
Geist von Mirach – was zunächst ein wenig unheimlich und vielleicht sogar furchteinflößend klingen mag, entpuppt sich schnell als ein völlig harmloses Phänomen am Nachthimmel. Mirachs Geist geht am nördlichen Sternhimmel um, genauer gesagt in dem sehr bekannten Sternbild Andromeda. Man braucht allerdings schon etwas größere Teleskope, um ihn beobachten zu können.
Mirach ist der Name des zweithellsten Sterns im Sternbild Andromeda, weshalb er die wissenschaftliche Bezeichnung β Andromedae trägt. Es handelt sich um einen Roten Riesen – einen Stern in den letzten Stadien seiner Existenz. Er hat zwar eine niedrigere Oberflächentemperatur als unsere Sonne, aber er ist um ein Vielfaches größer, daher leuchtet er am Himmel verhältnismäßig hell. Auch seine relativ geringe Entfernung von ungefähr 200 Lichtjahren trägt zu seiner hohen Helligkeit bei. Auf dem linken Bild ist er nicht zu übersehen: Mirach ist der extrem helle, gelb-orange leuchtende Fleck. Interessierte Sterngucker können ihn am Nachthimmel leicht finden. Mirach ist von links aus gesehen der zweite Stern in der Kette aus vier Sternen, die das Sternbild Andromeda bilden. Ein Stück nordöstlich von ihm liegt die berühmte Andromedagalaxie M31.
Sein „Geist“ ist dagegen nicht so einfach zu beobachten (was ja im Allgemeinen auf alle Geister zutrifft). Der Geist von Mirach ist in Wirklichkeit eine Zwerggalaxie mit der Katalogbezeichnung NGC 404. Mit einer visuellen Helligkeit von etwa 10 mag liegt sie weit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des menschlichen Auges, auch im Fernglas erscheint sie nicht hell genug für den Betrachter. Ihr Entdecker, der Astronom Friedrich Wilhelm Herschel, verfügte jedoch über mehrere Spiegelteleskope mit Spiegeldurchmessern von einigen Zoll. Diese Instrumente waren empfindlich genug, damit er die Zwerggalaxie am 13. September 1784 erstmals beobachten konnte.
NGC 404 ist auf der linken Aufnahme als der weißlich leuchtende Fleck direkt in der Bildmitte zu sehen. Sie wird von dem wesentlich helleren Mirach im Vordergrund fast überstrahlt. Die Galaxie selbst ist natürlich viel weiter von der Erde entfernt; man schätzt die Entfernung auf etwa zehn Millionen Lichtjahre. Von der Erde aus betrachtet, liegt die Galaxie aber fast in der direkten Sichtlinie zu Mirach. Der Winkelabstand beträgt nur sieben Bogenminuten. Wegen der scheinbaren Nähe zu dem hellen Stern hat man ihr den Spitznamen „Geist von Mirach“ gegeben.
Die rechte Aufnahme stammt vom Galaxy Evolution Explorer (GALEX), einem Weltraumteleskop der NASA, das seine Beobachtungsziele in ultravioletten Wellenlängen ablichtet. Sie umfasst exakt denselben Himmelsausschnitt wie das Bild links. Als Roter Riese strahlt Mirach nur wenig ultraviolettes Licht ab, deswegen ist er im Ultraviolettbereich wesentlich unauffälliger. Bei der Zwerggalaxie zeigen sich dagegen feine Einzelheiten in ihrer Struktur. Man erkennt beispielsweise eine Art bläulichen Ring um das helle Zentrum der Galaxie. Er besteht aus zahlreichen neu entstandenen Sternen, die stark im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums leuchten.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA11393.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Sternhaufen in Keplers Blickfeld
Bild 2: Staubschwaden im Katzenaugennebel
Bild 4: Der Supernova-Überrest Cassiopeia A
(THK)
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