Astro-Bild der Woche: Ein Ausschnitt des Adlernebels

Ein Ausschnitt des Adlernebels (NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA))
Ein Ausschnitt des Adlernebels (NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA))

Der Gewinner des letzten Onlinevotings ist der Adlernebel, genauer gesagt ein kleiner Ausschnitt von ihm (hier aus layout-technischen Gründen hochkant angezeigt). Der Adlernebel ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt und trägt die wissenschaftliche Bezeichnung NGC 6611. Der Astronom Charles Messier nahm ihn als Messier 16 (M 16) in seinen Katalog nebelartiger Himmelsobjekte auf.

Bei dem Adlernebel handelt es sich um einen ausgedehnten, etwa 7.000 Lichtjahre entfernten Emissionsnebel, der nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen einige Berühmtheit erlangt hat. Grund dafür waren mehrere sensationelle Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble, von denen eine besonders bekannt ist, sie zeigt die so genannten “Säulen der Schöpfung“. In dem Nebel finden intensive Sternentstehungsprozesse statt. Die energiereiche, ultraviolette Strahlung der neu geborenen Sterne ionisiert die umgebenden Gaswolken und regt die darin enthaltenen Moleküle zum Leuchten an. Kohlenstoffhaltige Partikel blockieren einen Teil des abgegebenen Lichts und so erzeugt die Strahlung der Sterne durch Wechselwirkungen mit den Gas- und Staubwolken prachtvolle Landschaften im Weltraum wie beispielsweise diese säulenartige Struktur. Mangels Anhaltspunkten kann man die Größe als Laie kaum einschätzen.

Die hier gezeigte Struktur ähnelt mit etwas Phantasie einer gigantischen Fee und ist 9,5 Lichtjahre lang, was mehr als der doppelten Entfernung zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Fixstern, Proxima Centauri (4,2 Lichtjahre), entspricht. Oberhalb dieses Bildausschnittes (hier nicht sichtbar) befindet sich eine Gruppe massereicher junger Sterne, deren Strahlung und Sternwinde die Säule aus Gas und Staub langsam erodiert. Je weniger dicht die Gas- und Staubwolken sind, desto schneller werden sie auseinander gerissen und erodiert. Die dunklen Wolken im oberen Bereich der Aufnahme sind im Vergleich zu anderen Gebieten relativ dicht, denn noch können sie der strahlungsbedingten Erosion widerstehen.

Das diffuse Leuchten in den Randbereichen der Säule sorgt für einen mehr oder weniger dreidimensionalen Effekt, weil sich die gesamte Formation vor dem Hintergrundleuchten von weiter entfernten Gaswolken als Silhouette abhebt. In der Säule selbst werden Sterne geboren, was auf zwei verschiedene Arten geschieht: Zum einen durch den Kollaps einer großen Gaswolke aufgrund ihrer eigenen Gravitation und zum anderen durch den Strahlungsdruck, den nahe gelegene Sterne auf die Gaswolken ausüben und sie so komprimieren und aufheizen. Die zweite Möglichkeit kommt logischerweise nur für nachfolgende Sterngenerationen in Frage. Diese Prozesse finden zum Beispiel innerhalb der fingerartigen Gebilde im Mittelbereich der Säule statt. Diese Strukturen sehen hier zwar ziemlich klein aus, aber tatsächlich sind die kleinen Exemplare mindestens so groß wie unser gesamtes Sonnensystem.

(THK)

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