Forscher entdecken die nördlichste stetige Quelle der Welt

Blick nach Norden an der Ice River Spring auf Ellesmere Island. Die hochvolumige Quelle hat eine kleine Schlucht in das Gestein gegraben. Ähnliche Schluchten gibt es auch auf dem Mars. (Photo by Stephen Grasby)
Blick nach Norden an der Ice River Spring auf Ellesmere Island. Die hochvolumige Quelle hat eine kleine Schlucht in das Gestein gegraben. Ähnliche Schluchten gibt es auch auf dem Mars. (Photo by Stephen Grasby)

Ein kanadisches Team unter Leitung von Stephen Grasby berichtet von der Entdeckung der nördlichsten stetigen Quelle, die auf der Welt bekannt ist. Diese hochvolumige Quelle demonstriert, dass die Zirkulation von tiefem Grundwasser in der Kryosphäre stattfindet und Schluchten in einer Region mit extrem niedrigen Temperaturen bilden kann. Die Morphologie der Schluchten ist jenen auf dem Mars bemerkenswert ähnlich. Die Entdeckung von 2009 wirft viele neue Fragen auf, weil es unklar bleibt, wie eine derart hochvolumige Quelle ihren Ursprung in einer polaren Wüstenumgebung haben kann.

Grasby und seine Kollegen fanden die nördlichste stetige Quelle der Welt, die sie auf den Namen Ice River Spring tauften, auf Ellesmere Island, Nunavut, in der Kanadischen Arktis. Das betreffende Forschungsgebiet liegt nördlich des Otto Fjord in einer bergreichen Region auf Karbonatgesteinen der Nansen-Formation. Die Quelle tritt in 300 Metern Höhe aus einer Zusammenschwemmung (Kolluvium) an einem nach Süden weisenden Berghang mit 21 Grad Neigung hervor. Der unbenannte Berg erhebt sich 800 Meter über den Meeresspiegel. Detaillierte Aufzeichnungen zeigen, dass diese Quelle das ganze Jahr hindurch fließt, sogar während der 24-stündigen Dunkelheit in den Wintermonaten, wenn die Lufttemperaturen bis zu -50 Grad Celsius betragen.

Geochemische Untersuchungen zeigen, dass das Wasser von der Oberfläche stammt und bis in eine Tiefe von drei Kilometern zirkuliert, bevor es als Quelle durch dicken Permafrost zurückkehrt. Das deutet auf ein viel aktiveres hydrogeologisches System in den Polarregionen hin, als bislang für möglich gehalten wurde. Möglicherweise wird es von glazialem Schmelzwasser gespeist.

Ein anderes erstaunliches Merkmal der Ice-River-Schlucht ist die bemerkenswerte Ähnlichkeit zu Schluchten, die in den mittleren Breiten auf dem Mars beobachtet wurden. Die Entdeckung dieser Strukturen auf dem Mars hat zu Vermutungen geführt, dass dort aus begrenzten Grundwasserleitern in jüngerer Vergangenheit Grundwasser abgeflossen ist.

Abhandlung: „Deep groundwater circulation through the High Arctic cryosphere forms Mars-like gullies“ von Stephen E. Grasby et al., Geology

Quelle: http://www.geosociety.org/news/pr/2014/14-41.htm

(THK)

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