Verlorener Teil aus Beethovens Meisterwerk wird wieder lebendig

Joseph Karl Stielers Portrait von Beethoven aus dem Jahr 1820 (Beethoven-Haus Bonn)
Joseph Karl Stielers Portrait von Beethoven aus dem Jahr 1820 (Beethoven-Haus Bonn)

Eine Komposition von Beethoven aus dem Jahr 1799, die seit über 200 Jahren verloren geglaubt war, wurde von einem Professor für Musik an der University of Manchester peinlich genau rekonstruiert.

Die Rekonstruktion der Originalfassung des langsamen Satzes aus Beethovens Streichquartett in G Dur, Op. 18 Nr. 2, von Professor Barry Cooper war nun diese Woche am Donnerstag in einer Aufführung des Streichquartetts der Universität Quatuor Danel erstmals annähernd in der Originalfassung zu hören.

Der Satz wurde 1799 komponiert, jedoch ein Jahr später ausrangiert und ging verloren, da er durch die heute bei Musikliebhabern aus aller Welt bekannte Fassung ersetzt wurde.

Es ist vermutlich das erste Mal, so Professor Cooper, dass das Werk seit Beethovens Lebzeiten wieder aufgeführt wird.

Obwohl der Originalsatz verloren ging, überlebten für jeden seiner 74 Takte detaillierte Entwürfe, wie bereits 1977 von Sieghard Brandenburg bewiesen wurde.

Trotzdem wurde es erst jetzt klar, dass Beethoven seinerzeit den Satz wirklich vollendet und auch notiert hat.

Professor Cooper ist es jetzt gelungen, die 74 Takte zusammenzusetzen, so dass sie in Harmonie und anderen Details perfekt passen, um das Werk erneut aufführen zu können.

Er sagt: „Dieser Satz ist von besonderer Bedeutung, weil er als letztes, bedeutendes Werk herausragt, das Beethoven 1799 vollständig komponiert und aufgeführt hatte, bevor es verworfen wurde und verloren ging.“

„Bei anderen Werken, die er überarbeitet hat, wie zum Beispiel die Oper Fidelio, überlebten die verworfenen Sätze mehr oder weniger intakt.“

„So dürfte die Aussicht darauf, Beethovens Werk zu hören, das seit 200 Jahren verschollen war, für großes Interesse bei Liebhabern seiner Musik sorgen, selbst wenn meine Rekonstruktion vielleicht leicht von dem abweicht ,was der Komponist geschrieben hatte.“

Der 28-jährige Beethoven hat die handgeschriebene Kopie dreier neuer Quartette – Op.18 Nr.1-3 – im Oktober 1799 für 200 Florin an Prinz Lobkowitz übergeben.

Doch im folgenden Jahr überarbeitete er Nr.1 und 2 und schrieb dabei einen komplett neuen langsamen Satz für Nr.2, in dem nur ein kleiner Teil des Originalmaterials beibehalten wurde und der Rhythmus auch komplett verändert wurde.

„Prinz Lobkowitz war ein Jahr oder mehr im Besitz der frühen Versionen von Nr.1 und 2, in dem Beethoven offenbar keinen Versuch gemacht hatte, sie zu veröffentlichen – eine durchaus gängige Praktik“, so Professor Cooper, der an der School of Arts, Histories and Cultures der University of Manchester lehrt.

„Da die ersten drei Quartette im Juni 1801 publiziert wurden und Nr.4 bis 6 am 28. Oktober 1801, genau ein Jahr, nachdem diese Lobkowitz überreicht wurden, lief dieser Vertrag offenbar über 12 Monate.“

„Während des Zeitraums, in dem Lobkowitz die früheren Versionen von Nr.1 und 2 besaß, scheint es undenkbar zu sein, dass er nicht mindestens eine, wenn nicht gar mehrere Aufführungen der Werke veranlasst hatte, denn das war der Grundgedanke solcher Kommissionsarbeiten.“

Quelle: http://www.manchester.ac.uk/aboutus/news/display/?id=7454

(SOM)

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