Fossilien geben neue Einblicke in den Ursprung der Eidechsen

Der fossile Kiefer aus der Ausgrabungsstätte in Vellberg. Darunter eine illustrierte Rekonstruktion des Tieres. (Marc Jones)
Der fossile Kiefer aus der Ausgrabungsstätte in Vellberg. Darunter eine illustrierte Rekonstruktion des Tieres. (Marc Jones)

Die versteinerten Überreste eines eng mit Eidechsen verwandten Reptils sind die ältesten bislang entdeckten. Zwei neu entdeckte versteinerte Kiefer aus Vellberg (Deutschland) liefern den ersten direkten Beweis dafür, dass die Vorfahren von Eidechsen, Schlangen und Brückenechsen (aus Überordnung der Schuppenechsen) vor etwa 240 Millionen Jahren während der Mittleren Trias lebten. Die neuen Funde sind zwölf Millionen Jahre älter als alle anderen Aufzeichnungen von Schuppenechsen (Lepidosauria). Die Ergebnisse werden in BMC Evolutionary Biology veröffentlicht.

Das internationale Forschungsteam, das die versteinerten Kieferknochen datierte, hat Hinweise vorgelegt, dass Schuppenechsen erstmals nach dem Massenaussterben am Ende des Perm auftraten, einer Periode, in der sich die Fauna zu erholen begann und in dem feuchteren Klima gedieh.

Der leitende Autor Dr. Marc Jones, der die Forschung am University College London durchführte, erklärte: „Die Mittlere Trias repräsentiert eine Zeit, in der sich die Erde von dem Massenaussterben am Ende des Perm erholt hat, aber noch nicht von Dinosauriern dominiert wird. Zu dieser Zeit könnten bekannte Gruppen wie Frösche oder Eidechsen zum ersten Mal aufgetreten sein.“

Die kleinen Zähne und die leicht gebauten Kiefer deuten darauf hin, dass sich das ausgestorbene Tier von kleinen Insekten ernährte. Die neuen Fossilien sind am nächsten mit den Schuppenechsen verwandt – das sind eidechsenähnliche Reptilien. Schuppenechsen können auf 35 Inseln vor der Küste Neuseelands angetroffen werden und wurden kürzlich auf der Hauptinsel wieder eingeführt. Sie sind allerdings die einzigen Überlebenden aus einer Gruppe, die einst auf dem gesamten Globus verbreitet war, so wie die Eidechsen heute. Schuppenechsen ernähren sich von Käfern, Spinnen, Grillen, kleinen Eidechsen und gelegentlich auch Seevögeln.

Heute gibt es über 9.000 Arten von Eidechsen, Schlangen und Schuppenechsen. Es ist entscheidend zu wissen, wann der gemeinsame Vorfahre dieser Tiere erstmals auftrat, um den ökologischen Zusammenhang zu verstehen, in dem er sich zuerst entwickelte und seine anschließende Auffächerung zu begreifen.

Um das Alter der fossilen Überreste herauszufinden, nutzen Biologen eine Datierungsmethode, die als „molekulare Uhr“ bezeichnet wird. Diese Methode vergleicht die Menge der genetischen Unterschiede zwischen lebenden Tieren, die durch Veränderungen in ihren DNA-Sequenzen verursacht wurden, welche sich seit der Abspaltung von einem gemeinsamen Vorfahren angesammelt haben. Diese Mutationen treten recht regelmäßig auf und „ticken“ gewissermaßen wie eine Uhr. Um die genetischen Unterschiede in eine geologische Zeit umzuwandeln, muss die Uhr jedoch kalibriert werden, indem man eines oder mehrere Fossilien von bekannter Verwandtschaft und aus einer bekannten Zeitperiode heranzieht.

Molekulare Uhren wurden von Biologen verwendet, um so wichtige Fragen zu beantworten wie die Frage, wann die ersten modernen Menschen erschienen und wann Menschen und Schimpansen einen gemeinsamen Vorfahren teilten. Die neuen fossilen Kieferknochen können Schätzungen auf Basis molekularer Datierungsmethoden verfeinern und genauere Aussagen darüber treffen, wann sich Reptilien in Schlangen, Eidechsen und Schuppenechsen aufzufächern begannen und wann die ersten modernen Eidechsen die Erde bewohnten. Bisherige Schätzungen variierten in einem Umfang von 64 Millionen Jahren und das Team ist willens dabei zu helfen, dies einzugrenzen.

„Einige vorherige Schätzungen basierend auf molekularen Daten sprachen dafür, dass sich die ersten Eidechsen vor 290 Millionen Jahren entwickelten“, sagte die Zweitautoren Cajsa Lisa Anderson von der Universität Göteborg (Schweden). „Für einen Paläontologen scheint das ein wenig zu alt zu sein und unsere erneute molekulare Analyse stimmt mit den Fossilien überein.“ Die erneute molekulare Datierung im Lichte dieses neuen fossilen Funds lässt jetzt darauf schließen, dass sich Eidechsen vor weniger als 150 Millionen Jahren während der Kreidezeit in die meisten heute bekannten Gruppen wie Geckos und Glattechsen aufzufächern begannen und dem kontinentalen Auseinanderbrechen folgten.

Die Exemplare wurden ursprünglich von Professor Rainer Schoch vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart gesammelt und identifiziert, wo die Exemplare jetzt registriert sind. Wissenschaftler nehmen an, dass die Ausgrabungsstätte in Vellberg in Zukunft noch weitere fossile Entdeckungen preisgeben und unser Wissen über die fossilen Aufzeichnungen von Wirbeltieren erweitern wird.

Co-Autorin Professor Susan Evans vom Department of Cell and Developmental Biology am University College London sagte: „Die fossilen Aufzeichnungen von kleinen Tieren wie Eidechsen und Fröschen sind sehr lückenhaft. Diese neue Stätte in Deutschland wird uns hoffentlich ein breiteres Wissen davon vermitteln, was zu jener Zeit geschah.“

Quelle: http://www.ucl.ac.uk/news/news-articles/0913/130926-Oldest-existing-lizard-like-fossil-hints-at-scaly-origins

(THK)

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