Orion, Großer Bär, Andromeda – jeder kennt diese Sternbilder oder hat wenigstens schon einmal von ihnen gehört. Viele der momentan 88 Sternbilder haben ihren Ursprung in der Antike und der dazugehörigen Mythologie. Beispielsweise stellt das Sternbild Andromeda die gleichnamige Tochter des äthiopischen Königs Kepheus dar. Ihre Mutter Kassiopeia hatte in ihrer grenzenlosen Eitelkeit die Behauptung aufgestellt, sogar hübscher als die Nereiden zu sein (und eben jene Töchter von Nereus müssen damals so etwas wie Supermodels gewesen sein). Als Strafe für diese Selbstüberschätzung Kassiopeias sollte Andromeda einem furchtbaren Meeresungeheuer, dem Walfisch, geopfert werden, wurde jedoch im letzten Moment von Perseus gerettet.
Andere Sternbilder gibt es dagegen erst seit dem 18. Jahrhundert. Und offenbar sind viele Namen und Bezeichnungen im Hinblick auf die Vielfalt ethnischer Volksgruppen, religiöser Minderheiten und anderer moderner Lebenseinstellungen nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund plant die für die Benennung der Sternbilder verantwortliche Internationale Astronomische Union (IAU) die Umbenennung mehrerer besonders kritischer Sternbilder. Im Folgenden sind einige der im Vorfeld bekannt gewordenen Änderungen aufgelistet.
Das Sternbild Jungfrau (Virgo) wird zwar seinen Namen behalten, aber zum kompletten Sperrgebiet erklärt. Der Islamische Staat hat seinen Anspruch auf das Sternbild deutlich gemacht und nach ausgiebiger Prüfung des Antrags wurde dem stattgegeben. Ungläubigen Teleskopen ist es ab sofort verboten, irgendwelche Objekte in oder auf der Jungfrau zu beobachten.
Das Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) wird in Tierträger umbenannt. Der Grund dafür war ein Antrag mehrerer feministischer Organisationen, die in dem Begriff „Schlange“ ein Synonym für ein außergewöhnlich langes männliches Glied zu erkennen glaubten. Dies ist natürlich sexistisch und darf keinesfalls toleriert werden.
Die Sternbilder Schlange (Serpens), Wasserschlange (Hydra) und Kleine Wasserschlange (Hydrus) werden aus dem gleichen Grund in „Tier“, „Wassertier“ beziehungsweise „Kleines Wassertier“ umbenannt. Alice Schwarzer begrüßte die Entscheidung ausdrücklich und bezeichnete sie als unvermeidlich. Ihrem Antrag, auch das Sternbild Schwan (Cygnus) umzubenennen, weil „ihm hinten lediglich ein ‚z‘ zum männlichen Glied fehle“, konnte jedoch nicht entsprochen werden.
Das Sternbild Drache (Draco) wird in Zukunft Schwiegerdrache heißen. Hier konnte die Lobby der gegängelten Ehemänner die Verantwortlichen der Internationalen Astronomischen Union davon überzeugen, ein längst überfälliges Mahnmal gegen das Vergessen zu setzen.
Der Chemische Ofen (Fornax) wird ebenfalls eine neue Bezeichnung erhalten. Fortan wird er unter dem Namen Solarofen geführt, um die Popularität der Energiewende zu steigern. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete diesen Schritt als notwendig, alternativlos – und Neuland.
Die Sternbilder Fliege (Musca), Fische (Pisces) und Fliegender Fisch (Volans) werden zusammengelegt und gemeinsam als „Zwei fliegende Fische“ bezeichnet. Damit sinkt die Anzahl der offiziellen Sternbilder von 88 auf 86, um den immer im Raum stehenden Vorwurf einer möglicherweise rechtsradikalen Gesinnung bei den Verantwortlichen bereits von Anfang an auszuschließen.
Das Sternbild Chamäleon (Chamaeleon) wird um die Wortfolge „Karma Karma Karma Karma Karma“ erweitert, um die musikalischen Verdienste von Boy George und dem Culture Club zu ehren. Aus ähnlichen Gründen wird das Sternbild Paradiesvogel (Apus) in „Lady Gaga“ umbenannt.
Um der an Astronomie interessierten Jugend gerecht zu werden, wird das Sternbild Altar (Ara) vorerst in „Altar, deine Mudda, ey“ umbenannt. Es steht noch nicht fest, ob dem „ey“ noch ein „Digga“ folgen soll oder nicht. Die Experten sind sich uneins und streiten über den künstlerischen Wert des fraglichen Begriffs.
Die vehementen Beschwerden der feministischen Hobbysterngucker/innen über das freie Zurschaustellen des Südlichen Dreiecks (Triangulum Australe) haben die Internationale Astronomische Union dazu bewogen, selbiges zumindest virtuell mit einem Baumwollschlüpfer zu verhüllen. Die Antragssteller/innen kommentierten dies wie folgt: „Gut so, sollen unsere notgeilen Kollegen ihre Rohre doch woandershin richten.“ Alice Schwarzer erfuhr von dieser guten Nachricht am Frühstückstisch und hätte vor Freude fast ihre/n Salzstreuer/in auf ihre/n Teller/in fallengelassen.
Der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte eine Umbenennung des Sternbildes Tukan (Tucana) in Türkan, um die Bedeutung der islamischen und osmanischen Gelehrten für die moderne Astronomie förmlich an den Himmel zu meißeln. Selbstverständlich wurde dies genehmigt. Der Islamische Staat unterstützte die Forderung zwar, gab Erdogan aber gleichzeitig zu verstehen, er solle bloß keinen heimlichen Blick auf die Jungfrau werfen. Dann sei Anatolien aber in Not.
Einen besonderen Schutz wird in Zukunft das Sternbild Walfisch (Cetus) genießen, darauf einigten sich die Internationale Astronomische Union mit Greenpeace und anderen Naturschützern. Die japanische Regierung legte umgehend Widerspruch ein und bat darum, das Sternbild Pfeil (Sagitta) in „Harpune“ (Harpuna matata) umzubenennen und in Richtung Walfisch zu drehen. Das Verfahren ist noch in Bearbeitung, der Ausgang ist ungewiss.
Das Sternbild Füllen (Equuleus) wird umbenannt in „Abfüllen“ und neben dem Sternbild Jungfrau platziert. Das wiederum dürfte die Vertreter des Islamischen Staats auf den Palmwedel bringen, aber man könne es ja nicht jedem recht machen, so ein Sprecher der IAU.
Soweit die durchgesickerten Informationen. Ob und wenn ja, welche zusätzlichen Änderungen an der aktuellen Sternbildliste noch vorgenommen werden, lässt sich erst sagen, wenn die offizielle Pressemeldung veröffentlicht wird. Aber bereits jetzt ist klar, dass die neuen Regelungen das kurzfristige und völlig übertrieben dargestellte Chaos durchaus wert sind, denn Toleranz und Rücksichtnahme sollten immer groß geschrieben werden (es sind ja schließlich Nomen).
Anm. d. Red.: Dies war der Beitrag zum 1. April 2015. Normalerweise erfordern die Aprilscherz-News von astropage.eu viel Vorbereitungszeit und gründliche Recherchen, damit die Geschichte zumindest auf den ersten Blick möglichst glaubwürdig erscheint. Wegen des Astronomietags 2015 und der Sonnenfinsternis war das in diesem Jahr leider zu knapp, deswegen ist es nur eine ziemlich offensichtliche Satire geworden. Hoffentlich hat sie trotzdem bei dem einen oder anderen für ein Grinsen oder Lachen gesorgt.
(THK)
Antworten