In unregelmäßigen Abständen erreichen uns Anfragen über die sozialen Medien oder per Email mit Links zu Bildern, die vermeintlich ungewöhnliche Phänomene am Himmel zeigen sollen. Ein Beispiel für derartige Gebilde zeigt das nebenstehende Bild. Ähnliche Bilder werden verlinkt oder per Email zugesandt mit der Bitte um eine Erklärung. Nicht selten werden die Anfragen durch eigene Vermutungen ergänzt. Beispielsweise soll es sich dabei um Kometen, Meteore oder um Weltraumschrott handeln, der in die Erdatmosphäre eingetreten ist und verglüht.
Kometen lassen sich als Erklärung ausschließen. Gäbe es einen aktuellen Kometen, der bereits in der Abend/Morgendämmerung so hell leuchtet, würden sich zahlreiche Amateur- und Profiteleskope auf ihn richten. Solch ein Jahrhundert-Ereignis würde gerade in der heutigen Zeit der internationalen medialen Vernetzung nicht lange unentdeckt bleiben. Davon abgesehen sind Kometen oft über viele Wochen oder gar Monate zu bestaunen, insbesondere wenn sie so hell sind. Als schönes Beispiel dafür sei an dieser Stelle mal der Komet Hale-Bopp erwähnt, der 1997 für Aufsehen sorgte.
Meteore dürften bei den allermeisten Sichtungen dieser „Phänomene“ als Erklärung auch wegfallen. Zunächst einmal müsste der Meteoroid recht groß und massereich sein. Die meisten Meteore werden durch winzige Objekte von der Größe eines Staubkorns verursacht. Außerdem bewegen sie sich extrem schnell am Himmel und können nicht mehrere Minuten lang verfolgt werden. Sogar besonders große Exemplare wie etwa der Tscheljabinsk-Meteor von 2013 waren nur einige Sekunden lang zu sehen und haben ein anderes Erscheinungsbild mit wesentlich längeren Schweifen.
Aber was ist es denn nun?
Meistens ist die Erklärung viel simpler als erwartet (oder erhofft) – so auch hier: Es sind Flugzeuge. Wenn sie in Richtung der untergehenden oder aufgehenden Sonne fliegen und tief am Horizont zu sehen sind, sind sie entsprechend weit vom Beobachter entfernt. Er sieht sie aus einem flachen Winkel, während die Sonne die Abgasstrahlen von unten anleuchtet. Bei den gegebenen Lichtbedingungen sieht das dann oft wie ein Feuerschweif aus, was zu den Verwechslungen mit nicht alltäglichen Phänomenen am Himmel führt.
Durch bestimmte Wetterbedingungen kann dieser Eindruck noch verstärkt werden. Wenn die Luftfeuchtigkeit in der Reisehöhe des Flugzeugs vergleichsweise gering ist, bleibt sein Abgasstrahl nicht so lange erkennbar und löst sich recht schnell wieder auf. Der aus der Perspektive des Beobachters ohnehin schon verkürzte Abgasstrahl erscheint dadurch noch kürzer. Der Beobachter vergleicht den Eindruck mit seinen Erinnerungen an normale Flugzeuge mitsamt längerer Abgasstrahlen und kommt fälschlicherweise zu dem Schluss, dass dies etwas anderes sein muss.
Die Geometrie von Sonne, Beobachter und Flugzeug spielt hier die Hauptrolle. Entfernt es sich in einer geraden Linie vom Beobachter, scheinen die Abgasstrahlen direkt nach oben zu entweichen, was im Licht der tiefstehenden Sonne so aussieht, als würde ein Objekt in Richtung Erde stürzen und dabei verglühen. Aufgrund der Geometrie ist es auch so, dass die hohe Geschwindigkeit des Flugzeugs nicht wahrnehmbar ist und es für den Beobachter so aussieht, als würde es sich nur langsam am Himmel bewegen.
Diese Erklärung lässt sich leicht bestätigen, indem man Flugzeuge verfolgt, die direkt der auf- oder untergehenden Sonne entgegenfliegen. Man wird feststellen, dass sich ihre Abgasstrahlen verkürzen, je näher sie dem Horizont kommen. Stimmen die Geometrie und die Wetterbedingungen einigermaßen, kann man solche oder ähnliche Bilder von Phänomenen machen, die auf den ersten Blick zwar ungewöhnlich aussehen mögen, aber doch ganz und gar irdischen Ursprungs sind.
(THK)
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