Mumien sind seit den frühen 1800er Jahren Horrorobjekte in der Popkultur – mehr als ein Jahrhundert, bevor Boris Karloff in dem 1932 erschienenen Film “The Mummy” (“Die Mumie”) einen antiken Ägypter spielte, der seine verlorene Liebe suchte. Öffentliches “Auswickeln” von realen, mumifizierten menschlichen Überresten, die von Schaustellern und Wissenschaftlern durchgeführt wurden, hätten die Faszination vergrößert, aber dadurch auch bei der Entwicklung der wachsenden Wissenschaft der Ägyptologie geholfen, sagt eine Historikerin der Missouri University of Science and Technology.
Dr. Kathleen Sheppard, eine Expertin für Wissenschaftsgeschichte, vor allem Archäologie und Ägyptologie, und Assistenzprofessorin für Geschichts- und Politikwissenschaften an der Missouri University of Science and Technology, sagte, dass das “Auswickeln” von Mumien als öffentliches Spektakel diente, welches exotische Artefakte vergegenständlichte, aber auch wissenschaftliche Untersuchungen waren, welche versuchten, medizinische und historische Informationen über das antike Leben zu enthüllen.
Sheppard schrieb in einem Artikel mit dem Titel “Between Spectacle and Science: Margaret Murray and the Tomb of the Two Brothers” über diese Trennung zwischen Wissenschaft und Schaustellerei. Er wird in der Dezember-Ausgabe des Journals Science in Context veröffentlicht.
Sheppard sagte, Mararet Murray, eine Ägyptologin des 20. Jahrhunderts und die erste Frau, die eine Mumie öffentlich auswickelte, habe versucht, die Geheimnisse des alten Ägyptens zu entschlüsseln, indem sie mumifizierte menschliche Überreste ausstellte. Sie sagte, Murrays Arbeit sei kulturell entscheidend, weil sie “zwischen Schauspiel und Wissenschaft balanciert und morbides öffentliches Interesse weckt, aber auch bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit leistet, die sich bis zu diesem Tag fortsetzt.”
Öffentliche Spektakel, die mumifizierte Überreste als Objekte der Neugier zeigten, datieren bis ins 16. Jahrhundert zurück, sagte Sheppard. “Diese Arten von Schauspiel waren fesselnde Shows, in denen die Menschen bis zu einem gewissen Grad von Schaustellern und Wissenschaftlern über unterschiedliche Aspekte der Wissenschaft unterrichtet wurden.”
Viele Ägyptologen unterscheiden zwischen “Ägyptomanie”, der Faszination von allem Ägyptischen, und “Ägyptologie”, der wissenschaftlichen Untersuchung des ägyptischen Lebens, sagte Sheppard, aber Murray hatte ein anderes Ziel: die Öffentlichkeit an der wissenschaftlichen Nachforschung zu beteiligen und bekannte Missverständnisse zu korrigieren.
“Murray versuchte, die Öffentlichkeit dazu zu bringen, Mumien nicht als magisch anzusehen – es waren nur konservierte menschliche Überreste, die untersucht werden können und aus denen man lernen kann”, sagte Sheppard. “Mit anderen Worten: Sie wollte eher Verständnis und Vernunft in die ‘manie’ bringen, als versuchen, die ‘manie’ von der ‘ologie’ zu trennen.”
Sheppard begann im Herbst 2011 mit dem Unterrichten an der Missouri University of Science and Technology. Ihren Doktortitel und ihren Master of Arts in Wissenschaftsgeschichte bekam sie von der University of Oklahoma. Sie hält auch einen Master of Arts in ägyptischer Archäologie vom University College London und einen Bachelor of Arts in Anthropologie und Soziologie von der Truman State University.
Sie lehrt Wissenschaftsgeschichte und Geschichte der modernen westlichen Welt an der Missouri University of Science and Technologe und ist ein Mitglied des Exekutivkomitees des Histories of Archaeology Research Network. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über Murray, das 2013 veröffentlicht werden wird.
Anmerkung der Redaktion: Thematisch passt es ja so im Groben… Happy Halloween an alle Leser!
Quelle: http://news.mst.edu/2012/10/mummy_unwrapping_brought_egypt.html
(THK)
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