Diese prachtvolle Spiralgalaxie trägt die Katalogbezeichnung NGC 6872 und liegt in Richtung eines Sternbildes der südlichen Hemisphäre, dem Pfau (lat. Pavo). Die Galaxie ist ungefähr 300 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Andere Entfernungsmessungen liefern basierend auf verschiedenen Messmethoden aber deutlich kleinere Werte, die zwischen 180 und 220 Millionen Lichtjahren schwanken.
Die Aufnahme stammt von der Wide Field Planetary Camera 2 (WFPC2) an Bord des Weltraumteleskops Hubble. Für die Erstellung wurden Daten im optischen und im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums gesammelt und entsprechend kombiniert und bearbeitet. Unabhängig von der tatsächlichen Entfernung erkennt man bereits auf den ersten Blick, dass die Spiralstruktur der Galaxie stark verzerrt ist. Die Spiralarme erstrecken sich sehr weit in den intergalaktischen Weltraum, was auf gravitative Wechselwirkungen mit der kleineren Galaxie oberhalb von NGC 6872 zurückzuführen ist. Die Spannweite der Spiralarme beträgt von Spitze zu Spitze mehr als 500.000 Lichtjahre – das entspricht etwa dem fünffachen Durchmesser unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie.
Die kleine Galaxie, mit der NGC 6872 interagiert, ist als IC 4970 katalogisiert. Einer Theorie zufolge durchdrang diese wesentlich kleinere Galaxie vor schätzungsweise 130 Millionen Jahren den oberen linken Spiralarm ihrer größeren Nachbarin. Die dabei entstandenen Schockwellen rasten durch das betroffene Gebiet und destabilisierten die dortigen interstellaren Wolken aus Gas und Staub, wodurch neue Sternentstehungsprozesse angestoßen wurden. Diese Regionen mit erhöhter Sternentstehungsaktivität sind als hellere Gebiete in dem Spiralarm erkennbar.
Beobachtungen mit verschiedenen Weltraumteleskopen haben ergeben, dass NGC 6872 viel weniger freien, gasförmigen Wasserstoff zu besitzen scheint, als man das von einer Galaxie dieser Größe und Masse erwarten würde. Da Wasserstoffgas eine Grundvoraussetzung für die Bildung neuer Sterne ist, haben die Astronomen die Vermutung, dass NGC 6872 ohne die gravitativen Wechselwirkungen mit ihrer kleinen Begleitgalaxie gar nicht dazu imstande gewesen wäre, neue Sternentstehungsprozesse in dieser Anzahl auszulösen. Das Bild ist ein schönes Beispiel für interagierende Galaxienpaare. Die Untersuchung solcher Galaxienpaare ist wichtig, um die Entwicklung von Galaxien und von großräumigen Strukturen im Universum, beispielsweise Galaxienhaufen, besser zu verstehen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA17808.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Die Spiralgalaxie NGC 6744
Bild 3: NGC 1999 und ihre Umgebung
Bild 4: Menkhib und der Kaliforniennebel
(THK)
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