Dieses Bild der Galaxien NGC 6872 und IC 4970 basiert auf drei Einzelaufnahmen, die Astronomen mit dem damals neuen FORS1-Instrument des Antu-Teleskops der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile im März 1999 machten. Antu (übersetzt „Sonne“) ist das zuerst fertiggestellte der vier großen Teleskope, aus denen das Very Large Telescope (VLT) der ESO besteht. Der wissenschaftliche Betrieb des Teleskops begann Anfang April 1999. Danach folgten schrittweise die Fertigstellung und Inbetriebnahme der anderen drei Teleskope namens Kueyen („Mond“), Melipal („Kreuz des Südens“) und Yepun („Venus“).
Das Kompositbild setzt sich aus Einzelaufnahmen zusammen, die durch blaue, grüngelbe und rote Farbfilter gemacht wurden. Man erkennt zwei stark miteinander interagierende Galaxien: die große Balkenspiralgalaxie NGC 6872 und die wesentlich kleinere Galaxie IC 4970 direkt darüber. Das System liegt ungefähr 300 Millionen Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Pavo (Pfau) am Südhimmel.
Die besonders auffällige Lichtquelle etwas rechts unterhalb des Zentrums von NGC 6872 ist ein Stern, der zu unserer Milchstraßen-Galaxie gehört. Er wurde überbelichtet und erzeugt sichtbare optische Reflexionen innerhalb des Instruments und des Teleskops. In den größeren Versionen dieses Bildes (siehe der Link unten) sind außerdem zahlreiche weitere Galaxien verschiedenster Formen erkennbar.
Die Balkenspiralgalaxie NGC 6872 ist eine der größten ihres Typs. Die äußersten Spitzen ihrer Spiralarme sind circa 750.000 Lichtjahre voneinander entfernt. Zum Vergleich: Der Durchmesser unserer Milchstraßen-Galaxie beträgt zwischen 100.000 und 120.000 Lichtjahre, je nach Datenquelle und Messmethode. Der Spiralarm oben links zeigt deutliche Deformierungen, die höchstwahrscheinlich durch eine nahe Begegnung oder eine Kollision mit der kleineren Galaxie IC 4970 verursacht wurden. Viele bläulich leuchtende Gebiete deuten auf eine hohe Anzahl von Sternentstehungsregionen in dem verformten Spiralarm hin.
Diese erhöhte Sternentstehungsrate kommt zustande, wenn gravitative Einflüsse wie vorbeiziehende oder kollidierende Galaxien die ausgedehnten Gas- und Staubwolken in den Spiralarmen destabilisieren. Die Wolken können daraufhin unter ihrer eigenen Gravitation kollabieren und die Entstehung neuer Sterne einleiten, indem die Gasmassen langsam aufgeheizt werden, bis irgendwann die Wasserstofffusion einsetzt. Vollzieht sich dieser Prozess relativ häufig und/oder in einem begrenzten Gebiet, lässt sich die energiereiche Strahlung der neu geborenen Sterne registrieren und auf entsprechend bearbeiteten Bildern optisch darstellen, wie in diesem Fall.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso9924b.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Starburst-Galaxie Haro 11
Bild 3: Die Spiralgalaxie NGC 1559 und die Supernova SN 2005dh
Bild 4: Das Einstein-Kreuz
(THK)
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