Mars Express fotografiert ungewöhnlichen Krater auf dem Mars

Länglicher Einschlagkrater auf dem Mars. (ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))
Länglicher Einschlagkrater auf dem Mars. (ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))

Die ESA-Sonde Mars Express hat neue Aufnahmen eines länglichen Einschlagkraters in der südlichen Marshemisphäre zur Erde geschickt. Direkt südlich des Huygens-Beckens gelegen, könnte er von einer Reihe Projektile verursacht worden sein, die den Planeten in einem niedrigen Winkel trafen.

Das große Huygens-Becken hat einen Durchmesser von rund 450 Kilometern und liegt in den kraterreichen südlichen Hochländern. In dieser Region gibt es viele Einschlagnarben aber keine von ihnen sind vielleicht keine so faszinierend wie die ‘länglichen Krater’.

Einer dieser Krater ist auf diesem neuen Bild erkennbar, das ein Areal von 133 x 53 Kilometern bei 21 Grad südlicher Breite und 55 Grad östlicher Länge umfasst. Die Aufnahme wurde am 4. August 2010 gemacht und die kleinsten von der Kamera sichtbaren Objekte sind etwa 15 Meter groß.

Dieser unbenannte längliche Krater liegt direkt im Süden des viel größeren Huygens-Beckens. Er ist ungefähr 78 Kilometer lang und öffnet sich vom schmaleren unter zehn Kilometer breiten Ende bis zum anderen 25 Kilometer breiten Ende, wobei er eine Tiefe von zwei Kilometern erreicht.

Einschlagkrater sind normalerweise rund, weil die Projektile, die sie erzeugen in den Boden eindringen, bevor die Schockwelle des Aufpralls nach außen hin explodieren kann. Also warum ist dieser hier länglich?

Die Lösung kommt aus dem umgebenden Material, welches vom ursprünglichen Einschlag ausgeworfen wurde. Diese Decke aus Auswurfmaterial ist wie die Flügel eines Schmetterlings geformt, mit zwei verschiedenen Lappen. Das deutet darauf hin, dass zwei Projektile, möglicherweise Hälften eines zuvor intakten Körpers, hier auf die Oberfläche prallten.

In dem Krater selbst befinden sich drei tiefe Gebiete, die ein Beweis für mehr als zwei Projektile sein könnten. Zusätzlich liegt ein zweiter länglicher Krater nord-nordwestlich. Er ist auf diesem Bild nicht zu sehen, aber er liegt auf einer Linie mit dem hier gezeigten, was die These unterstützt, dass diese Strukturen das Ergebnis einer Reihe von Projektilen sind.

In den frühen 1980er Jahren vermuteten Wissenschaftler, dass längliche Einschlagkrater durch eintreffende Ketten von Trümmern entstehen, die einem zeitlich verzögertem Kurs folgen. Als die Trümmer abwärts spiralten, trafen sie den Planeten in flachen Winkeln und ‘hobelten’ die länglichen Krater sozusagen aus.

Diese Decke aus Auswurfmaterial enthält viele kleine Krater, was dafür spricht, dass der ursprüngliche vor relativ langer Zeit entstand und dann selbst zum Ziel wurde.

Außerdem gibt es mehrere kleine Kanäle auf der Decke, was bedeutet, dass der Einschlag wahrscheinlich in einer Schicht stattfand, die reich an flüchtigen Substanzen ist, eventuell sogar Wasser, das durch die Hitze des Einschlags geschmolzen wurde und dann wegfloss.

Unter dem östlichen Kraterrand liegen zwei ausgeprägte und verhältnismäßig tiefe Krater. Sie sind durch die Decke aus ausgeworfenem Material gestoßen und müssen sich deswegen nach der Entstehung des großen Kraters gebildet haben. Trotz ihrer Größe von vier Kilometern und fünf Kilometern zeigen diese kleineren Krater keine Hinweise auf die Anwesenheit von Wasser.

Im Norden befindet sich ein weiterer Krater, der allerdings älter sein muss, weil die ausgeworfenen Materialien teilweise in ihn hinein geflossen sind.

Mehrere Erdrutsche haben den steilen Kraterrand verändert. Das kann am besten an den zwei kleineren Kratern auf dem Rand gesehen werden, die nur teilweise erhalten sind, Teile von ihnen sind weggebrochen.

Die Bildung dieser länglichen Formationen ist nicht beendet: der Marsmond Phobos wird in wenigen Zehn Millionen Jahren auf den Mars stürzen und dabei auseinander brechen, wobei wahrscheinlich neue Strukturen dieser Art auf der Oberfläche entstehen werden.

Quelle: http://www.esa.int/esaSC/SEMTK5VTLKG_index_0.html

(THK)

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