Der Sonnenzyklus 25 hat begonnen. Im Rahmen eines Medienereignis diskutierten Experten der NASA und der NOAA ihre Analysen und Vorhersagen über den neuen Sonnenzyklus und wie die kommende Intensivierung des Weltraumwetters unser Leben und die Technologie auf der Erde beeinflussen wird, ebenso wie die Astronauten im Weltraum.
Das Solar Cycle 25 Prediction Panel, eine internationale Expertengruppe, die auch von der NASA und NOAA finanziert wird, gab bekannt, dass das solare Minimum im Dezember 2019 stattfand und den Beginn eines neuen Sonnenzyklus kennzeichnet. Weil unsere Sonne so variabel ist, kann es mehrere Monate dauern, um dieses Ereignis festzustellen. Wissenschaftler nutzen Sonnenflecken, um den Fortschritt des Sonnenzyklus zu verfolgen. Sonnenflecken sind die dunklen Bereiche auf der Sonne, die oft als der Ursprung gigantischer Explosionen mit der Sonnenaktivität in Zusammenhang stehen, beispielsweise Sonnenflares oder koronale Massenausbrüche. Letztere können Licht, Energie und solare Materie in den Weltraum emittieren.
“Wenn wir aus dem solaren Minimum herauskommen und uns dem Maximum des Sonnenzyklus 25 nähern, ist es wichtig uns daran zu erinnern, dass die Sonnenaktivität niemals aufhört: Sie verändert ihre Form im Verlauf des Sonnenzyklus”, sagte Lika Guhathakurta, Sonnenforscherin der Heliophysics Division am NASA-Hauptquartier in Washington.
Die NASA und die NOAA arbeiten zusammen mit der Federal Emergency Management Agency (FEMA) und anderen staatlichen Agenturen und Abteilungen an dem National Space Weather Strategy and Action Plan, um das Land besser auf die Gefahren des Weltraumwetters vorzubereiten und es zu schützen. Die NOAA steuert Weltraumwetter-Vorhersagen und Satelliten bei, um das Weltraumwetter in Echtzeit zu überwachen. Die NASA ist der Forschungsarm der Vereinigten Staaten und hilft dabei, unser Wissen über den erdnahen Weltraum und damit letztendlich auch die Vorhersagemodelle zu verbessern.
Weltraumwetter-Vorhersagen sind auch entscheidend für das Raumschiff und die Astronauten des Artemis-Programms. Die Erforschung dieser Weltraumumgebung ist der erste Schritt, um zu verstehen, wie Astronauten der Weltraumstrahlung ausgesetzt sind und wie man die Effekte abschwächen kann. Die ersten beiden wissenschaftlichen Studien, die von dort durchgeführt werden, werden das Weltraumwetter untersuchen und die Strahlungsumgebung in der Mondumlaufbahn überwachen. Wissenschaftler arbeiten an Vorhersagemodellen, so dass sie eines Tages das Weltraumwetter so vorhersagen können, wie Meteorologen das Wetter auf der Erde voraussagen.
“Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Vorbereitung”, sagte Jake Bleacher, Chefwissenschaftler des Human Exploration and Operations Mission Directorate am Hauptquartier der Agentur. “Das Weltraumwetter ist so wie es ist – unsere Aufgabe liegt darin, uns vorzubereiten.”
Die Sonnenzyklen zu verstehen, ist ein Teil dieser Vorbereitung. Um den Beginn eines neuen Sonnenzyklus zu bestimmen, sichtete die Expertengruppe monatliche Daten über Sonnenflecken, die vom World Data Center for the Sunspot Index and Long-term Solar Observations am Royal Observatory of Belgium in Brüssel gesammelt wurden. Es verfolgt die Sonnenfleckenaktivität und grenzt die Maxima und Minima des Sonnenzyklus ein.
“Wir bekommen eine detaillierte Aufzeichnung der wenigen winzigen Sonnenflecken, die den Beginn und den Anstieg des neuen Zyklus markieren”, sagte Frédéric Clette, der Direktor des Center und Mitglied der Expertengruppe. “Dies sind die eindeutigen Boten für zukünftige gigantische Explosionen auf der Sonne. Nur durch die Überwachung des allgemeinen Trends im Verlauf vieler Monate können wir den Kipppunkt zwischen den beiden Zyklen bestimmen.”
Mit dem solaren Minimum hinter uns erwarten die Wissenschaftler eine Intensivierung der Sonnenaktivität bis zum nächsten vorhergesagten Maximum im Juli 2025. Doug Biesecker, Vizevorsitzender der Expertengruppe und Sonnenphysiker am Space Weather Prediction Center der NOAA in Boulder (Colorado), sagte, der Sonnenzyklus 25 werde vermutlich so stark wie der letzte Sonnenzyklus, der ein unterdurchschnittlicher Zyklus war, aber dennoch nicht ohne Risiken.
“Nur weil es ein unterdurchschnittlicher Sonnenzyklus ist, bedeutet es nicht, dass keine Gefahr durch Weltraumwetterphänomene besteht”, sagte Biesecker. “Der Einfluss der Sonne auf unseren Alltag ist real und vorhanden. Das SWPC ist rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr besetzt, weil die Sonne immer imstande ist, uns etwas zum Vorhersagen zu geben.”
Elsayed Talaat, Direktor des Office of Projects, Planning and Analysis für den Satellite and Information Service der NOAA in Silver Spring (Maryland), beschrieb den kürzlichen Fortschritt am Space Weather Action Plan und kommende Entwicklungen, darunter das Space Weather Follow-On L-1 Observatory der NOAA, das im Jahr 2025 starten wird – vor dem vorhergesagten Maximum des Sonnenzyklus 25.
“Genau wie der National Weather Service der NOAA uns zu einer wetterfesten Nation macht, so wollen wir eine weltraumwetterfeste Nation werden”, sagte Talaat. “Dies ist ein Ansatz, der 24 Agenturen der Regierung einbezieht, und er hat das Weltraumwetter von einer Forschungsperspektive hin zu einsatzfähigem Wissen umgewandelt.”
(THK)
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