Astro-Bild der Woche: Der Möwennebel IC 2177 in der Nähe des Sirius

Die Sternentstehungsregion IC 2177, genannt Möwennebel. (ESO / Digitized Sky Survey 2. Acknowledgement: Davide De Martin)
Die Sternentstehungsregion IC 2177, genannt Möwennebel. (ESO / Digitized Sky Survey 2. Acknowledgement: Davide De Martin)

Wie eine fliegende Möwe am Himmel liegt dieser eindrucksvolle Nebel an der Grenze der beiden Sternbilder Monoceros (Einhorn) und Canis Major (Großer Hund). Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu einer dahingleitenden Möwe trägt das Objekt mit der wissenschaftlichen Bezeichnung IC 2177 auch den Spitznamen Möwennebel. Seine Entfernung beträgt etwa 3.650 Lichtjahre, damit ist er fast dreimal weiter entfernt als der berühmte Orionnebel (circa 1.350 Lichtjahre).

Dafür ist die Flügelspannweite der “kosmischen Möwe” mit rund 100 Lichtjahren aber deutlich größer als der nur etwa 30 Lichtjahre breite Orionnebel. Der rechte Teil des Nebels – gewissermaßen der Kopf der Möwe – wird von einem einzigen Stern dominiert, der ihr “Auge” bildet und die umgebenden Gas- und Staubwolken mit harter, ultravioletter Strahlung bombardiert. Das energiereiche, ultraviolette Licht von HD 53367, so der Name des Sterns, ionisiert die dort vorhandenen Gasteilchen und schlägt Elektronen aus ihnen heraus.

Andere Ionen können diese nun freien Elektronen wieder einfangen. Die kinetische Energie des Elektrons wird dabei als ein Lichtteilchen (Photon) abgegeben – dieser Prozess wird auch als Rekombination bezeichnet. Die Anzahl der Ionisations- und Rekombinationsprozesse in solchen Regionen ist so hoch, dass die Gaswolken selbst in charakteristischen Wellenlängen, beziehungsweise Farben leuchten. Die Beobachtung der leuchtenden Gaswolken mit leistungsstarken Teleskopen – in diesem Fall mit dem Digitized Sky Survey 2 der Europäischen Südsternwarte in Chile – liefert daher viele wichtige Informationen über die in ihnen ablaufenden physikalischen Vorgänge, ihre chemischen Zusammensetzungen, ihre Geschwindigkeiten und Ähnliches.

Der Möwennebel befindet sich in der Nähe von einem der bekanntesten Sterne überhaupt, Sirius. Allerdings täuscht der Eindruck: Es ist nur eine scheinbare Nähe, hervorgerufen durch die Ausrichtung des Nebels und Sirius, der den Beinamen Hundsstern trägt. Die beiden Objekte stehen rein zufällig relativ nah beieinander – tatsächlich ist der Möwennebel über 400 Mal weiter von der Erde entfernt als Sirius, den man mit einer Entfernung von ungefähr 8,6 Lichtjahren zu unserer Nachbarschaft zählen darf. Zum Vergleich: Der sonnennächste Stern, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre entfernt – knapp halb so weit wie Sirius.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/publicationjpg/eso1237c.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: ALMA-Beobachtungen der nahen Starburst-Galaxie NGC 253
Bild 2: Kohlenmonoxid in der Umgebung des Sterns TW Hydrae
Bild 3: Die Geburt eines Riesensterns

(THK)

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