Ein bisschen Mond vom 18. November, very quick und very dirty. Nach einem Tag mit geschlossener Wolkendecke und gelegentlichem Regen tat sich eine Wolkenlücke auf, die genutzt werden wollte. Der Mond stand leider noch nicht besonders hoch am Himmel, noch dazu relativ dicht über den warmen Schornsteinen eines Neubaugebietes. Das mindert die Bildqualität durch erhöhte Luftunruhe, das sogenannte Seeing. Aber wenn mangels gutem Astro-Wetter die ersten Entzugserscheinungen auftreten, freut man sich auch über Bilder, die bei miesem Seeing entstanden – ganz nach dem Motto “alles gut, solange man noch erkennen kann, dass es der Mond sein soll”.
Hier haben wir tatsächlich den Mond, genauer gesagt eine recht bekannte Kraterkette in der Bildmitte. Die drei auffälligen Krater sind Theophilus (oben), Cyrillus (direkt darunter) und Catharina (ein kleines Stück rechts unterhalb von Cyrillus). Theophilus hat einen Durchmesser von ungefähr 101 Kilometern und besitzt einen ausgeprägten Zentralberg mit vier einzelnen Gipfeln. Zentralberge dieser Art bilden sich, wenn das Oberflächengestein durch den Aufprall des einschlagenden Asteroiden zunächst nach unten gedrückt wird und dann gewissermaßen zurückfedert. Der Zentralberg von Theophilus ist rund 1,4 Kilometer hoch und kann bereits mit recht kleinen Optiken (in diesem Fall einem Maksutov-Teleskop mit 90 Millimetern Öffnung und 1.250 Millimetern Brennweite) beobachtet werden.
Cyrillus und Catharina sind mit 98 beziehungsweise 101 Kilometern Durchmesser nahezu gleich groß wie Theophilus. Cyrillus besitzt in seinem Innern ebenfalls mehrere kleine Zentralberge, allerdings sind sie nicht so stark ausgeprägt. Anhand der Strukturen im Grenzbereich zwischen Cyrillus und Theophilus kann man feststellen, dass letzterer lange Zeit später entstanden sein muss. Aktuell geht man davon aus, dass Theophilus in der Zeitperiode vor 3,2-1,1 Milliarden Jahren entstand, wohingegen Cyrillus noch ein paar hundert Millionen Jahre älter ist. Auch der Krater Catharina ist älter als Theophilus und wird derselben Zeitperiode zugeordnet wie Cyrillus.
Eine andere erwähnenswerte Oberflächenformation liegt ein Stück südlich der Kraterkette. Rupes Altai ist eine etwa einen Kilometer hohe Steilwand, die sich mehrere hundert Kilometer weit in Südost-Nordwest-Orientierung erstreckt. Auf dem Bild verläuft sie relativ gerade von rechts nach links. Das liegt daran, dass die Kamera bei der Aufnahme nicht exakt mit dem lunaren Koordinatennetz übereinstimmte und das Bild eigentlich ein Stück im Uhrzeigersinn gedreht werden müsste, um korrekt ausgerichtet zu sein. Zum Bild auf Flickr.
Auf diesem Bild ist das Mare Serenitatis zu sehen, das “Meer der Heiterkeit”. Früher hielt man die mit bloßem Auge sichtbaren dunklen Gebiete auf der Mondoberfläche tatsächlich für Meere. Sie entstanden vor mehreren Milliarden Jahren, als Lava tiefer gelegene Ebenen überflutete und anschließend erstarrte. Das Mare Serenitatis hat einen Durchmesser von circa 650 Kilometern und wird am westlichen Rand von den Montes Caucasus begrenzt. Zum Bild auf Flickr.
Beide Aufnahmen basieren auf einem Video mit 1.990 Einzelframes. Allerdings war die Luftunruhe hier zu stark für die 1.250mm Brennweite der Optik, so dass sie nicht so gut herausgemittelt werden konnte wie sonst.
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