Gestern Abend war es kalt. Sehr kalt. Und zeitweise so klar, dass sich ein kurzer Blick auf den Mond lohnte. Als Equipment diente wieder das Setup für schnelle, spontane Einsätze: ein kleines Maksutov-Teleskop mit 90 Millimetern Öffnung und 1.250 Millimetern Brennweite, sowie ein alter Laptop und eine Kamera für Mond- und Planetenfotografie.
Auf dem ersten Bild sind zwei bekannte Kraterketten zu sehen. Nahe der Tag-Nacht-Grenze, dem sogenannten Terminator, befinden sich die auffälligen Krater Ptolemaeus (oben), Alphonsus (Mitte) und Arzachel (unten). Ptolemaeus gehört mit einem Durchmesser von 154 Kilometern zu den größeren Exemplaren, die auch schon mit kleineren Optiken gut beobachtet werden können. Sein Boden erscheint relativ glatt, lediglich ein kleiner Krater namens Ammonius springt ins Auge. In Wirklichkeit existieren dort aber noch zahlreiche kleinere Krater, die allerdings unterhalb der Auflösungsgrenze des Maksutov-Teleskops liegen und daher nicht sichtbar sind.
Alphonsus ist mit einem Durchmesser von 118 Kilometern etwas kleiner als Ptolemaeus. Sein Kraterwall liegt bis zu drei Kilometer oberhalb des Kraterbodens. Erwähnenswert ist der hohe Zentralberg, der auf dem Bild gerade noch direkt von der Sonne angestrahlt wird, während sich der Kraterboden bereits größtenteils im Schatten befindet. Südlich von Alphonsus liegt der 98 Kilometer große Krater Arzachel. Er besitzt ebenfalls einen Zentralberg, der über 1,5 Kilometer hoch ist – hoch genug, um noch direktes Sonnenlicht zu reflektieren. Sein Boden dagegen ist in Dunkelheit gehüllt.
Am rechten Bildrand erkennt man eine weitere Kraterkette, bestehend aus Theophilus (101 Kilometer Durchmesser), Cyrillus (98 Kilometer Durchmesser) und Catharina (101 Kilometer Durchmesser). Da sie aber noch vollständig im Sonnenlicht liegen, fehlen die typischen Licht- und Schattenspiele, was den Kontrast und die Anzahl der sichtbaren Details etwas mindert. Aus diesem Grund ist der Vollmond übrigens auch keine gute Phase, um Detailbilder mit hohen Brennweiten zu machen. Der zunehmende oder abnehmende Mond beziehungsweise der Halbmond wie hier, eignen sich besser für Detailaufnahmen. Zum Bild auf Flickr.
Oben: Das ist eine meiner Lieblingsregionen auf dem Mond, wie ich in einem früheren Beitrag schon einmal erwähnt hatte. Von links nach rechts erkennt man die Gebirgszüge der Montes Alpes (mit dem Alpental Vallis Alpes), die Montes Caucasus und die Montes Apenninus. Dank des flachen Einfallswinkels während dieser Mondphase ergeben sich faszinierende Licht- und Schattenspiele an den zum Teil mehrere Kilometer hohen Gebirgen. Die beiden auffallenden Krater im oberen Teil der Aufnahme sind Aristoteles (88 Kilometer Durchmesser, links) und Eudoxus (68 Kilometer Durchmesser, rechts). Oben rechts ist außerdem der größte Teil des Mare Serenitatis zu sehen, ein rund 650 Kilometer großes Becken, das mit erstarrter Lava gefüllt ist. Zum Bild auf Flickr.
Die beiden nachfolgenden Bilder zeigen die Region mit anderen Bildausschnitten.
Zum Bild auf Flickr.
Zum Bild auf Flickr.
Bei nächster Gelegenheit steht ein neues Mond-Mosaik auf dem Plan – sofern mich die abfrierenden Fingerkuppen nicht doch besser von einer heißen Tasse Tee überzeugen.
(THK)
Antworten