Astro-Bild der Woche: Das rätselhafte Objekt TMR-1C

Das Objekt TMR-1C (der helle Punkt oben links) ist offenbar kein Protoplanet, sondern ein Hintergrundstern, dessen Licht durch interstellaren Staub abgeschwächt wird. (Susan Terebey (Extrasolar Research Corp.) and NASA)
Das Objekt TMR-1C (der helle Punkt oben links) ist offenbar kein Protoplanet, sondern ein Hintergrundstern, dessen Licht durch interstellaren Staub abgeschwächt wird. (Susan Terebey (Extrasolar Research Corp.) and NASA)

Das Astro-Bild der Woche ist ein Objekt, das den Astronomen lange Zeit Rätsel aufgegeben hat. Es trägt die Bezeichnung TMR-1C und liegt in Richtung des Sternbildes Taurus (Stier). Die nebenstehende Aufnahme stammt vom Weltraumteleskop Hubble und zeigt das Objekt als schwachen Lichtpunkt im oberen linken Teil des Bildes. Die ersten Beobachtungen wurden im Jahr 1998 gemacht und deuteten darauf hin, dass es sich bei dem Objekt um einen sehr jungen, heißen Protoplaneten handelte. Den damaligen Daten zufolge sollte er aufgrund gravitativer Wechselwirkungen mit einer Geschwindigkeit von rund 32.000 Kilometern pro Stunde aus einem ungefähr 450 Lichtjahre entfernten Doppelsternsystem herauskatapultiert worden sein.

Zwei Jahre später kam man allerdings zu einer völlig anderen Schlussfolgerung. Nachfolgende Beobachtungen und spektroskopische Analysen hatten ergeben, dass das besagte Objekt mit einer Oberflächentemperatur von etwa 2.700 Kelvin zu heiß für einen entstehenden Protoplaneten ist. Die gesammelten Daten sprechen nun für die Theorie, dass TMR-1C ein einfacher Hintergrundstern ist, der von der Erde aus gesehen nur zufällig in der Nähe des Doppelsternsystems liegt. Interstellarer Staub in der Sichtlinie zwischen dem Objekt und der Erde schwächte sein Licht ab und ließ es rötlicher erscheinen, was die Astronomen zunächst auf eine falsche Fährte lockte.

Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie schwierig es für Astronomen sein kann, aus vorhandenen Daten die richtigen Schlussfolgerungen abzuleiten. Deswegen ist es enorm wichtig, dass aufgestellte Theorien durch möglichst exakte Daten untermauert werden – allerdings darf man auch nicht unter allen Umständen an einer bestehenden Theorie festhalten, wenn neuere Daten gegen sie sprechen und eine andere Theorie wahrscheinlicher machen. Wissenschaft allgemein (nicht nur Astronomie) ist letztendlich immer die Suche nach der Wahrheit und nicht das Beharren auf inkorrekten Theorien wider besseres Wissen.

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Braune Zwerg 2M J044144 mit Begleiter
Bild 3: Der veränderliche Stern R Aquarii
Bild 4: Der Silkworm-Nebel

(THK)

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