unserer Ziele ist es herauszufinden, wie sich diese Menschen durch ihre lebenssichernden Aktivitäten an das geänderte Klima anpassten.”

Die Steilhänge von Kap Espenberg – von Wellen über Jahrhunderte geformte Anreicherungen aus Sand und Sedimenten, welche parallel zur Küstenlinie verlaufen – sind oft von wehendem Sand bedeckt, der hohe Dünen bildet. Die Behausungen von Kap Espenberg wurden in die Dünen gegraben und mit Treibholz und gelegentlich Walknochen verstärkt.

Das Team untersucht den Zeitpunkt und die Entstehung der Steilhänge genau wie die Inhalte der Torf- und Moor-Sedimentkerne, um den zeitlichen Verlauf des Meeresspiegels und die sich ändernden Umweltbedingungen zu rekonstruieren, denen die Siedler von Kap Espenberg gegenüberstanden. Informationen über das vergangene Klima sind auch in den Baumringen von Treibholz enthalten und das Team arbeitet mit dem INSTAAR-Partner Scott Elias zusammen, einem Professor der University of London und Experte für Käfer-Fossilien, der dem Team dabei hilft, die Temperaturen am Kap Espenberg zu rekonstruieren.

Während die Jagd auf Grönlandwale vor 1.000 Jahren eine Lebensweise für die Inupiat Eskimos von Barrow und Point Hope im Nordwesten Alaskas war, ist es immer noch nicht klar, ob die Menschen von Kap Espenberg Wale gejagt haben, sagte Mason. Obwohl Walbarten – ein starkes, flexibles Material, das in den Mäulern von Walen gefunden wird und als Nahrungsfilter agiert – und eine Vielzahl von Walknochen bei den dortigen Ausgrabungen gefunden wurden, ist das Meer vor der Küste extrem seicht und etwas von den heutigen Wanderrouten moderner Wale entfernt. Es gibt allerdings Hinweise auf Fischfang und die Jagd auf Robben und Karibus, sagt er.

Man nimmt an, dass die Inupiat Eskimos Kap Espenberg von 1000 v. Chr. an bis Mitte des 19. Jahrhunderts besetzt hatten, sagte Hoffecker. Sie gehören zur indigenen Eskimokultur, die in den Polarregionen der Erde, beispielsweise Alaska, Sibirien und Kanada lebt.

Die Ausgrabungsstätte von Kap Espenberg enthielt eine Schatztruhe von mehreren tausend Artefakten, darunter Robben-Harpunen, Fisch-Speere und -Köder, eine Kupfernadel, Schiefermesser, eine Schaufel aus dem Schulterblatt eines Walrosses, Keramik, und sogar Spielzeug-Bögen und Spielzeug-Harpunen. Das im August freigelegte Bronze-Artefakt wird derzeit von Experten für prähistorische Metallurgie und dem Assistenzprofessor H. Kory Cooper von dr Purdue University untersucht.

Quelle: http://www.colorado.edu/news/r/988dd111ad289f567bd293f531dc88a5.html

(SOM)

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