Astro-Bild der Woche: Weitfeldansicht des Emissionsnebels NGC 6357

NGC 6357, basierend auf Daten des Digitized Sky Survey 2. (Davide De Martin (ESA / Hubble), the ESA / ESO / NASA Photoshop FITS Liberator & Digitized Sky Survey 2)
NGC 6357, basierend auf Daten des Digitized Sky Survey 2. (Davide De Martin (ESA / Hubble), the ESA / ESO / NASA Photoshop FITS Liberator & Digitized Sky Survey 2)

Prachtvolle Nebelstrukturen aus Gas und Staub kennzeichnen das Erscheinungsbild von NGC 6357 im Sternbild Scorpius (Skorpion). Der Nebel befindet sich ungefähr 8.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und ist die Heimat zahlreicher neu geborener Sterne, die teilweise noch in ihren dichten, staubigen Geburtskokons verborgen sind.

Wegen seines Aussehens wird NGC 6357 auch Krieg- und Friedennebel oder gelegentlich Hummernebel genannt. Physikalisch betrachtet, handelt es sich um einen sogenannten Emissionsnebel. Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, geben die Nebelwolken selbst Strahlung ab, was bei Reflexionsnebeln, einer anderen häufigen Nebelklasse, nicht der Fall ist.

Der Grund für das Leuchten von Emissionsnebeln wie NGC 6357 sind die vielen Sterne, die tief in ihrem Innern entstehen. Die Sterne sind oft sehr massereich und emittieren einen Großteil ihrer Strahlung im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Ultraviolettes Licht ist enorm energiereich und kann umgebende Gaswolken ionisieren. Bei diesem Prozess schlagen die UV-Photonen Elektronen aus den Atomen heraus, mit denen sie kollidieren, wodurch Ionen und freie Elektronen entstehen.

Wird ein Elektron dann wieder von einem Ion eingefangen (was in solchen Regionen unzählige Male pro Sekunde geschieht), dann emittiert es ein Lichtteilchen mit einer charakteristischen Wellenlänge. Die emittierten Wellenlängen hängen von der Art des Atoms ab und können mit entsprechend leistungsfähigen Instrumenten registriert werden. Manche liegen außerhalb des Lichtspektrums, das vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann, aber solche Emissionsnebel leuchten auch im sichtbaren Wellenlängenbereich. Ein klassisches Beispiel dafür ist der berühmte Orionnebel, der bereits mit dem bloßen Auge als nebliges Fleckchen beobachtet werden kann.

Eine Hauptquelle der ionisierenden Strahlung in NGC 6357 sind die jungen, massereichen Sterne des offenen Sternhaufens Pismis 24, der tief in die Gaswolken eingebettet ist. In dem Sternhaufen ist auch das interessante Objekt Pismis 24-1 zu finden, das lange Zeit als der massereichster Stern geführt wurde, welcher der Wissenschaft bekannt ist. Damaligen Messungen zufolge sollte das Objekt etwa die 200 bis 300-fache Sonnenmasse besitzen, was mit den aktuellen Modellen zur Sternentstehung aber nicht in Einklang zu bringen war.

Neuere Beobachtungen haben jedoch ergeben, dass Pismis 24-1 in Wirklichkeit ein Mehrfachsternsystem ist, in dem sich mehrere massereiche Sterne umkreisen. Mit Massen um die 70 bis 100 Sonnenmassen gehören diese Sterne aber immer noch zu den schwersten bekannten Sternen. Als Mehrfachsystem verstößt das Objekt nicht gegen die gängigen Modelle – sie können die Entstehung und Entwicklung des Systems zumindest grob beschreiben, wenn auch nicht in allen Einzelheiten.

Diese Weitfeldaufnahme des Nebels basiert auf Daten des Digitized Sky Survey 2 und zeigt ein Blickfeld von etwa 3,8 * 3,3 Grad. Zum Vergleich: Der scheinbare Durchmesser des Vollmonds am Himmel beträgt gut 0,5 Grad. Für das Bild wurden Beobachtungen in sichtbaren und infraroten Wellenlängen kombiniert. Die systematische Untersuchung derartiger Sternentstehungsregionen hilft Astronomen dabei, die komplexen Vorgänge besser zu verstehen und in genaueren Modellen zu beschreiben. Trotz der umfassenden Beobachtungen gibt es aber noch viele offene Fragen und Sachverhalte, die bisher nur unzureichend erklärt werden konnten.

Eine größere Version der Aufnahme (158MB) gibt es unter:
http://cdn.eso.org/images/large/eso1226c.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Weitfeldansicht des Medusennebels
Bild 2: Die Supernova 1987A und der Tarantelnebel
Bild 3: Eine protoplanetarische Scheibe im Lagunennebel

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*