
Das Astro-Bild der Woche zeigt den sogenannten Elefantenrüsselnebel, eine aktive Sternentstehungsregion im Sternbild Cepheus (Kepheus). Sein Spitzname ist deutlich einprägsamer und passender als seine nüchterne Katalogbezeichnung IC 1396A. Die ausgedehnte Wolke aus interstellarem Gas liegt etwa 2.400 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist Teil einer noch umfangreicheren Nebelstruktur, der HII-Region IC 1396.
Die gesamte Region ist sehr interessant für Astronomen, die den Entstehungsprozess von Sternen und dessen Auswirkungen auf die Umgebung untersuchen und verfolgen. Innerhalb der dichten Gasfilamente finden sich einige sehr junge Sterne und Protosterne mit einem Alter von weniger als einer Million Jahren. Manche werden sogar auf lediglich 100.000 Jahre geschätzt – eine sehr kurze Zeitspanne, wenn man bedenkt, dass gewöhnliche Sterne wie unsere Sonne ungefähr zehn Milliarden Jahre alt werden können, bevor sie ihr Leben aushauchen.
Das Weltraumteleskop Spitzer beobachtet seine anvisierten Ziele im Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums. Die langwelligere Strahlung kann auch relativ dichte Staubwolken durchdringen, die in aktiven Sternentstehungsgebieten präsent sind und die Beobachtung im optischen Licht stark behindern. So liefert infrarotes Licht – Wärmestrahlung – Informationen darüber, was in den Staubkokons geschieht, welche den stellaren Embryos als Kreißsaal dienen.
Das Bild umfasst Beobachtungen in vier verschiedenen Infrarotwellenlängen: 3,6 Mikrometer (blau), 4,5 Mikrometer (grün), 5,8 Mikrometer (orange) und 8,0 Mikrometer (rot). Mit diesen Daten können Astronomen das sehen, was ihnen verborgen bleibt, wenn sie den Nebel mit optischen Instrumenten beobachten, die letztendlich nur eine Verbesserung des menschlichen Auges darstellen.
Der Elefantenrüsselnebel ist eine sehr dynamische Region, die ständigen Veränderungen unterworfen ist. Der Grund dafür sind zum einen die neu geborenen Sterne innerhalb des Nebels selbst und zum anderen massereiche Sterne in direkter Nähe zu dem Nebel. Für das Aussehen und die Gestaltung von IC 1396A ist maßgeblich ein massereicher Stern verantwortlich, der sich knapp außerhalb des Bildes auf der linken Seite befindet. Seine intensive, energiereiche Ultraviolettstrahlung ionisiert den Nebel und regt ihn zum Leuchten an. Währenddessen sorgen starke stellare Winde dafür, dass die Gaswolken komprimiert und erodiert werden. So entstand beispielsweise der „Kopf“ des Nebels und der kleine, auffällige Schweif aus Gas, der von dem Kopf wegzeigt.
Auch innerhalb des Kopfes sind einzelne Strukturen erkennbar, insbesondere eine Art Hohlraum in der Mitte fällt dem Betrachter sofort ins Auge. Hier sind ganz ähnliche Prozesse am Werk, die auch das Gesamtbild des Nebels gestalten: Sternwinde und Strahlung. In diesen Fall haben zwei junge Sterne, LkHa 349 und LkHa 349c, gewissermaßen einen vergleichsweise leeren Hohlraum in die dichteren Gaswolken hineinerodiert. Im optischen Wellenlängenbereich ist einer der beiden Sterne wesentlich schwächer als der andere, in der Infrarotansicht hingegen sind beide etwa gleich hell. Das spricht dafür, dass der im optischen Bereich schwächere Stern von einer dichten Gas- und Staubscheibe umgeben ist, die einen beträchtlichen Teil des sichtbaren Lichts blockiert. Solche protoplanetaren Scheiben können später Planeten hervorbringen und bilden die Grundlage für Planetensysteme. Auch unser eigenes Planetensystem hat seinen Ursprung in einer protoplanetaren Scheibe um einen damals noch sehr jungen, gewöhnlichen Stern, die Sonne.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA04934.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Sternentstehung in Henize 206
Bild 2: Die nahe Zwerggalaxie NGC 1569
Bild 4: Nahaufnahme des Hantelnebels
(THK)
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