Der Wissenschaftler Torsten Dikow vom National Museum of Natural History hat eine neue Raubfliegenspezies – Burmapogon bruckschi – entdeckt und benannt, nachdem er die ersten beiden Exemplare untersuchte, die in Bernstein aus Myanmar gefunden wurden. Mehr als 100 Millionen Jahre lang haben Raubfliegen die Welt der Insekten als Spitzenräuber beherrscht. Raubfliegen sind für ihre Fähigkeit bekannt, nahezu jedes andere Insekt zu jagen und zu fangen. Die Abstammungslinien dieser urzeitlichen Kreaturen wurden bislang nur anhand von Kalkstein-Fossilien untersucht, die 112 Millionen Jahre alt sind. Einzelheiten der neuen Entdeckung wurden am 21. April 2014 in den American Museum Novitates veröffentlicht.
„Die Durchsichtigkeit dieser Bernsteinfossilien öffnet Forschern ein neues Fenster in die Ökologie der Kreidezeit und wirft Licht auf die Evolutionsgeschichte einer Fliegenfamilie, die dem Zahn der Zeit Millionen Jahre lang widerstanden hat“, sagte Dikow, ein Wissenschaftler am Department of Entomology. „Die Fossilien dieser urzeitlichen Fliegen sind so gut konserviert, dass man sich fast vorstellen kann, wie sie in unserer heutigen Welt herumfliegen.“
Die durchsichtigen Bernsteinfossilien konservierten mehr den Abdruck der neuen Spezies als das Gewebe selbst und gaben Forschern die erste dreidimensionale Ansicht einer fossilen Raubfliege. Dikow identifizierte die neue Spezies, nachdem er die Morphologie eines männlichen und eines weiblichen Exemplars unter dem Mikroskop untersucht hatte. Einzigartige Merkmale, die bei heutigen Raubfliegenspezies nicht vorkommen, umfassen lange, abgeflachte Antennen, eine einmalige, V-förmige Augenstruktur und stachelige Hinterbeine.
Während heutige Raubfliegenspezies eine Länge von über fünf Zentimetern erreichen können, war Burmapogon bruckschi weniger als 2,5 Zentimeter lang und besaß Borsten, die seine schlanken, stechenden Mundwerkzeuge bedeckten. Raubfliegen (engl. Assassin flies = „Attentäter-Fliegen“) sind nach ihrer hinterhältigen Jagdstrategie benannt: Sie überfallen und fangen ihre Beute im Flug. Einmal gefangen, punktiert die Fliege das panzerartige Außenskelett ihrer Beute, injiziert Verdauungsflüssigkeiten und saugt die Nährstoffe heraus.
Das weibliche Exemplar von Burmapogon bruckschi besaß kleine Stacheln auf seinem Abdomen, was Dikow zu der Hypothese führte, dass diese Insekten am engsten mit anderen Raubfliegenspezies verwandt sind, welche die Stacheln zum Graben benutzen und ihre Eier in sandigen Umgebungen ablegen. Weil Burmapogon bruckschi wahrscheinlich nicht viel Zeit in einem Baumhabitat verbrachte, ist die Spezies extrem selten in Bernstein zu finden, dem fossilisierten Harz urzeitlicher Wälder. Der Lebenszyklus anderer Fliegenspezies hängt von Wäldern ab, deshalb findet man sie häufiger in Bernstein eingeschlossen.
Dikow war Co-Autor der Studie und arbeitete mit David Grimaldi zusammen, dem Kurator am American Museum of Natural History in New York City. Das Team benannte außerdem eine zweite Raubfliegenspezies in ihrer Abhandlung (Cretagaster raritanensis), die von Grimaldi bereits 1999 in Bernstein aus New Jersey gefunden wurde.
Quelle: http://newsdesk.si.edu/releases/smithsonian-scientist-discovers-ancient-species-assassin-fly
(THK)
Antworten