Die Grüne Pfirsichblattlaus und ihr ungewöhnlicher Karyotyp

Untersuchte Chromosomen eines Individuums der Art Myzus persicae, der Grünen Pfirsichblattlaus. (M. Mandrioli et al / Pensoft / CC BY 4.0)
Untersuchte Chromosomen eines Individuums der Art Myzus persicae, der Grünen Pfirsichblattlaus. (M. Mandrioli et al / Pensoft / CC BY 4.0)

Der Karyotyp ist normalerweise ein stabiles Merkmal jeder Spezies, weil chromosomale Veränderungen (falls sie auftreten) zum Aufbau von Barrieren zwischen den Populationen beitragen können. Die mögliche Folge davon ist eine Isolation bei der Fortpflanzung und Artenbildung. In der Tat bringt die Paarung von Individuen mit unterschiedlichen Karyotypen häufig Hybride mit einer verringerten Fruchtbarkeit oder sogar sterile Hybride hervor. Der Grund dafür ist eine Fehlsegregation der Chromosomen bei der Meiose.

Trotz dieser allgemeinen Regel scheint es so, dass manche Tierarten ihr Examen in Genetik nicht bestanden haben und anderen Regeln folgen. Eine neue Studie zeigt deutlich, dass Populationen der Grünen Pfirsichblattlaus Myzus persicae (eines der weltweit gefährlichsten Schadinsekten für Obst- und Kulturpflanzen) aufgrund von chromosomalen Fragmentationen und/oder Neuanordnungen auch innerhalb desselben Individuums verschiedene Karyotypen aufweisen können. Die Studie wurde von Mauro Mandrioli, Federica Zanasi und Gian Carlo Manicardi von der University of Modena and Reggio Emilia (Italien) durchgeführt und erschien in dem internationalen Journal Comparative Cytogenetics.

Interessanterweise betreffen die beobachteten chromosomalen Neuanordnungen häufiger dieselben Chromosome. Das lässt darauf schließen, dass die chromosomale Architektur manche Neuanordnungen weniger zufällig machen kann als andere, und dass manche Chromosome anfälliger dafür sind, ihre Struktur zu verändern, als andere.

Die Autoren beobachteten auch in früheren Arbeiten, dass manche Läuse eine andere Chromosomenanzahl besaßen, und verglichen Zellen, die zu demselben Individuum gehörten. Die Zellen „vergaßen“, dass die chromosomale Instabilität innerhalb von Individuen typisch für bösartige Zellen sein sollte und nicht für gesunde Insekten, die eine hohe Fortpflanzungsrate zeigen. Diese Blattlausspezies scheint daher die Summe von Populationen zu sein, die verschiedene Karyotypen besitzen. Das wiederum kann vielfältige genetische, ökologische und evolutionäre Reaktionen in Bezug auf bestimmte Umweltfaktoren auslösen.

Die Evolutionsgeschichte der Spezies Myzus persicae ist von Artenbildungsereignissen gekennzeichnet und die auf Tabak spezialisierte Unterart Myzus persicae nicotianae, auch bekannt als Tabakblattlaus, ist ein Beispiel dafür. Deshalb ist es erstaunlich, dass diese Spezies ihre morphologische Identität im Lauf der Zeit und über weite geografische Entfernungen bewahrt hat, obwohl es verschiedene Populationen mit ungewöhnlichen Karyotypen gibt.

Abhandung: „Karyotype rearrangements and telomere analysis in Myzus persicae (Hemiptera, Aphididae) strains collected on Lavandula sp. plants“ von Mandrioli M, Zanasi F, Manicardi G (2014), Comparative Cytogenetics 8(4): 259-274. doi:10.3897/CompCytogen.v8i4.8568

Quelle: http://www.pensoft.net/news.php?n=434

(THK)

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