
Die Wettervorhersage kündigte ein großes Wolkenband an, aber vor dem Eintreffen des selbigen blieb zum Glück noch genug Zeit für ein paar detaillierte Mondbilder. Diesmal wurde neben der üblichen „Optik für schnelle Einsätze“ noch ein anderes kleines Teleskop verwendet. Das nebenstehende Bild entstand mit einem achromatischen Refraktor, der über 80 Millimeter freie Öffnung und 400 Millimeter Brennweite verfügt. Sogar bei der geringen Brennweite passt der Mond nicht komplett auf den kleinen Sensor der Kamera, so dass zwei Bilder mit dem Image Composite Editor zusammengefügt wurden. Dabei war jedes Bild das Ergebnis eines Stackings aus knapp 2.000 Videoframes. Zum Bild auf Flickr.
Achromatische Linsenteleskope wie dieses zeigen bauartbedingte Farbfehler, und der Farbfehler ist auch auf dem Bild erkennbar, wenn man genau hinschaut: Er sorgt für den nicht ganz farbreinen Mondrand. Allerdings dient dieser Refraktor vorrangig anderen Zwecken und nicht der Erstellung detailreicher Mondbilder, so dass der Farbfehler der Optik vernachlässigbar ist. Für Oberflächendetails ist die Brennweite ohnehin etwas zu klein.
Anders bei der oben erwähnten „Optik für schnelle Einsätze“ – dabei handelt es sich um ein Maksutov-Teleskop mit 1.250 Millimetern Brennweite. Bauartbedingt weist es keinen Farbfehler auf, und die Brennweite erlaubt bei entsprechend guten Bedingungen die Beobachtung zahlreicher Oberflächenstrukturen auf dem Mond. Beide Teleskope wurden nacheinander auf einer alten parallaktischen Montierung befestigt, mit der Erdrotation ausgeglichen werden kann: Dreht man an einer flexiblen Welle, bleibt das Beobachtungsobjekt in der Bildmitte – zumindest mehr oder weniger. Bei 1.250 Millimetern Brennweite ist die Nachführung per Hand schon sportlich, insbesondere wenn gelegentliche Windböen das Unternehmen „Mondmosaik“ erschweren.

Insgesamt war das Seeing (also der Grad der Luftunruhe) aber akzeptabel. Während bei den 400 Millimetern Brennweite zwei Bilder für eine komplette Ansicht des Mondes reichten, waren bei der viel größeren Brennweite des Maksutov-Teleskops schon fünf Bilder notwendig, um den Mond in seiner gesamten Pracht darzustellen.
In der Großansicht auf Flickr sind viele markante Oberflächenformationen zu sehen, beispielsweise die auffällige Kraterkette nahe der Tag-Nacht-Grenze, bestehend aus Theophilus (ca. 101 Kilometer Durchmesser), Cyrillus (ca. 98 Kilometer Durchmesser) und Catharina (ca. 101 Kilometer Durchmesser). Südlich der drei Krater sticht eine helle Linie ins Auge. Diese als Rupes Altai bezeichnete Formation ist eine mehrere hundert Kilometer lange Steilwand.
Das Bild veranschaulicht schön, dass der plastische Eindruck der Oberflächenstrukturen in der Nähe der Tag-Nacht-Grenze stärker ist. Das liegt daran, dass das Sonnenlicht dort in einem flacheren Winkel auftrifft, so dass die Kraterwälle, Berge usw. längere Schatten werfen. Die Regionen, die in einem steileren Winkel beleuchtet werden, zum Beispiel das dunkle Mare Crisium in der Mitte rechts, wirken dagegen relativ konturlos und „matschig“. Auch die sechs Einzelbilder dieses Mosaiks basieren auf einem Stackingprozess mit jeweils knapp 2.000 Videoframes, wodurch die störende Luftunruhe auf den Bildern erheblich reduziert werden konnte.
(THK)
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