Zwei Sprachen in friedlicher Koexistenz

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Physiker und Mathematiker der Universität Santiago de Compostela/Spanien zerstören die Theorie, dass zwei Sprachen nicht innerhalb einer Gesellschaft zusammen existieren können.

Die Wissenschaftler haben anhand der Verteilung der kastilisch sprechenden Bevölkerung – der am häufigsten gesprochenen Sprache in Spanien – und Galizisch – eine Sprache der im spanischen Nordwesten gelegenen autonomen Region Galizien – und mit Hilfe mathematischer Modelle aufzeigen können, dass unterschiedliche Stufen von Zweisprachlichkeit in einer stabilen Population zur dauerhaften Koexistenz von zwei Sprachen führen können.

Die Studie, die am 3. März 2011 im New Journal of Physics (im Gemeinschaftsbesitz des britischen Institute of Physics und der der Deutschen Physikalischen Gesellschaft) veröffentlicht wurde, widerlegt frühere Untersuchungen, die den Schluss nahe legten, dass eine der beiden Sprachen unweigerlich aussterben würde.

Frühere Modelle bezogen nur die Anzahl der jeweiligen Sprecher jeder Sprache und deren Verwandtschaftsgrad (der Sprache; Anm. d. Red.) ein und folgerten daraus, dass letztendlich die dominanteste Sprache die schwächeren vernichten würde. Der Rückgang des Walisischen wurde oft als ein Beispiel dafür zitiert.

Die Wissenschaftler nutzten historische Daten und bezogen so immer noch den Verwandtschaftsgrad der Sprachen mit ein und zeigten damit, dass man das Fortbestehen einer Sprache prognostizieren kann, wenn man eine mathematische Darstellung der Ähnlichkeit einer Sprache zur Anderen und der Anzahl der Menschen, die beide Sprachen sprechen, in die Berechnungen integriert.

Wenn ein signifikanter Anteil der Bevölkerung zweisprachig ist und die Sprachen sich relativ stark ähneln, scheint es keinen Grund zur Annahme zu geben, dass die dominantere Sprache unausweichlich die Schwächere vernichten wird.

Wissenschaftler Jorge Mira Pérez sagte: “Wenn der Stellenwert beider Sprachen gut ausbalanciert ist, reicht eine Ähnlichkeit von ungefähr 40 Prozent aus, damit beide Sprachen koexistieren können.”

Ist er nicht ganz so gut ausbalanciert, ist ein höherer Grad der Übereinstimmung nötig – über 75 Prozent, abhängig von den jeweiligen Stellenwerten – damit die schwächere Sprache weiter bestehen kann.”

Die Forscher können sich vorstellen, dass ihre Ergebnisse dazu dienen können, dass zukünftig politische Entscheidungen den Schutz bedrohter Sprachen betreffend gefällt werden können. “Die Berücksichtigung von unterschiedlichen Stellenwerten und zwischensprachlicher Ähnlichkeit könnte weiterführende und präzisere politische Richtlinien zum Schutz bedrohter Sprachen anregen und auch die Entwicklung der Sprachexistenzen selbst erhellen.”

Quelle: http://www.iop.org/news/11/march/page_49825.html

(SOM)

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