Neue Erkenntnisse über den historischen Hafen von Athen

Entwicklung der Küstenlandschaft zwischen Athen und Piräus (Julien Cavero CNRS / Université Lyon 2)
Entwicklung der Küstenlandschaft zwischen Athen und Piräus (Julien Cavero CNRS / Université Lyon 2)

Piräus, der Haupthafen von Athen, war von 4800 bis 3400 v. Chr. eine Insel, mit anderen Worten also bereits 4.500 Jahre bevor der Parthenon auf der Akropolis erbaut wurde. Dies entdeckte ein französisch-griechisches Team unter Leitung von Jean-Philippe Goiran, Wissenschaftler am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in der Abteilung Archéorient – Environnements et Sociétés de l’Orient Ancien von der Universität Lyon 2, der Sedimente aus der Gegend in und um Piräus untersuchte und datierte. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitäten Athen, Paris 1 und Paris Ouest durchgeführt und in der Juniausgabe der Zeitschrift Geology veröffentlicht.

Wenn man Piräus heutzutage sieht, ist es schwer zu glauben, dass dieses Stadtgebiet einst eine durch einen Streifen Wasser vom Festland getrennte Insel war. Und dennoch entwickelte bereits im ersten Jahrhundert nach Christus der griechische Geograph Strabo die Hypothese, dass Piräus einst eine Insel gewesen ist. Ungefähr sieben Kilometer südwestlich von Athen gelegen, war dieser weitläufige, felsige Hügel die Heimat der drei antiken Häfen der griechischen Hauptstadt: Zea, Mounichia und Cantharos. Während des fünften Jahrhunderts v. Chr. war dieser strategisch wichtige Ort durch eine Straße mit Athen verbunden, die von hohen Mauern geschützt wurde, bekannt als “Lange Mauern” und die eine sichere Reise garantierten.

Bis vor Kurzem wurde keine wissenschaftliche Untersuchung von Strabos Hypothese durchgeführt. Um seine Vermutung zu überprüfen, entnahmen Wissenschaftler aus Frankreich und Griechenland etwa zehn Bodenproben aus 20 Metern Tiefe in einem ebenen Gebiet namens Cephissus (Kifisos) zwischen Piräus und Athen. Sie verglichen die Sedimentschichten der Bohrkerne mit bekannten Aufzeichnungen. Jedes Sedimentbett wurde mit Hilfe C14-Methode datiert. Durch diese stratigraphische Untersuchung konnten die Wissenschaftler in der Entstehung der Küstenlandschaft um Piräus vier Hauptstadien feststellen.

Während des ersten Stadiums, 6700 bis 5500 v. Chr., war der Meeresspiegel des Mittelmeers deutlich niedriger als heutzutage. Damals war der Hügel von Piräus noch keine Insel, sondern geologisch mit dem Festland verbunden. Von 4800 bis 3400 v. Chr. stieg dann der Meeresspiegel stark an und Piräus wurde zu einer Insel. Während des dritten Stadiums ab 2800 v. Chr. begann der Meeresspiegel langsamer zu steigen und zur selben Zeit wurden große Mengen von Sedimenten von Flüssen in das Gebiet geschwemmt. Dieses Doppelphänomen war der Grund dafür, dass sich auf der Cephissus -Ebene die Sedimente ansammelten, was zur Entstehung einer Lagunenlandschaft führte. Am Ende, im fünften Jahrhundert v. Chr. zur selben Zeit, als der Parthenon auf der Akropolis erbaut wurde, waren diese Lagunen noch vorhanden. Um die “Langen Mauern” bauen zu können, waren die Ingenieure dieser Zeit also gezwungen, diese Feuchtgebiete aufzufüllen.

Die "Langen Mauern" zwischen Piräus und Athen (Wikipedia / gemeinfrei)
Die “Langen Mauern” zwischen Piräus und Athen (Wikipedia / gemeinfrei)

Wie kam Strabo also auf diese Idee, wo er doch gut 3500 Jahre nach der Zeit lebte, in der Piräus noch eine Insel war? Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass er seine Ansicht auf Schriften seiner Vorgänger aufbaute. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass er selbst Untersuchungen der Küstenlandschaft vornahm, als er im ersten Jahrhundert n. Chr. nach Athen reiste: zu dieser Zeit ragte der felsige Hügel von Piräus aus einer immer noch sumpfigen Küstenebene. Und schließlich könnte Strabo auch beide Quellen verwendet haben, um herauszufinden, dass das Meer zu früherer Zeit zwischen Athen und Piräus präsent gewesen sein muss.

Quelle: http://www2.cnrs.fr/en/1872.htm

(SOM)

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