Ein Forschungsteam unter Leitung von Dr. Tremaine Gregory vom Smithsonian Conservation Biology Institute arbeitete mit einer Pipeline-Baufirma zusammen, um die Äste großer Bäume in der Lower Urubamba Region in Peru zu schützen. Diese Äste bilden natürliche Baumkronenbrücken über die gerodete Pipeline-Strecke. Ein Jahr lang nutzten die Forscher Kamerafallen in den Baumkronenbrücken, um deren Verwendung zu überwachen, und es dauerte nicht lange, bis ein unerwartetes Tier auf den Bildern erschien: ein winziges Stachelschwein, das nur rund 770 Gramm wog.
Merkwürdigerweise schienen die kleinen Säugetiere nicht imstande zu sein, die Lücken in den Baumkronen zu überqueren – sie wählten ausschließlich gut miteinander verbundene Brücken. Dieses Ergebnis wurde im Open-Access-Journal ZooKeys veröffentlicht. Die Finanzierung und logistische Unterstützung dieser Studie über Baumkronenbrücken wurden von Repsol Exploración Perú bereitgestellt.
Das Roden für eine Erdgaspipeline gleicht einer Straße und stellt ein Problem für waldbewohnende Tiere wie Affen dar, deren Pfoten nie den Boden berühren. Sie müssen entweder eine Chance ergreifen und sich trauen, die gerodete Fläche auf dem Boden zu überqueren, oder sicher in den Baumwipfeln bleiben, wodurch sie den Zugriff auf die Ressourcen auf der anderen Seite verlieren. Die Forscher entschieden sich dafür, eine Lösung für das Problem zu testen: natürliche Baumkronenbrücken.
“Als meine Kollegin Farah Carrasco-Rueda und ich diese Spezies erstmals auf den Kamerabildern sahen, waren wir verwirrt”, sagte Dr. Gregory. “Die Tiere waren viel kleiner als die bekannten Spezies in dem Gebiet, aber sie schienen keine Jungtiere zu sein.”
Weil zu dem Zeitpunkt, als das Überwachungsprojekt Gestalt annahm, keine Zwergstachelschweine in dieser Region bekannt waren, wollten die Forscher ein Individuum fangen. Nach einem sorgfältigen Identifizierungsprozess stellten sie fest, dass die Tiere zu einer Art gehörten, deren südlichstes Verbreitungsgebiet 900 Kilometer nördlich in Iquitos (Peru) liegt.
Die Fotos der Kamerafallen offenbarten, dass die Spezies nicht nur präsent ist, sondern auch recht häufig vorkommt: Auf den Bildern waren 17 verschiedene Individuen zu sehen. Die Spezies wurde vor über einem Jahrzehnt beschrieben und bis dato stammte das Wissen über die Spezies von nur fünf Exemplaren, die im Laufe des letzten Jahrhunderts gesammelt wurden. Informationen über ihr Verhalten konnten nur aus einem einzigen lebend beobachteten Exemplar abgleitet werden. In dieser Studie erwiesen sich Kamerafallen jedoch als eine erfolgreiche Methode, um sie zu untersuchen, wobei die Stachelschweine offenbar sogar eine scheinbare Affinität für die Kameras entwickelten.
“Irgendwann hatten wir plötzlich Probleme mit den Kameras. Als wir sie prüften, fanden wir viele von ihnen geöffnet und dem tropischen Wetter ausgesetzt vor. Nach Sichtung der Fotos erkannten wir, dass die Stachelschweine sie versehentlich geöffnet hatten, als sie an ihn herumnagten.”
Die in dieser Studie gesammelten Informationen über das Verhalten basieren auf mehr als 2.000 Kamerafotos und liefern neue Einblicke in das Leben dieser winzigen, stacheligen Lebewesen.
Abhandlung: Records of Coendou ichillus (Rodentia, Erethizontidae) from the Lower Urubamba Region of Peru von Gregory T, Lunde D, Zamora-Meza HT, Carrasco-Rueda F (2015). ZooKeys 509: 109-121. doi: 10.3897/zookeys.509.9821
Quelle: http://www.pensoft.net/news.php?n=500
(THK)
Antworten