
Je näher wir Ceres kommen, desto faszinierender wird der entfernte Zwergplanet. Neue Bilder der NASA-Raumsonde Dawn liefern weitere Anhaltspunkte über die rätselhaften, hellen Flecken auf Ceres und enthüllen außerdem einen pyramidenförmigen Berg, der sich über eine relativ flache Landschaft erhebt.
„Die Oberfläche von Ceres hat viele interessante und einzigartige Strukturen offenbart. Beispielsweise haben Eismonde im äußeren Sonnensystem Krater mit zentralen Senken, aber auf Ceres kommen zentrale Senken in großen Kratern viel häufiger vor. Diese und andere Strukturen werden uns helfen, den inneren Aufbau von Ceres zu verstehen, den wir nicht direkt beobachten können“, sagte Carol Raymond, die stellvertretende wissenschaftliche Leiterin der Dawn-Mission vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena (Kalifornien).
Dawn untersucht den Zwergplaneten detailliert aus ihrem zweiten Beobachtungsorbit, der sich etwa 4.400 Kilometer über Ceres befindet. Ein neues Bild der verblüffenden, hellen Flecken in einem rund 90 Kilometer großen Krater zeigt sogar noch kleinere Flecken in dem Krater, die zuvor nicht sichtbar waren.
Neben dem größten hellen Gebiet sind mindestens acht Flecken erkennbar. Wissenschaftler schätzen, dass der größte, helle Fleck ungefähr neun Kilometer breit ist. Für diese Flecken ist ein hochgradig reflektierendes Material verantwortlich. Eis und Salz sind die gängigsten Möglichkeiten, aber Wissenschaftler ziehen auch andere Alternativen in Betracht.
Dawns Visible and Infrared Mapping Spectrometer erlaubt Forschern, bestimmte Minerale auf Ceres zu identifizieren, indem sie schauen, wie das Licht reflektiert wird. Jedes Mineral reflektiert den Bereich sichtbarer und infraroter Wellenlängen auf einzigartige Weise, und diese Signatur hilft den Wissenschaftlern, die Zusammensetzung auf Ceres zu bestimmen. Wenn die Raumsonde also weiterhin mehr Bilder und Daten zurückschickt, werden die Wissenschaftler auch mehr über die rätselhaften hellen Flecken erfahren.
Die neuesten Aufnahmen zeigen zudem einen Berg mit steilen Flanken, der sich in einer relativ flachen Region auf der Oberfläche des Zwergplaneten befindet. Die Struktur erhebt sich etwa fünf Kilometer über die Oberfläche.
Ceres besitzt außerdem zahlreiche Krater verschiedenster Größen, von denen viele Zentralberge aufweisen. Es gibt reichlich Belege für vergangene Aktivitäten auf der Oberfläche, zum Beispiel Ströme, Rutschungen und eingebrochene Strukturen. Es scheint so, als würde Ceres mehr Anzeichen für vergangene Aktivitäten zeigen als der Riesenasteroid Vesta, den Dawn zwischen 2011 und 2012 14 Monate lang intensiv untersuchte.

Dawn ist die erste Mission, die einen Zwergplaneten besucht und die erste Mission, die nacheinander zwei verschiedene Ziele in unserem Sonnensystem umkreist. Sie erreichte Ceres, das größte Objekt im Asteroidenhauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, am 6. März 2015.
Dawn wird bis zum 30. Juni 2015 in ihrer aktuellen Höhe verbleiben und in jeweils dreitägigen Umkreisungen weitere Aufnahmen und Spektren von Ceres anfertigen. Dann wird sie in ihren nächsten Orbit fliegen und sich in eine Höhe von 1.450 Kilometern begeben, wo sie Anfang August 2015 ankommen wird.
Die Dawn-Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory für das Science Mission Directorate der NASA in Washington durchgeführt. Dawn ist ein Projekt des Discovery Program, welches vom Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville (Alabama) geleitet wird. Die University of California in Los Angeles (UCLA) ist für die wissenschaftlichen Aspekte der Mission verantwortlich. Orbital ATK Inc. in Dulles (Virginia) entwickelte und konstruierte die Raumsonde. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, die Italian Space Agency und das Italian National Astrophysical Institute sind internationale Partner des Missionsteams.
Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=4633
(THK)
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