Die Venus und der Schornstein des Schreckens

Venus vom 17.01.2017. (astropage.eu)
Venus vom 17.01.2017. (astropage.eu)

Das Bild zeigt die Venus mit über drei Metern Brennweite. Der eine oder andere Leser wird nach genauer Betrachtung bemängeln, dass die Venus völlig unscharf ist. Das ist vollkommen richtig. Eigentlich sollte dieses Bild auch nicht veröffentlicht werden, sondern im virtuellen Papierkorb landen, aber man soll immer das Positive an einer Sache sehen. In diesem Fall besteht das Positive darin, dass sich das Bild hervorragend dafür eignet, um die Auswirkungen von schlechten lokalen Beobachtungsbedingungen zu demonstrieren. Hier war der Übeltäter ein Schornstein, der fast direkt unterhalb der Venus Rauch ausstieß und für warme Luftschwaden sorgte.

Die Venusbeobachtung wurde mit einem Maksutov-Teleskop durchgeführt, das bereits über 90 Millimeter Öffnung und 1.250 Millimeter Brennweite verfügt. Mit Hilfe einer sogenannten Barlow-Linse wurde diese Brennweite nochmal um den Faktor 2,5 verlängert, so dass die effektive Brennweite bei 3.125 Millimetern lag. Objektiv betrachtet ist das Bild sogar noch recht gut geworden, wenn man sich im Vergleich dazu das Video anschaut, aus dem es erstellt wurde. Das unten eingebundene Video wurde im RAW-Modus aufgenommen und zeigt deshalb keine Farbinformationen. Für die sichtbaren Auswirkungen der Luftunruhe sind die Farbinformationen nebensächlich.

Für das gelegentliche Hin- und Herwackeln der Venus im Bildausschnitt ist die manuelle Nachführung verantwortlich, die sich bei über drei Metern Brennweite und dem kleinen Bildausschnitt als nicht ganz einfach erweist. Das Flimmern und Wabern der Venus selbst sind auf die warmen Luftströmungen und den Rauch des Schornsteins zurückzuführen. Das Wabern der Luft ist so stark, dass augenscheinlich kein scharfes Bild der Venus zustandekommt. Ein Teil der Störungen lässt sich zwar per Software beim Stackingprozess herausmitteln, aber für ein scharfes Endergebnis ist das Rohmaterial schlicht und einfach zu schlecht – daher das unscharfe Bild. Zum (unscharfen) Bild auf Flickr.

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Video-Link: https://youtu.be/MIdOyMs95CA

 

Den ungünstigen Effekten der starken Luftunruhe kann man ein Stück weit entgegenwirken, indem man für die Beobachtung eine geringere Brennweite wählt. Auf diese Weise erscheint das Objekt zwar kleiner, aber die Luftturbulenzen werden ebenfalls nicht mitvergrößert, so dass man ein etwas schärferes Bild erhalten kann. Auch das untenstehende Bild wurde erstellt, als sich die Venus über dem Schornstein des Schreckens befand. Es sieht jedoch schärfer aus, weil die Brennweite hier nur 1.250 Millimeter betrug. Damit erklärt sich eindrucksvoll, warum horizontnahe Beobachtungen und Beobachtungen über warmen Objekten (Hausdächer im Sommer, Schornsteine, etc.) nach Möglichkeit vermieden werden sollten. Zum Bild auf Flickr.

Venus vom 17.01.2017. (astropage.eu)
Venus vom 17.01.2017. (astropage.eu)

(THK)

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