Gestern war ein relativ klarer Abend. Der Mond ging erst nach Mitternacht auf. Das bedeutet, nach Einbruch der Dunkelheit war genug Zeit, um ein paar Sternstrichspuren zu fotografieren. Eigentlich sollte die auf diesem Bild zu sehende Burg als Hauptmotiv dienen, aber die starken Scheinwerfer, mit denen sie angestrahlt wird, sorgten dafür, dass das Bild zu hell wurde und die Sterne direkt über der Burg kaum zu sehen waren. Daher entschied ich mich kurzfristig um und schwenkte die Kamera ein Stück weiter in Richtung Südosten, wo zu dem Zeitpunkt das Sternbild Orion am Himmel stand.
Das nebenstehende Bild ist das Ergebnis dieser recht spontanen Fotosession. Insgesamt wurden 124 Aufnahmen mit einer Canon EOS 450D(a) und dem gewöhnlichen 18-55mm Kit-Objektiv gemacht. Die Kamera ist astromodifiziert, weshalb sie empfindlicher für rötliche Wellenlängen ist. Das ist der Grund für den „Rotstich“, den man mittels einer Tonwertkorrektur zwar normalisieren könnte, aber das ist letztendlich Geschmackssache. Bei Stimmungsbildern oder Sternstrichspuren lasse ich den Rotstich oft so wie er war. Die Brennweite betrug 18 Millimeter. Jede der 124 Einzelaufnahmen wurde 30 Sekunden bei ISO 800 und Blende f/3,5 belichtet. Alle Bilder wurden mit dem Programm „Startrails“ übereinandergelegt. Aufgrund der Erdrotation erscheinen die hellen Sterne dann nicht mehr punktförmig, sondern als Striche. Zum Bild auf Flickr.
Man erkennt deutlich die Lichtkegel der Scheinwerfer, die von rechts unten nach links oben zielen. Die Burg selbst befindet sich direkt rechts außerhalb des Bildausschnitts. Ein paar Schleierwolken zogen während der rund einstündigen Aufnahmesession vorbei, aber die Sterne waren glücklicherweise hell genug, um trotzdem sichtbar zu bleiben. Die Sterne des Orion sind in der Bildmitte zu sehen. Der orangefarbene Strich stammt von dem roten Überriesen Beteigeuze. Der auffallend pinkfarbene Strich unterhalb der Bildmitte ist die Spur des berühmten Orionnebels M42, einer aktiven Sternentstehungsregion. Mit größeren Brennweiten (und automatischer Nachführung) ist der Orionnebel ein sehr spektakuläres Objekt. Vielleicht ergibt sich in den kommenden Wintermonaten noch die eine oder andere Gelegenheit, um ihn etwas detailreicher zu fotografieren.
(THK)
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