Archäologen machen verblüffende Funde am Wrack von Antikythera

Der griechische Taucher Alexandros Sotiriou entdeckt einen intakten Keramikkrug und einen Takelagenring aus Bronze. (Brett Seymour, Copyright: Return to Antikythera 2014)
Der griechische Taucher Alexandros Sotiriou entdeckt einen intakten Keramikkrug und einen Takelagenring aus Bronze. (Brett Seymour, Copyright: Return to Antikythera 2014)

Ein Team griechischer und internationaler Taucher und Archäologen hat bemerkenswerte neue Funde aus einem griechischen Schiff geborgen, das vor mehr als 2.000 Jahren vor der abgelegenen Insel Antikythera sank. Die geborgenen Antiquitäten umfassen Geschirr, Schiffsteile und einen riesigen Bronzespeer, der zu einer lebensgroßen Kriegerstatue gehört haben könnte.

Das Wrack vor Antikythera wurde im Jahr 1900 von Schwammtauchern entdeckt, die durch einen Sturm vom Kurs abgetrieben wurden. Nachfolgend bargen sie einen spektakulären Fang aus antiken Schätzen, darunter Statuen aus Bronze und Marmor, Edelsteine, Möbel, edle Glaswaren und den überraschend komplexen Mechanismus von Antikythera. Aber nachdem ein Taucher an der Taucherkrankheit starb und zwei weitere paralysiert wurden, waren sie gezwungen, ihre Mission an dem 55 Meter tiefen Fundort zu beenden. Seitdem haben Archäologen sich gefragt, ob weitere Schätze unter dem Meeresbett begraben liegen.

Jetzt ist ein internationales Archäologenteam, darunter Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution und Theotokis Theodoulou vom Hellenic Ephorate of Underwater Antiquities, mit modernsten Mitteln zu der trügerischen Stelle zurückgekehrt. Während der ersten Ausgrabungskampagne vom 15. September bis zum 7. Oktober 2014 erschufen die Forscher eine hochaufgelöste 3D-Karte der Fundstelle, indem sie Stereokameras an Bord eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs verwendeten. Taucher brachten eine Reihe Funde an die Oberfläche, die beweisen, dass ein Großteil der Schiffsladung noch immer unter den Sedimenten erhalten ist.

Die Schiffsteile belegen, dass ein Großteil von ihm noch intakt ist, unter anderem mehrere, über einen Meter lange Bleianker und ein Takelagenring aus Bronze, an dem immer noch Holzfragmente befestigt sind. Die Funde sind über ein viel größeres Gebiet verstreut, als die Schwammtaucher angenommen hatten – das Gebiet ist circa 300 Meter lang. Zusammen mit der gigantischen Größe des Ankers und geborgenen Außenplanken beweist dies, dass das vor Antikythera gesunkene Schiff viel größer war als bislang gedacht, möglicherweise bis zu 50 Meter lang. “Die Belege zeigen, dass dies das größte antike Schiffswrack ist, das bisher entdeckt wurde”, sagte Foley. “Es ist die Titanic der Antike.”

Die Archäologen legten auch einen schönen, intakten Krug frei, sowie Teile eines verzierten Bettbeins und – der beeindruckendste Fund von allen – einen zwei Meter langen Bronzespeer, der direkt unter der Sandoberfläche lag. Er ist zu groß und schwer, um als Waffe benutzt worden zu sein, daher muss er laut Foley zu einer riesigen Statue gehört haben, möglicherweise einer Kriegerstatue oder einer Statue der Göttin Athene. Im Jahr 1901 wurden von den Schwammtauchern vier riesige Marmorpferde in dem Wrack entdeckt. Die Pferde könnten einen Teil eines Statuenkomplexes gebildet haben, der einen Krieger in einem Streitwagen zeigte, welcher von den vier Pferden gezogen wurde.

Das Schiffswrack datiert auf die Zeitspanne von 60-70 vor Christus und man vermutet, dass es eine edle Fracht aus griechischen Schätzen von der Westküste Kleinasiens nach Rom transportierte. Antikythera liegt in der Mitte dieser Haupthandelsroute und das Schiff sank wahrscheinlich, als ein gewaltiger Sturm es gegen die steilen Klippen der Insel schleuderte.

Das Wrack liegt zu tief, um mit normaler Taucherausrüstung gefahrlos dorthin zu tauchen, deswegen mussten die Taucher Kreislauftauchgeräte benutzen, in denen der ausgeatmeten Luft Kohlenstoffdioxid entnommen wird, während gleichzeitig Sauerstoff zugeführt wird. Das erlaubte ihnen, bis zu drei Stunden am Stück an der Stelle zu tauchen.

Die Archäologen planen, nächstes Jahr zurückzukehren, um die Stelle weiter zu untersuchen und mehr der wertvollen Schiffsfracht zu bergen. Die Funde, insbesondere der Bronzespeer, sind “sehr vielversprechend”, sagte Theodoulou. “Wir haben an diesem Ort noch viel Arbeit vor uns, um seine Geheimnisse zu entschlüsseln.”

Quelle: http://www.whoi.edu/news-release/antikythera-finds

(THK)

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