Ältester “Wolkenkratzer” der Welt diente der Einschüchterung

Innenansicht des Steinturms. (Image courtesy of American Friends of Tel Aviv University)
Innenansicht des Steinturms. (Image courtesy of American Friends of Tel Aviv University)

Entdeckt von Archäologen im Jahr 1952, stellte ein 8,5 Meter hoher Steinturm am Rande der Stadt Jericho Wissenschaftler seitdem vor ein Rätsel. Jetzt, elf Jahrtausende nachdem er erbaut wurde, enthüllen Archäologen der Universität von Tel Aviv an der Fundstätte Tel Jericho (Israel) neue Forschungsergebnisse über den ersten “Wolkenkratzer” der Welt.

Kürzliche computerbasierte Untersuchungen des Doktoranden Roy Liran und Dr. Ran Barkal vom Jacob M. Alkow Department of Archaeology and Ancient Near Eastern Cultures der Sally Entin Faculty of Humanities an der Universität von Tel Aviv werfen neues Licht darauf, wer den 8,5 Meter hohen Turm errichtet hat – und warum.

Die Wissenschaftler bemerkten, dass dies das erste Mal war, dass Menschen eine so hohe Struktur errichteten, noch vor dem Übergang zur Landwirtschaft und Nahrungsproduktion in dieser Region. Liran und Dr. Barkai glauben jetzt, dass der Turm, dessen Bauzeit etwa zehn Jahre betrug, ein Anzeichen für Machtkämpfe zu Beginn des Neolithikums ist und. Die Forscher sind der Ansicht, dass eine bestimmte Person oder ein Volk die Urängste der Bewohner Jerichos ausnutzte, um sie davon zu überzeugen, den Turm zu bauen. Die neuen Enthüllungen über den alten Turm wurden kürzlich im Journal Antiquity veröffentlicht.

“In dem veröffentlichten Artikel präsentieren wir eine neue und aufregende Entdeckung”, sagten Liran und Dr. Barkai in einem gemeinsamen Statement, “welche mit der exakten Position des Turms am Rand der Stadt Jericho, und dem Schatten, der den Ort am längsten Tag des Jahres bedeckt, zusammenhängt.

“Die Rekonstruktion des Sonnenuntergangs zeigte uns, dass der Schatten des Hügels am längsten Tag des Jahres exakt auf den Jericho Turm fällt, ihn dann einhüllt und schließlich die ganze Stadt bedeckt”, erklärten die Wissenschaftler. “Aus diesem Grund vermuten wir, dass der Turm als Element der Erde fungierte, das die Einwohner der Stadt mit den umgebenden Hügeln und mit dem himmlischen Element der untergehenden Sonne verband.” Seine Errichtung könne mit den Urängsten und den himmlischen Überzeugungen der Einwohner zusammenhängen”, stellten sie fest.

Tel Jericho liegt im heutigen Jericho auf der West Bank und ist eine der ältesten Stätten der Welt. Der 8,5 Meter hohe Turm, welcher mit Hilfe einer steilen, etwa einen Meter breiten Treppe gebaut wurde, überragt eine vier Meter hohe Mauer, die wahrscheinlich die Stadt umgab. Die Existenz des Turms führte zur Identifizierung Jerichos als weltweit erste Stadt, obwohl sie faktisch eine Siedlung von vorlandwirtschaftlichen Jägern und Sammlern war.

“Zu dieser Zeit etablierte sich eine Hierarchie und eine Führung”, sagte Dr. Barkai der Jerusalem Post. “Wir glauben, dass dieser Turm einer der Mechanismen war, der die Menschen dazu motivierte, am kommunalen Leben teilzunehmen.”

Manche Wissenschaftler haben vermutet, dass der Turm und die Mauer gemeinsam ein Verteidigungssystem gegen Überflutungen bildeten. Andere sahen in dem Turm und der Mauer geographische Punkte, welche das Territorium der frühen Einwohner Jerichos abgrenzten, und ein Symbol für Reichtum und Macht der alten Stadt.

In einem Artikel aus dem Jahr 2008 spekulierten die beiden Wissenschaftler schon, dass der Turm und die Mauer von Jericho als kosmologische Punkte gesehen werden sollten, welche die Einwohner der Stadt mit dem nahen Berg Qarantal und dem Sonnenuntergang am längsten Tag des Jahres verbinden. Die neue Studie bestätigt ihre Hypothese.

Diese Idee basiert auf der Tatsache, dass die Achse der Treppe im Turm exakt in einem präzisem Winkel zum Sonnenuntergang am längsten Tag des Jahres hinter dem höchsten Gipfel in der Nähe von Jericho, dem Berg Qarantal, gebaut wurde. Sie glauben, dass dies der erste (allerdings sehr kleine) Wolkenkratzer der Menschheit, und außerdem das erste öffentlich zugängliche Gebäude der Welt ist.

Quelle: http://www.aftau.org/site/News2?page=NewsArticle&id=13977

(SOM)

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