Das SDO und das Rätsel der Nebensonne

NASA
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Das Solar Dynamics Observatory (SDO), bestens bekannt für seine herausragenden Aufnahmen der Sonne, hat eine Entdeckung hier auf der Erde gemacht.

“Es ist eine neue Art von Eis-Halo”, sagte Les Cowley, ein Experte für atmosphärische Optik. “Wir sahen das Phänomen zum ersten Mal beim Start des SDO – und es lehrt uns neue Wege, wie Schockwellen mit Wolken interagieren.”

Eis-Halos sind Ringe oder Bögen aus Licht, die am Himmel erscheinen, wenn Sonnenlicht durch Eiskristalle in der Luft gebrochen wird. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Nebensonne – ein regenbogenfarbiger Fleck, der oft links oder rechts von der Morgensonne gesehen werden kann. Nebensonnen entstehen durch flache Eiskristalle, die am Himmel herab sinken, so wie Laub von Bäumen fällt.

Letztes Jahr hat das SDO eine Nebensonne zerstört – und so wurde der neue Halo entdeckt.

Das SDO hob auf den Tag genau vor einem Jahr, am 11. Februar 2010, von Cape Canaveral ab. Es war ein schöner Morgen mit nur einer Handvoll dünner Zirruswolken am winterblauen Himmel. Als der Countdown herunterzählte, bildete sich eine Nebensonne über der Abschussrampe.

“Als die Rakete die Zirruswolken durchstieß, erfassten Schockwellen die Wolken und zerstörten die Ausrichtung der Eiskristalle”, erklärte Cowley. “Das löschte die Nebensonne aus.”

Die Zerstörung der Nebensonne war geklärt, die darauf folgenden Ereignisse allerdings nicht.

“Eine leuchtende Säule aus weißem Licht erschien neben der Atlas-V-Rakete und folgte der Rakete in den Himmel”, sagte Cowley. “Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen”.

Cowley und sein Kollege Robert Greenler machten sich an die Arbeit, um herauszufinden, was diese mysteriöse Säule war. Irgendwie mussten die Schockwellen der Rakete die Eiskristalle dazu gebracht haben, den “Raketen-Halo” zu erzeugen. Aber wie? Computermodelle von Sonnenlicht, das durch Eiskristalle verschiedenster Ausrichtungen scheint, konnten das Ereignis nicht erklären.

Dann kam die Erleuchtung: Die Kristalle waren nicht auf zufällige Weise durcheinander gebracht worden, erkannten Cowley und Greenler. Im Gegenteil, die flachen Sechsecke wurden von den Schockwellen zu einer Armee aus tanzenden, mikroskopischen Kreiseln gemacht.

Cowley erklärt ihr erfolgreiches Modell: “Die Kristalle sind zwischen acht und zwölf Grad gekippt. Dann rotieren sie so, dass ihre Hauptdrehachse eine konische Bewegung beschreibt. Spielzeugkreisel und Gyroskope tun dies. Die Erde macht es einmal alle 26.000 Jahre. Die Bewegung ist geordnet und präzise.”

Unterm Strich: Das Abschießen einer Rakete durch Zirruswolken kann einen überraschenden Grad von Ordnung erzeugen. “Dies könnte der Anfang eines neuen Wissenschaftsgebietes sein – Halo Dynamik”, fügte Cowley hinzu.

Die Simulationen zeigen, dass die weiße Säule neben der Rakete nur ein Ausschnitt eines größeren Ovals war, das am Himmel erschienen wäre, wenn die Eiskristalle und Schockwellen weitreichender aufgetreten wären.

“Wir würden es liebend gerne nochmal und vollständig sehen”, sagte Cowley. “Wenn du die einmalige Gelegenheit hast, einem Raketenstart beizuwohnen”, rät er mit einem Lachen, “vergiss die Rakete! Such stattdessen nach Halos.”

Quelle: http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2011/11feb_sundogmystery/

(THK)

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