Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion S106

Die Sternentstehungsregion S106. (NASA / ESA)
Die Sternentstehungsregion S106. (NASA / ESA)

Die Sternentstehungsregion Sharpless 2-106, oder kurz S106 genannt, befindet sich rund 2.000 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbilds Cygnus (Schwan). Aufgrund ihres ausgeprägt bipolaren Erscheinungsbildes gleicht sie mit etwas Phantasie einer Sanduhr oder einem Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln. Ungeachtet ihrer ästhetischen Aspekte liefern Sternentstehungs-regionen wie S106 den Astronomen und Astrophysikern wertvolle Hinweise über die Art und Weise, wie Sterne entstehen und wie sich sich entwickeln.

Im Vergleich zu anderen Sternentstehungsgebieten, beispielsweise dem Orionnebel mit 30 Lichtjahren Durchmesser oder dem Adlernebel mit 20 Lichtjahren Durchmesser, ist S106 geradezu winzig: die Spannweite der beiden expandierenden Gasstrukturen beträgt nur ungefähr zwei Lichtjahre, das ist etwas weniger als die halbe Distanz zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Fixstern, Proxima Centauri. In astronomischen Maßstäben betrachtet, wurden die Astronomen Zeugen der Geburt eines neuen Sterns. Der Stern im Zentrum entstand vor etwa 100.000 Jahren und durchlebt damit noch die frühsten Stadien seiner Existenz. Die expandierenden Gaswolken bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff, der auf dieser Aufnahme des Hubble-Teleskops bläulich leuchtet, nachdem er durch die energiereiche Strahlung des Sterns ionisiert wurde. In der nahen Umgebung des Sterns bilden die Gasmassen daher einen so genannten Emissionsnebel. Weiter entfernt von dem Stern reflektieren große Mengen Staub das Licht des Sterns, weshalb man diese Gebiete als Reflexionsnebel bezeichnet.

Die sanduhrförmige Gestalt des Nebels ist ein charakteristisches Merkmal für die Umgebungen von sehr jungen Sternen, es gibt zahlreiche Beispiele mit ähnlichem Aussehen. Die bipolare Erscheinung kommt zustande, wenn sich Materie in einer Akkretionsscheibe um ein massereiches Objekt (in diesem Fall ein junger Stern) sammelt und dann von starken Magnetfeldern entlang seiner Rotationsachse beschleunigt und fortgeschleudert wird. Durch Wechselwirkungen mit anderen Gas- und Staubwolken in der näheren Umgebung des Sterns entstehen dann die hier beobachteten Strukturen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es hier:
http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/images/hs-2011-38-a-print.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Interstellare Filamente im Polaris-Komplex
Bild 3: Höhenprofil von Nili Fossae auf dem Mars
Bild 4: Zwei gravitativ interagierende Galaxien (Arp 147)

(THK)

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