Der Fluch der Mumie Teil 2 – Die Mumien-Studie kehrt zurück

Die Mumie Maiherpri bei der Computertomografie (Michael Miyamoto)
Die Mumie Maiherpri bei der Computertomografie (Michael Miyamoto)

Untersuchung von weiteren antiken Ägyptern bestätigt Herzkrankheit und eine Prinzessin ist der älteste Fall.

Obwohl die Mitglieder der antiken ägyptischen Königshäuser keine Bacon-Cheeseburger oder vor Trans-Fetten triefende Donuts verschlungen haben, Zigaretten geraucht haben oder jede Nacht Stunden vor dem Fernseher verbracht haben, teilen sie mit Menschen, die das heutzutage tun, eine ähnliche gesundheitliche Folgeerkrankung: ihre Koronar-Arterien waren genauso verstopft.

Ein amerikanisch-ägyptisches Forscherteam, das CT-Scans von Mumien untersuchte – einer Auswahl aus der Oberschicht des alten Ägypten – fand heraus, dass beinahe die Hälfte davon Beweise für koronare Arteriosklerose in einer oder mehreren der Arterien, die Herz und Gehirn mit Blut versorgen, aufwies. Diese Entdeckung wirft Fragen bezüglich der Erkenntnis auf, ob Arteriosklerose – eine Ansammlung von Arterienablagerungen, die Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen können – wirklich eine “moderne” Krankheit ist.

Außerdem konnten die Forscher den ältesten jemals bestätigten Fall von Arteriosklerose in den Koronar-Arterien dokumentieren. Prinzessin Ahmose Meyret Amon, die um 1580 v. Chr. geboren wurde und mit ungefähr 40 Jahren verstarb, hatte Blockaden in zwei ihrer drei Hauptarterien des Herzens – Blockaden, die zu einem oder mehreren Herzinfarkten geführt haben könnten. Sie ist damit die erste Person der Menschheitsgeschichte, die diese Herzerkrankung hatte.

“Normalerweise denkt man, dass diese Koronar-Arterien- oder Herzerkrankung eine Folge unseres modernen Lebensstils ist”, sagte Dr. Gregory Thomas, Professor für Kardiologie an der University of California in Irving und einer der Leiter dieser Studie. “Unsere Ergebnisse deuten auf ein fehlendes Teil in unserem Verständnis dieser Herzerkrankung hin, denn wenn das wirklich der Fall wäre, warum sollten die alten Ägypter mit ihrem Lebensstil, der sich so stark von unserem Heutigen unterscheidet, auch Arteriosklerose bekommen haben?”

Während die amerikanischen und ägyptischen Wissenschaftler bereits 2009 in einer kleineren Mumien-Studie erstmals Arteriosklerose festgestellt haben, wurden in dieser Untersuchung auch Ganzkörper-Computertomographie-Scans bei den 52 Mumien eingesetzt, die aus der Sammlung des Museum of Egyptian Antiquities in Kairo stammen. Von den 44 Mumien, bei denen man noch die Arterien oder Herzen erkennen konnte, hatten 45 Prozent Verkalkungen entweder in den Wänden einer Arterie oder im Verlauf einer Arterie, was sehr stark auf Arteriosklerose hinweist.

Der Pfeil deutet auf eine Verkalkung in der linken Carotis-Arterie (Michael Miyamoto)
Der Pfeil deutet auf eine Verkalkung in der linken Carotis-Arterie (Michael Miyamoto)

Meist war die Arteriosklerose in den großen Arterien des Körpers, inklusive der Bauchaorta (Aorta abdominalis; Anm. d. Red.), wie die Wissenschaftler bereits 2009 herausgefunden hatten. Jedoch ergab die jetzige Studie, dass auch kleinere Hauptarterien davon betroffen sind, die das Herz und das Gehirn versorgen. Ungefähr 7 Prozent der Mumien hatten Verstopfungen in ihren Herzarterien und 14 Prozent hatten Blockaden in den Arterien, die zum Gehirn führen, der sogenannten Carotis-Arterie (Arteria carotis oder Karotis; Anm. d. Red.) – eine der Hauptursachen für Schlaganfälle.

“Wir fanden heraus, dass Arteriosklerose in den Herz- und Carotis-Arterien viel früher verbreitet war, als man bisher angenommen hatte”. sagte Dr. Michael Miyamoto, Kardiologe bei der Mission Internal Medical Group in Mission Viejo und Student am Health Care Executive MBA Programm der UCI. “Einige der Mumien lieferten Beweise für weit verbreitete Gefäßerkrankungen, die einigen unserer heutigen Herzpatienten ähneln.”

Zusätzlich dokumentierten die Wissenschaftler, dass , ähnlich wie heutzutage, mit zunehmendem Alter die Entstehung und Schwere der Arteriosklerose präzise vorhergesagt werden konnte. Sie konnten zwar nicht die genaue Todesursache der Mumien feststellen, jedoch wurden Symptome, wie zum Beispiel Herzschmerzen – ein Begleitsymptom bei Herzinfarkt – in antiken ägyptischen Schriftrollen beschrieben.

Um den Lebensstil der Herrscherschicht im Alten Ägypten zu verstehen, arbeitete das Team auch mit Ägyptologen zusammen und sie schätzten die Risikofaktoren ein, die möglicherweise die Gesundheit der Herzen und Arterien (der Mumien) beeinflusst haben könnten.

“Wir vermuten – wissen es aber nicht genau – dass Fleisch einen geringeren Anteil an ihrer Ernährung hatte, als in unserer Heutigen”, sagte Thomas, der auch die Ausbildung in Kardiologie und Nuklearmedizin an der UCI leitet. “Wir wissen, dass die alten Ägypter insgesamt eine gesündere Ernährungsweise hatten und viel aktiver waren, und trotzdem hatten sie die selbe Krankheit, wie wir heutzutage. Diese Entdeckung weist darauf hin, dass wir Arteriosklerose und diese Herzerkrankung nicht so gut kennen, wie wir denken.”

Thomas und sein Mitforscher Dr. Adel Allam, Professor für Kardiologie an der Al-Azhar Universität in Kairo, glauben, dass die Daten darauf hinweisen, dass genetische Faktoren für die Entstehung von Arteriosklerose viel wichtiger sind, als bisher vermutet wurde. Sie warnen jedoch vor, dass eine genetische Prädisposition es noch wichtiger macht, die Risikofaktoren sorgfältig abzuwägen, durch deren Einfluss der Ausbruch verzögert und die Schwere der Krankheit minimiert werden können.

“Neue Untersuchungen haben ergeben, dass durch Nichtrauchen und durch niedrig halten von Blutdruck und Cholesterinwerten die Verkalkung unserer Arterien hinaus gezögert werden kann”, so Allam. “Nach dem, was wir aufgrund unserer Studie sagen können, hat der Mensch eine genetische Veranlagung für Arteriosklerose, weswegen es uns selbst obliegt, die Maßnahmen zu ergreifen, um das so weit wie möglich hinaus zu zögern.”

“Wenn wir nur lange genug leben”, fügte Miyamoto hinzu, “werden wir alle bis zu einem gewissen Grad eine Verhärtung der Arterien entwickeln. Unser Ziel sollte aber sein, MIT Arteriosklerose zu sterben und nicht AN ihr.”

Die Wissenschaftler präsentierten ihre Ergebnisse am 3. April bei der jährlichen Versammlung am American College of Cardiology in New Orleans. Die Studie, die in der April-Ausgabe des Journal of the American College of Cardiology: Cardiovascular Imaging erscheinen wird, wurde von der Ägyptischen Nationalbank, Siemens und der St. Luke’s Hospital Foundation finanziert.

Quelle: http://www.uci.edu/features/2011/04/feature_mummy_110404.php

(SOM)

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