Norwegen: Ungewöhnliche Petroglyphen unterhalb eines Grabhügels entdeckt

Petroglyphen. (Norwegian University of Science and Technology)
Petroglyphen. (Norwegian University of Science and Technology)

Es sah aus wie eine Routine-Ausgrabung eines Grabhügels. Doch unterhalb des Hügels fanden Archäologen vom Museum of Natural History and Archaeology noch etwas anderes: ungewöhnliche Petroglyphen aus der Bronzezeit. „Wir glauben, dass sie in Bezug auf Norwegen sehr bedeutend sind“, sagte Anne Haug, Forscherin am Museum und Managerin des Projektes.

Die Ausgrabung in Stjørdal nördlich von Trondheim war aufgrund der Expansion einer Kiesgrube erforderlich. Die beteiligten Wissenschaftler nahmen zunächst nicht an, dass das Vorhaben kompliziert oder langwierig werden würde. Sie veranschlagten nur drei Wochen für ihre Arbeit.

Dann kamen die Überraschungen: Erst zeigte sich, dass die Erbauer des Grabhügels einen bereits existierenden Hügel als Anfangsbasis heranzogen, was für sie natürlich weniger Aufwand und eine Zeitersparnis bedeutete. Der Hügel selbst machte den Grabhügel noch größer und monumentaler, als er ohne die vorhandene Basis gewesen wäre.

Aber die Forscher vermuteten, dass es noch einen anderen Grund für die Ortswahl auf der Hügelkuppe geben könnte. Sie legten die Überreste von zwei Feuerbestattungen frei, oder vielmehr eine von Feuer geprägte Schicht, die auch Knochensplitter enthielten. Darunter fanden sie viele Petroglyphen, beispielsweise acht Zeichnungen von Fußsohlen mit einer Kreuzschraffur. Außerdem gab es fünf flache Vertiefungen. Zwei Zeichnungen von Booten und mehrere Zeichnungen von Füßen mit Sohlen und Zehen wurden direkt südlich des Grabhügels entdeckt.

„Das ist eine bedeutende Entdeckung und wir kennen keine vergleichbaren Funde aus Trøndelag County“, betonte Haug. „Das Grab könnte bewusst über den Petroglyphen gebaut worden sein, möglicherweise als Teil des Begräbnisrituals. Ausgehend von der Art der Zeichen und vor allem von den Zeichnungen der Fußsohlen haben wir die Werke auf die Bronzezeit datiert, etwa 1800 bis 500 vor Christus.“

„Dass sich Zeichnungen von Fußsohlen unter dem Grab befinden, ist ein Rätsel“, fügte sie hinzu. „Aber wenn wir den Fund im Sinne es Fruchtbarkeitskultes interpretieren, könnten die Fußsohlen Gott und eine lebenspendende Energie symbolisieren. Das bedeutet, Leben und Tod könnten hier in ein und demselben Ort repräsentiert sein.“

Haug zufolge gab es einen vergleichbaren Fund in Østlandet, wo man Petroglyphen von Fußsohlen unter einem Grab fand, welches man auf die Bronzezeit datieren konnte. In einem nordischen Zusammenhang tritt dieses Phänomen häufiger auf. Es gibt in Bohuslän (einem schwedischen Weltkulturerbe) einige Beispiele dafür, dass Bestattungen mit Felsmalereien, besonders Petroglyphen von Fußsohlen einhergingen. Bei dem aktuellen Fund ist aber noch unklar, ob das Grab und die Petroglyphen zur selben Zeit angelegt wurden. Die Ausgrabung begann im September 2010 und dauerte bis Ende Oktober an. Die Analyse der Fundstücke und Daten dauert aber noch an.

Die Wissenschaftler haben rund 900 Gramm verbrannter Knochen gefunden, die von einem oder mehreren Individuen stammen. Sie hoffen, genug Material extrahieren zu können, um mit einer C-14-Analyse das Alter der Fundstücke genauer einzugrenzen und etwas über das Geschlecht der Individuen herauszufinden.

„Wir haben menschliche Zähne gefunden und etwas, das vermutlich Überreste von menschlichen Rippen sind. Außerdem fanden wir einen Tierzahn, was darauf hindeutet, dass ein Tier oder auch mehrere Tiere zusammen mit dem Toten in das Grab gelegt wurden“, erklärte Haug. Es wurden nur wenige Objekte in dem Grab gefunden, darunter war allerdings ein flaches korrodiertes Objekt aus Metall, das in einer verbrannten Schicht lag. Weitere Röntgen-Untersuchungen sollen zeigen, um was genau es sich dabei handelt.

Weiterhin muss noch geklärt werden, ob die ursprüngliche Begräbnisstätte zwei Grabhügel beinhaltete, oder ob es ein einziges großes Gräberfeld ist. Ein Gräberfeld auf dem Gebiet wurde erstmals 1818 von Lorentz D. Klüwer beschrieben. 1879 stellte der Archäologe Karl Rygh ebenfalls Forschungen an. Es scheint so, als wären die kürzlich freigelegten Grabhügel die letzten Exemplare dieses Gräberfeldes. Die Felsmalereien können dem Typ der Südskandinavischen Landwirtschafts-Felsbildern zugeordnet werden und stammen aus der Bronzezeit (1800 bis 500 vor Christus). Das Grab stammt aus der Zeit des Übergangs von der Bronzezeit in die Eisenzeit (500 vor Christus bis zum Jahre 0).

(THK)

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